Giovanni Domenico Cassini
Planetenkundler am Hofe des Sonnenkönigs
(* 8.6.1625 in Perinaldo bei Sanremo, + 14.9.1712 in Paris)


Am 14. September vor 300 Jahren starb der berühmte italienische Mathematiker und Astronom Giovanni Domenico Cassini. Daher möchten wir seiner an dieser Stelle gedenken.

Über Cassinis Jugend in Italien ist nicht viel bekannt. Seine Eltern waren Jacopo Cassini und Julia Crovesi; bei diesen wuchs er aber nicht auf, sondern bei einem Bruder seiner Mutter. Als Junge lernte er in einer Jesuitenschule in Genua und dann im Kloster San Fructuoso. Früh zeigte er Interesse an Mathematik, Astrologie und Astronomie. Nach allem, was wir wissen, glaubte er nicht an die Vorhersage der Zukunft auf Basis der Beobachtung der Gestirne; dennoch erhielt er ausgerechnet in diesem Gebiet seine erste Anstellung: 1644 holte ein Senator der norditalienischen Stadt Bologna, Marquis Cornelio Malvasia, Cassini in seine Stadt. Der Marquis war sehr an Astrologie interessiert und gab Cassini einen Posten am neuen Observatorium Panzano. Cassini arbeitete dort, finanziell unterstützt durch Malvasia, und studierte parallel bei den Jesuiten Giovanni Battista Riccioli und Francesco Maria Grimaldi.

1650 wurde Cassini - ebenfalls auf Vermittlung des Marquis Malvasia - Professor für Mathematik und Astronomie an der Universität von Bologna. Er erhielt nach dem Tod von Bonaventura Francesco Cavalieri dessen Lehrstuhl. Nebenher arbeitete er auch als Ingenieur und beriet den päpstlichen Gerichtshof in Fragen des Wassermanagements. 1663 wurde er Berater des Papstes in Fragen des Festungsbaus, 1665 Superintendent für Wasserbau für das päpstliche Territorium; eine Daueranstellung bei der Kirche lehnte er jedoch ab. Er blieb lieber Professor für Mathematik und Astronomie in Bolgna und beobachtete als solcher insbesondere Kometen. Seine Studien mündeten 1664 in ein neues Modell, das besagte, dass sich Kometen auf Kreisbahnen um die Sonne bewegten.

Ab 1664 konnte Cassini auf neue leistungsfähigere Teleskope des berühmten Linsenschleifers Giuseppe Campani aus Rom zurückgreifen. Mit diesen Instrumenten machte Cassinsi große Fortschritte. Es gelang ihm, die Rotationsgeschwindigkeit des Jupiters zu bestimmen; er beobachtete, dass die Jupiter-Pole abgeflacht sind und er entdeckte farbigen Streifen und Flecken auf der Jupiter-Oberfläche; Cassini gilt als (Mit-)Entdecker des Roten Flecks. Zwei Jahre später maß er die Rotationsgeschwindigkeit des Mars mit erstaunlicher Präzision. 1668 veröffentlichte er Beobachtungen über die Monde des Jupiter; Fehler in seinen Daten versuchte er mit der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit zu begründen.

Im selben Jahr wurde er an den Hof des französischen König Ludwigs XIV. eingeladen, um das Observatorium in Paris aufzubauen. Aus einem anfänglich als befristet geplanten Aufenthalt wurde eine Anstellung auf Lebenszeit; 1671 übernahm er die Leitung des Observatoriums. Hier entdeckte er vier Saturnmonde: Iapetus (1671), Rhea (1672), Tethys (1684) und Dione (1684), sowie die heute nach ihm benannte Lücke in den Saturnringen (1675); obendrein vermutete er, dass die Ringe des Saturns aus kleineren Satelliten bestehen - eine vom Prinzip her richtige Annahme. Cassinis bedeutende Ergebnisse beim Studium des Saturn und seiner Monde war auch der Grund dafür, dass eine europäisch-amerikanische Saturnmission mit Start im Jahre 1997 - und erreichen des Saturns knapp 7 Jahre später - den Namen Cassinis-Huygens erhielt.

Die Stellung der Jupitermonde nutzte Cassini übrigens zur Bestimmung des aktuellen Längengrades des Beobachters. So konnte er die Parallaxe der Sonne (scheinbare Veränderung der Position der Sonne) und damit den Abstand Sonne-Erde berechnen. Von 1709 an übernahm Cassinis Sohn Jacques die Beobachtung der Himmelskörper. Zwei Jahre später erblindete Cassini. - Cassinis Lebenslauf ist ein gutes Beispiel dafür, zu welchen - in diesem Fall astronomischen - Höchstleistungen die Mathematik beflügeln kann.

Weitere Bilder:
Cassini-Huygens-Mission auf dlr.de
Cassini auf Wikipedia Commons
tgt