Hoersaal UniBonnPressestelleBei der MINT-Förderung in Deutschland besteht nach wie vor Handlungsbedarf. Zwar sind in den Ingenieurstudiengängen beachtliche Zuwächse zu verzeichnen, gleichzeitig gehen jedoch die Anfängerzahlen in den Ausbildungsberufen massiv zurück. Zudem wählen immer weniger Schüler einen naturwissenschaftlichen Leistungskurs. Das zeigt das MINT Nachwuchsbarometer 2014, herausgegeben von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Körber-Stiftung. Foto: Leider gibt es immer noch Lücken bei den MINT-Studiengängen. (Foto: Uni Bonn)

Sinkende Beliebtheit und zunehmender Nachwuchsmangel bei MINT

Die MINT-Fächer werden sowohl bei Schülern als auch bei Lehramtsstudierenden unbeliebter: Aktuell entfällt bei der Wahl der Leistungskurse nur ein Anteil von drei Prozent auf Chemie und vier Prozent auf Physik – noch weniger als vor zehn Jahren. Und trotz exzellenter Berufsaussichten für Mathematik-, Chemie- und Physiklehrer entscheiden sich immer weniger Lehramtsstudierende für diese Fächer. Während der Anteil der Absolventen im Fach Physik seit 2003 von 4,5 auf 2,8 Prozent sank, stieg er in Geschichte von 8,5 auf 9,6 Prozent.

Der zunehmenden Akademisierung und steigenden Zahl von MINT-Studienanfängern steht ein gravierender Nachwuchsmangel in den Ausbildungsberufen gegenüber. Besonders stark betroffen sind die Metallberufe mit einem Minus von über 21 Prozent sowie Maschinenbau und Werkzeugtechnik mit einem Rückgang um 12,3 Prozent zwischen 2008 und 2012. „Mit dem MINT Nachwuchsbarometer wollen wir solche kritischen Entwicklungen frühzeitig erkennbar machen“, erläutert Prof. Dr. Ortwin Renn, Mitglied des acatech Präsidiums und wissenschaftlicher Leiter der Studie.

„Nach wie vor gelingt es uns nicht, mehr junge Frauen für Naturwissenschaf-ten und Technik zu begeistern“, so Renn. In den Ausbildungsberufen stagniert ihr Anteil seit Jahren bei etwa zehn Prozent und selbst MINT-begabte junge Frauen studieren in der Mehrheit kein klassisches MINT-Fach. Während junge Männer mit sehr guter Mathematik-Note zu 30 Prozent einen Ingenieurstudiengang wählen, sind es bei den Frauen nur knapp sieben Prozent. Ein Grund für diese Geschlechterunterschiede: Bei der MINT-Förderung durch Eltern und Lehrer werden Mädchen schon früh benachteiligt.

Schüler und Lehrer in den Fokus stellen

„Trotz der verstärkten Bemühungen vieler Akteure ist die Trendwende beim MINT-Nachwuchs noch nicht gelungen“, bilanziert Matthias Mayer, Leiter des Bereichs Wissenschaft der Körber-Stiftung. „Es gilt, die zahlreichen guten Ansätze besser zu vernetzen und zu einer kontinuierlichen und koordinierten MINT-Förderung auszubauen. Die Schule als der Ort, an dem die Grundlage für eine solide MINT-Bildung gelegt wird, muss dabei wieder stärker in den Fokus rücken.“

Über das MINT Nachwuchsbarometer
Das von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Körber-Stiftung herausgegebene MINT Nachwuchsbarometer ist ein bundesweiter Trendreport. Es erfasst das individuelle Interesse für Naturwissenschaften und Technik entlang der gesamten Bildungskette sowie die strukturellen Rahmenbedingungen.

Der ab 2014 jährlich erscheinende Bericht will den gesellschaftlichen Dialog zur Nachwuchssicherung unterstützen. Er soll als Frühwarnsystem, Planungs- und Entscheidungshilfe für Politiker, Pädagogen und Projektmacher dienen. Das MINT Nachwuchsbarometer wird vom Stuttgarter Forschungsinstitut Dialogik erstellt. Es wertet vorliegende Datenquellen umfassend aus und führt die Ergebnisse systematisch in einer Metastudie zusammen.

Über acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
acatech vertritt die deutschen Technikwissenschaften im In- und Ausland in selbstbestimmter, unabhängiger und gemeinwohlorientierter Weise. Als Arbeitsakademie berät acatech Politik und Gesellschaft in technikwissenschaftlichen und technologiepolitischen Zukunftsfragen. Darüber hinaus hat es sich acatech zum Ziel gesetzt, den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu unterstützen und den technikwissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Zu den Mitgliedern der Akademie zählen herausragende Wissenschaftler aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen. acatech finanziert sich durch eine institutionelle Förderung von Bund und Ländern sowie durch Spenden und projektbezogene Drittmittel. Um die Akzeptanz des technischen Fortschritts in Deutschland zu fördern und das Potenzial zukunftsweisender Technologien für Wirtschaft und Gesellschaft deutlich zu machen, veranstaltet acatech Symposien, Foren, Podiumsdiskussionen und Workshops. Mit Studien, Empfehlungen und Stellungnahmen wendet sich acatech an die Öffentlichkeit. acatech besteht aus drei Organen: Die Mitglieder der Akademie sind in der Mitgliederversammlung organisiert; das Präsidium, das von den Mitgliedern und Senatoren der Akademie bestimmt wird, lenkt die Arbeit; ein Senat mit namhaften Persönlichkeiten vor allem aus der Industrie, aus der Wissenschaft und aus der Politik berät acatech in Fragen der strategischen Ausrichtung und sorgt für den Austausch mit der Wirtschaft und anderen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland. Die Geschäftsstelle von acatech befindet sich in München; zudem ist acatech mit einem Hauptstadtbüro in Berlin und einem Büro in Brüssel vertreten.

Ansprechpartnerin für diese Meldung
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Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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