Mathematik und Kunst, wie passt das zusammen? Antworten auf diese Frage liefert die diesjährige Bridges-Konferenz im österreichischen Linz. Das einzigartige Treffen zwischen Kunstschaffenden und Mathematiker*innen soll Brücken bauen zwischen den scheinbar so weit von einander entfernten Domänen, soll Wege zeigen, auf denen man von der Welt der Zahlen, Formen und Strukturen in die der bildenden Kunst, Musik und Architektur gelangt.

Anknüpfungspunkte zwischen Kunst und Mathematik gab es schon immer: Der berühmte goldene Schnitt, die positive Lösung der Gleichung \(x^2-x-1=0\), taucht als Zahlenverhältnis in zahllosen Kunst- und Bauwerken auf, Renaissancemaler wie Dürer, Da Vinci und Michelangelo studierten die mathematischen Eigenschaften der Zentralperspektive, die Mathematiker*innen heute in der projektiven Geometrie untersuchen, Architekten wie Buckminster Fuller, Oscar Niemeyer und Frei Otto ließen sich für ihre spektakulären Entwürfe immer auch von der Mathematik inspirieren und die Kompositionen von Johann Sebastian Bach sind voller Symmetrien, Wiederholungen und weiterer mathematischer Muster. Die Arbeiten des niederländischen Künstlers M.C. Escher inspirierten die Mathematik gleich mehrfach: Das vom britischen Mathematiker Roger Penrose untersuchte Penrose-Dreieck geht auf Eschers unmögliche Figuren zurück und Eschers Werk Circle Limit III (Bild) ist ein Beispiel für eine Parkettierung der Hyperbolischen Ebene, einer nichteuklidischen Geometrie, in der das Parallelenpostulat nicht gilt.

escher3zu2Eschers "Circle Limits III" stellt eine Parkettierung der Hyperbolischen Ebene dar; in ihr gilt das Parallelen Postulat nicht: Zu jeder gerade g und jedem Punkt P, der nicht auf g liegt, gibt es unendlich viele parallelen von g, die durch P gehen.

Foto: Freie Lizenz

Um den Austausch zwischen moderner Mathematik und Kunst zu fördern und zu festigen, initiierte der Mathematiker Reza Sarhangi im Jahr 1998 die Konferenz Bridges. Die jährlich an wechselnden Standorten stattfindende Konferenz soll Mathematiker*innen wie Kunstschaffende gleichermaßen ansprechen, eingeladen sind daher stets Akteur*innen aus beiden Gebieten. In Workshops und Gesprächen, bei Ausstellungen und bei Vorträgen kommen Akteure beider Disziplinen zusammen, um gemeinsam zu arbeiten, zu diskutieren und um gegenseitig nach Inspiration zu suchen. Begleitet wird das Programm durch Performances, Theater und Musik.

Die diesjährige Konferenz wird vom 16. bis zum 22. Juli im Ars Electronica Center und an der Johannes-Kepler-Universität im österreichischen Linz stattfinden.

Als Vortragende wurden eingeladen:

Lynn Gamwell (School of Visual Arts, New York City, USA), Kunst- und Wissenschaftshistorikerin.

Allan McRobie (University of Cambridge, Cambridge, Vereinigtes Königreich), Ingenieurswissenschaftler.

Peter Paule (Johannes-Kepler-Universität Linz, Linz, Österreich), Mathematiker.

Helmut Pottmann (King Abdullah University of Science and Technology, Thuwal, Saudi-Arabien und Technische Universität Wien, Wien, Österreich), Mathematiker und Informatiker.

Gerfried Stocker (Ars Electronica, Linz, Östereich), Medienkünstler, Direktor Ars Electronica.

Oskar van Deventer (Leidschendam, Niederlande), Designer, Ingeniuer, Erfinder mathematischer Puzzles.

Links:

Homeage der Bridges-Konferenz

Homepage des Ars-Electronica-Center Linz