Viele Browserzeilen steuerten am Vormittag auf dfg.de. Denn dort erfuhr man, an wen im Jahr 2018 der wichtigste deutsche Forschungsförderpreis geht – der „Förderpreis im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), kurz Leibniz-Preis. Vier Wissenschaftlerinnen und sieben Wissenschaftler bestanden vor den Gutachtern unter 136 Nominierungen. Darunter ist auch der Mathematiker Prof. Dr. László Székelyhidi von der Universität Leipzig.

201712 leibniz szekelSzékelyhidi mit Gömböc

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich maximal zehnfach von der DFG verliehen und gilt nicht zu Unrecht als „nationaler Nobelpreis“. Laureat zu sein, ist in hohem Maß ehrenvoll und profitabel, für manche sogar ein Omen: Bisher erhielten sieben Ausgezeichnete auch den Nobelpreis. So sollte man auch den weiteren Weg Székelyhidis im Blick behalten, teilt er sich doch mit dem Göttinger Festkörperphysiker Claus Ropers einen weiteren Titel: Beide sind mit vierzig Jahren die jüngsten Preisträger 2018.

Aber beglückwünschen wir zunächst:

  • Prof. Dr. Jens Beckert, Soziologie, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln
  • Prof. Dr. Alessandra Buonanno, Gravitationsphysik, Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut), Potsdam
  • Prof. Dr. Nicola Fuchs-Schündeln, Wirtschaftswissenschaften, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main
  • Prof. Dr. Veit Hornung, Immunologie, Genzentrum, Ludwig-Maximilians-Universität München
    und
    Prof. Dr. Eicke Latz, Immunologie, Universitätsklinikum Bonn, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • Prof. Dr. Heike Paul, Amerikanistik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Prof. Dr. Erika L. Pearce, Immunologie, Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik, Freiburg/Breisgau
  • Prof. Dr. Claus Ropers, Experimentelle Festkörperphysik, Georg-August-Universität Göttingen
  • Prof. Dr. Oliver G. Schmidt, Materialwissenschaften, Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden und Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Technische Universität Chemnitz
  • Prof. Dr. Bernhard Schölkopf, Maschinelles Lernen, Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Tübingen
  • Prof. Dr. László Székelyhidi, Angewandte Mathematik, Universität Leipzig

Zehn Preise für elf Leute? Ja, neun der Ausgezeichneten erhalten je ein Preisgeld von 2,5 Millionen Euro, zwei Wissenschaftler teilen sich einen Preis zur Hälfte mit je 1,25 Millionen Euro. Diese Gelder können die Preisträgerinnen und Preisträger bis zu sieben Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre Forschungsarbeit verwenden. Verliehen werden die Leibniz-Preise 2018 am 19. März in Berlin.

Die DFG begründet die Vergabe an Székelyhidi so:
Für seine bedeutenden Forschungsergebnisse in der Theorie partieller Differentialgleichungen erhält László Székelyhidi den Leibniz-Preis 2018. Die von ihm entwickelten Methoden bereichern in der Mathematik den Austausch zwischen Geometrie und Analysis. Seine neuen Einsichten haben eine über das Fachgebiet weit hinausragende Bedeutung, beispielsweise für das Verständnis der Euler-Gleichungen der Hydrodynamik und das der Elastizitätstheorie der Kontinuumsmechanik. Für die Mathematik stellen die Euler-Gleichungen seit über 200 Jahren eine große Herausforderung dar. Székelyhidi konnte hier gemeinsam mit Camillo De Lellis neue Zugänge entwickeln, um nichtglatte Lösungen der Euler-Gleichungen zu konstruieren. Diese haben zu einem vollständigen Beweis der Onsagerschen Vermutung geführt, die besagt, dass Lösungen mit zu geringer Hölder-Stetigkeit die Energie nicht erhalten, sondern auch verkleinern oder auf unphysikalische Weise vergrößern können. Im Bereich der Elastizitätstheorie der Kontinuumsmechanik gelang Székelyhidi bereits in seiner Doktorarbeit die Konstruktion eines polykonvexen Variationsproblems mit einer nirgends differenzierbaren Extremalen. Zusammen mit Daniel Faraco konnte er zudem mit einem Kompaktheitsresultat, das in engem Zusammenhang mit der Morrey-Vermutung steht, einen weiteren wissenschaftlichen Durchbruch erzielen.

László Székelyhidi studierte Mathematik an der Oxford University und schrieb seine Dissertation am Leipziger Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften. 2003 wurde er an der Universität Leipzig promoviert, gefolgt von Aufenthalten in Princeton und an der ETH Zürich. 2007 folgte er zunächst einem Ruf an die Universität Bonn; seit 2011 ist er Professor am Mathematischen Institut der Universität Leipzig. Er erhielt 2017 einen Consolidator Grant des European Research Councils.

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