Wanka wird Bundesministerin für Bildung und Forschung!

Die neue Bundesministerin für Bildung und Forschung ist eine Mathematikerin - eine "sichere Wahl", schreibt Roland Preuss in der Printausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 11. Februar 2013 auf Seite 2. Damit meint er offenbar zweierlei: zum einen eine sichere Partie für Kanzlerin Merkel, die selbst promovierte Physikerin ist und sich nun eine promovierte Mathematikerin ins Kabinett holt. Da ist man vor Überraschungen sicher. Die Herkunft beider Naturwissenschaftlerinnen aus Ostdeutschland ist sicher auch eine wichtige Gemeinsamkeit.

Preuss verweist in seinem SZ-Artikel aber auch auf die langjährige Erfahrung von Frau Wanka in der Bildungspolitik. Von 2000 bis 2009 war sie Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, ab 2012 war sie Ministerin für Wissenschaft und Kultur in Niedersachsen. Zuvor war sie sechs Jahre lang Rektorin der (Fach-)Hochschule Merseburg in Sachsen-Anhalt. An diese war sie 1993 als Professorin für Ingenieurmathematik berufen worden. Frau Prof. Wanka kennt sich also in der Hochschullandschaft aus, kennt die Stärken und Schwächen der Fachhochschulen und Universitäten, hatte genug Zeit, sich auch in Schulthemen einzuarbeiten - kurzum, die neue Bundesministerin für Bildung und Forschung weiß, wovon sie spricht und was von ihr erwartet wird - das ist immer gut, nicht nur im Wahljahr 2013.

Apropos Erwartung: Unter der Überschrift "Wunschzettel für Wanka" fasst spiegel-online die Forderungen an die neue Bildungsministerin so zusammen: "Sie müsse das Bafög novellieren, ihre Ansichten zu Studiengebühren korrigieren und überhaupt mehr Geld ausgeben." DIE ZEIT charakterisiert Frau Wanka als "kompetent, penibel und konservativ" und legt die Hand gleich in eine Wunde: Frau Wanka hat immer an Studiengebühren geglaubt und sich für diese ausgesprochen - durchgesetzt haben sich diese aber nicht. Inzwischen erhebt nur noch Bayern als einziges Bundesland Studiengebühren - und denkt laut darüber nach, sie ebenfalls abzuschaffen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung geht relativ streng mit der CDU-Politikerin ins Gericht. Heike Schmoll (FAZ) verweist in ihrem Artikel vom 20. Februar darauf, dass Frau Wanka in ihren bisherigen politischen Ämtern vergleichsweise wenig Akzente setzte. Auch erinnert Heike Schmoll daran, dass Frau Wanka sich erst kürzlich mit Bayern und Sachsen für einen Bildungsstaatsvertrag eingesetzt hat, der die Länderhoheit in Bildungsfragen festigen soll und schlussfolgert: "Als Bundesbildungsministerin dürfte ihr das die Verhandlungen über eine künftige Kooperation mit den Ländern nicht erleichtern."

Wir dürfen also gespannt sein, wie sich die Mathematikerin, die auch langjähriges Mitglied der Deutschen Mathematiker-Vereinigung ist, in der Bundespolitik schlägt. Wir wünschen ihr dafür alles Gute!

Johanna Wanka ist seit 1991 Mitglied der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV). Davor war sie Mitglied in der Mathematischen Gesellschaft der DDR, die sich 1991 mit der DMV zusammenschloss.
Außerdem hat sie zur Zeit das Amt der Schirmherrin für den DMV-Abiturpreis inne.

Thomas Vogt