Das mathematische Institut der Universität Freiburg hat eine neue Adresse, ganz ohne Umzug: Die Straße heißt neuerdings Ernst-Zermelo-Straße. Seit heute Vormittag (11.April) hängt ein neues Straßenschild, bald werden auch Google Maps sowie Signaturen und Visitenkarten der Freiburger nachziehen.

Die Stadtverwaltung wollte den seit 1889 bis kürzlich gültigen Namen der Straße im Stadteil Herdern nicht länger beibehalten. Nach Beratung durch ein Expertengremium befand man, dass ihr ehemaliger Namensgeber Alexander Ecker eine weniger unkritische Form der Erinnerungskultur verdient. „Er war Vordenker des Sozialdarwinismus. Seine Arbeiten dienten der Begründung rassistischer Ideologien des 20. Jahrhunderts“, heißt es dazu im Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 28. November 2017, das den Beschluss festhält.

So wurden am 11.04. neue Straßenschilder montiert, die zuoberst des einflussreichen Mathematikers Ernst Zermelo gedenken.

20180411 095054Foto: Roswitha Schönfeld/Uni Freiburg

Text auf dem Hauptschild:
Ernst-Zermelo-Straße
Prof. Dr. Ernst Zermelo,1871 - 1953, Mathematiker, 1945 - 1953 Honorarprofessor an der Universität Freiburg. Er hat die Mengenlehre, eine Grundlagendisziplin der Mathematik, geprägt.

Ernst Zermelo war von 1926 bis 1935 und von 1946 bis zu seinem Lebensende 1953 Honorarprofessor an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität. Er prägte die Mengenlehre. Das Axiomensystem, auf dem heute die gesamte Mathematik aufbaut (Zermelo-Fraenkelsche Mengenlehre), stammt zum größten Teil aus seiner Feder.

Unter dem Straßennamen kommentiert ein anderes Schild die Freiburger Umtaufe: „Diese Straße war von 1889 bis 2017 nach Alexander Ecker benannt − einem federführenden Vordenker des Sozialdarwinismus. Die Umbenennung erfolgte aufgrund seiner problematischen Vorreiterrolle als völkischer Rassenideologe.“

Weil Zermelo den von Rektor Martin Heidegger geforderten Hitlergruß bei seinen Vorlesungen nicht leistete, verlor er den Lehrauftrag in Freiburg. „Entfernung von der Universität“ lautete das Ziel eines 1935 gegen Zermelo eröffneten Disziplinarverfahren. Dem zuvorkommend schrieb er an den Fakultätsdekan: „Hiermit teile ich Ihnnen mit, daß ich nach einer Besprechung mit dem stellvertretenden Rektor mich entschlossen habe, auf eine weitere Lehrtätigkeit an der hiesigen Universität zu verzichten, und bitte Sie, mich meinen bisherigen Herren Kollegen bestens zu empfehlen.“ (Quelle)  Zu den genannten Kollegen zählen auch Gustav Doetsch und dessen Assistent Eugen Schlotter, die ihn denunziert hatten.