John Conway stirbt an COVID-19

NY Times Memorial

John Conway war ein Mathematiker mit außergewöhnlich breiten und doch tief reichenden Interessen. Seine Arbeiten erstreckten sich von der klassischen Geometrie über die von ihm gefundene 196.884-dimensionale Monstergruppe bis ins Unendliche und darüber hinaus.
Ende der 1960er Jahre entdeckte er neue sporadische endliche einfache Gruppen, die Conwaygruppen. Bei den surrealen Zahlen, die Conway 1970 entdeckte, handelt es sich um ein Zahlenkontinuum, bestehend aus reellen Zahlen, aber auch unendlich kleinen (infinitesimalen) und unendlich großen Zahlen.
Conway hatte aber auch eine andere Seite. Er generierte am laufendenden Band neue Ideen für mathematische Spiele, darunter „Conway’s Game of Life“, eine „bis heute populäre Umsetzung der Automaten-Theorie von Stanisław Ulam.“ (wikipedia)
Conway hielt zahlreiche populäre Vorträge, galt als virtuoser, mitreißender Redner, sein Charisma wurde bewundert und verehrt.

John Horton Conway, geboren am 26. Dezember 1937 im englischen Liverpool, interessierte sich schon als Kind für Mathematik, wie seine Mutter erzählte. Im Alter von vier Jahren rezitierte er bereits Zweierpotenzen. Auch konnte er schon früh den Wochentag zu jedem beliebigen Datum berechnen, ein Prinzip, das er und Martin Gardner später in den  „Doomsday-Algorithmus“ überführten. Als ihn der Schuldirektor fragte, was er später werden wolle, soll er geantwortet haben: „Ich möchte Mathematik in Cambridge lehren.“ So ähnlich kam es dann auch. Zunächst studierte er in Cambridge, wurde dort promoviert (1964) und blieb bis 1986, bis er eine Professur in Princeton bekam.

Conway hinterlässt der Nachwelt herausragende Arbeiten auf zahlreichen Gebieten der Mathematik, von Algebra und Geometrie über Gruppentheorie, Spieltheorie und Topologie bis zur Zahlentheorie. Für Viele bleibt er durch sein „Game of Life“ im Gedächtnis.

Conway verlor sein game of life gegen das COVID-19-Virus am 12. April 2020.

Am 24. Mai 2020 gedachte die New York Times der Covid-19-Opfer der Stadt mit einer ganzseitigen Liste, siehe Abb. oben. Auf S.1 oben rechts auch John Conway. (Nachtrag vom 26.05.2020)

Conway auf der Jahrestagung der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 1987 in BerlinConway auf der Jahrestagung der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 1987 in Berlin

Lesetipp: Der Autor Shiobhan Roberts ließ schon 2015 Conways Leben in „Genius At Play: The Curious Mind of John Horton Conway" (Bloomsbury) Revue passieren.

Thomas Vogt