Bund und Länder unterstützen FIZ Karlsruhe, das Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur, bei einem strategischen Paradigmenwechsel: zbMATH (Zentralblatt für Mathematik), der weltweit  renommierte und bislang entgeltpflichtige Informationsservice für die Mathematik, soll in eine Open-Access-Plattform umgewandelt werden. Deren Finanzierung hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) kürzlich auf Basis einer Evaluation durch die Leibniz-Gemeinschaft beschlossen. So entsteht ein bislang einmaliges Forschungswerkzeug, das ab 2021 für die Mathematische Community weltweit frei zugänglich sein wird.

zbMATH2xLogo von zbMATH

Bildquelle: https://zbmath.org/

Die Vision einer Global Digital Mathematics Library hatte die International Mathematical Union bereits 2014 formuliert: Eine kohärente und nachhaltige, offene Plattform, in der alle mathematikrelevanten Informationen und Daten zusammengeführt, umfassend erschlossen und unter einer einheitlichen Oberfläche entgeltfrei genutzt werden können. zbMATH Open soll nun der Nukleus dieser neuen Welt der Mathematik-Informationen werden. In mehreren Ausbaustufen werden künftig alle mathematikrelevanten Informationen und Informationsservices aus  unterschiedlichsten Quellen eingebracht und erschlossen – die Vision wird Wirklichkeit.

Neues Forschungswerkzeug mit offenen Schnittstellen

Ein wachsender Anteil mathematischer Publikationen ist heute Open Access verfügbar, beispielsweise über digitale Bibliotheken wie arXiv und EuDML. Auch Community-Plattformen wie MathOverflow spielen für die Erstellung und den Austausch wissenschaftlicher Informationen eine zunehmende Rolle. Mit ihnen hat sich zbMATH zuletzt sukzessive vernetzt und dadurch zusätzliches Feedback zu den angebotenen Publikationen erhalten.

Mit einer entgeltfrei zugänglichen Open-Access-Plattform entfallen die bisherigen Restriktionen für die Vernetzung  vieler dieser externen Quellen. Für das kollaborative Arbeiten in der Mathematik und den angrenzenden Gebieten, für die weiter führende Forschung sowie für neue Forschungsfragen stehen damit deutlich mehr Inhalte zur Verfügung.

Prof. Dr. Klaus Hulek, DMV-Vizepräsident und Chefredakteur von zbMATH, ist begeistert von den neuen Möglichkeiten: „Mit zbMATH Open wird ein bislang einmaliges Forschungswerkzeug für die mathematische Community und darüber hinaus entstehen. Die Wissenschaft erhält mit ihr innovative Unterstützung bei der Suche und Analyse sowie für die Einordnung mathematischer Informationen.”

Prof. Dr. Volker Mehrmann, Präsident der European Mathematical Society (EMS) ergänzt: „Durch offene Schnittstellen erhält die mathematische Gemeinschaft die Möglichkeit, auf vorhandenen Forschungsergebnissen aufzubauen und die eigenen Entwicklungen in den wissenschaftlichen Wertschöpfungsprozess einzubringen. Dies hilft, neue Innovationspotenziale zu erschließen und die Entwicklung der Wissenschaft nachhaltig zu stärken."

Sabine Brünger-Weilandt, Direktorin und Geschäftsführerin von FIZ Karlsruhe, ergänzt: „Die Ausstrahlung, die mit der neuen zbMATH-Plattform erreicht werden kann, zeigt sich in vielfältigen Anwendungsszenarien. Eines davon ist der Wissenstransfer über die Vernetzung mit Bildungsplattformen, die für die Mathematik relevant sind. Dies wollen wir gezielt vorantreiben auch mit dem Ziel, das Interesse von Jugendlichen an MINT-Themen zu fördern.”

zbMATH ist ein Informationsservice für Mathematiker_innen aus Forschung und Lehre mit vernetzten Informationen zu mathematischen Themen, Autor_innen, Publikationen, Referenzen und Software. Er weist mathematische Publikationen seit dem Jahr 1868 in detaillierter Form nach und bietet Zugang zu mehr als 3,7 Millionen bibliografischen Referenzen aus der weltweiten Fachliteratur sowie zu mathematischer Software. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die mathematische Formelsuche. Autorenprofile bieten gesammelte Informationen zu Autor_innen und ihren Netzwerken sowie zu Journalen. Nutzer_innen von zbMATH können damit Forschungstrends identifizieren und mathematische Forschung evaluieren.

zbMATH wird vom FIZ Karlsruhe produziert und gemeinsam von FIZ Karlsruhe, Heidelberg Academy of Science and Humanities und EMS herausgegeben. Die DMV ist eine der Gesellschafterinnen der FIZ Karlsruhe GmbH und Mitglied der EMS. Zusammengefasst und bewertet durch ein internationales Netzwerk von mehr als 7.000 Wissenschaftler_innen, wird die wissenschaftliche Qualität der Artikel öffentlich transparent. Dieser Qualitätssicherungsprozess findet in der Community hohe Anerkennung.

Weitere Informationen finden Sie auf der Produktwebsite von zbMATH unter  sowie auf unserer Webseite www.fiz-karlsruhe.de

Quelle: Preseinformation des FIZ Karlsruhe vom 16.12.2019

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