Life of Pi - jetzt auch mit Oscar - hat ja nur am Rande mit dem mathematischen π zu tun, sondern mehr mit dem französischen Wort für "Schwimmbad". Nichtsdestotrotz ist π ein Dauerbrenner in der mathematischen wie in der nicht-mathematischen Literatur. Wohl keiner Zahl wurden bisher mehr Bestseller gewidmet - seit Jahrtausenden. (Man denke an die biblische Abschätzung π=3,0. Apropos: Kennen Sie dieses ultimative Pi-Buch?)

Die Popularität von π in der Wissenschaft beruht vermutlich darauf, dass diese Zahl -- aus welchen Gründen auch immer -- fast überall auftaucht, rund um den Kreis sowieso, aber auch im Dreieck und im engeren und weiteren Zusammenhang mit allen trigonometrischen Funktionen (und damit auch der komplexen Exponentialfunktion). So kommt es, dass die Summe 1 - 1/3 + 1/5 - 1/7 + 1/9... gegen π/4 konvergiert -- wenn das mal nicht überraschend ist!

Jahrhunderte lang waren solche Reihenentwicklungen auch das Mittel der Wahl, wenn man π berechnen wollte, selbst im Computerzeitalter, in dem π noch immer mit Schlagzeilen wie "10 Trillion Digits of Pi" punkten kann.

Doch was nützt es, die zehntrilliardste Stelle von π zu kennen? Berechtigte Frage. Antwort: die Ziffer an sich ist komplett unwichtig. Spannend wird es, wenn man auf die Methode blickt. Und da gab es in den letzten zehn Jahren, von der Öffentlichkeit ziemlich unbeachtet, eine kleine Revolution: Man kann heute die (hexadezimal oder binär) n-te Stelle von π berechnen, ohne die Stellen davor zu kennen! Wer die ersten zehn Trilliarden Stellen von π auf seiner Festplatte haben will, dem nützt die erstaunlich einfache Formel von Simon Plouffe, Jon Borwein und David Bailey nichts: Die neue Methode ist wohl nicht wesentlich einfacher, als sich eine Reihenentwicklung zu schnappen und einen großen Computer anzuwerfen. (Obwohl das noch bewiesen werden muss.)

Der Punkt ist: Die Bailey-Borwein-Plouffe-Formel wurde mit Hilfe einer Computersuche entdeckt (und hinterher von Hand bewiesen). Und die Autoren, allen voran Jonathan und sein Bruder Peter Borwein, sehen das als einen neuen Weg, mathematische Entdeckungen zu machen. Anlass genug ist es allemal, sich ein bisschen damit zu beschäftigen und sich so für den Pi-Tag 3/14 alias 14.3. vorzubereiten!

Andreas Loos