Am 7. Dezember 2021 starb der große belgisch-französische Mathematiker Jacques Tits. Der führende Gruppentheoretiker des 20. Jahrhunderts hatte im Jahr 1996 die Cantor-Medaille der Deutschen Mathematiker-Vereinigung bekommen und im Jahr 2008 den Abelpreis, das Äquivalent zum Nobelpreis in der Mathematik. 
 
Als gebürtiger Belgier begann Jacques Tietz seine Karriere an der Universität Brüssel. 1950 wurde er dort promoviert. Anschließend wurde er Professor an der Universität Bonn, wo er mit Friedrich Hirzebruch zusammen arbeitete. Schon mit seinen ersten Arbeiten erfuhr Tits internationale Anerkennung. Er befasste sich zu dieser Zeit mit den gruppentheoretischen Grundlagen der projektiven Geometrie. Mit seiner Habilitationsschrift gelangte er dann zum Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Er entwickelte eine wirksame Methode zur geometrischen Untersuchung der einfachen Lie'schen Gruppen. Diese erwies sich auf viel breitere Gebiete (algebraische Gruppen, Kac-Moody-Gruppen etc.) anwendbar und wurde unter dem Namen "Theorie der Gebäude" allgemein bekannt. 
 
Von 1975 bis 2000 war Tits  Professor am Collège de France, wo er die Professur für Gruppentheorie inne hatte. Er war 20 Jahre lang Chefherausgeber der Publications mathématiques de l’IHES (1979-1999) und erhielt zahlreiche Preise, darunter den Wolf Preis (1993), die Cantor-Medaille (1996)  und den Abelpreis (2008). 1979 wurde er Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften (Académie des Sciences de Paris), 1995 Mitglied des Ordens Pour le Mérite.
 
JaquesTitsIHES
 Foto: IHES
 
Einen ausführlichen Nachruf schrieb Thilo Küssner auf ScienceBlogs

Lecture held by Abel Laureate Jacques Tits at The University of Oslo, May 21, 2008, on youtube.