Stellungnahme des DMV-Präsidiums zur Kritik am CHE-Ranking (11.2012):

"Wir teilen die grundsätzliche Kritik der Sozialwissenschaftler an der Methodik und Aussagekraft des CHE-Rankings. Diese Kritik trifft auch andere Rankings, das CHE-Ranking ist jedoch insofern besonders problematisch, weil es wegen seiner Prominenz häufig auch offiziell zur Studienortsauswahl empfohlen wird.

Die Tatsache, dass inzwischen auch große und namhafte Universitäten wie die Universität Bonn, die Universität zu Köln und die Universität Hamburg aus dem Ranking ausgeschieden sind belegt, dass das CHE-Ranking auch quer zu den Fachrichtungen grundsätzlich in Frage gestellt wird und in seiner derzeitigen Form ein Auslaufmodell darstellt."

Auch auf der 72. Konferenz der deutschsprachigen Mathematikfachschaften in Kiel hat die KoMa am 25. Mai 2013 die folgende Resolution gegen das CHE-Hochschulranking beschlossen:

Die 72. Konferenz der deutschsprachigen Mathematikfachschaften lehnt das CHE-Hochschulranking ab. Sie schließt sich damit der grundsätzlichen Kritik an Hochschul-Rankings (1) und der methodischen Ausgestaltung des CHE-Rankings im Speziellen an, wie sie bereits von zahlreichen Fachgesellschaften (2) und Bundesfachschaftentagungen (3) formuliert wurde. Sie ruft dazu auf, auf eine Abschaffung des CHE-Rankings hinzuwirken, beispielsweise durch die Blockierung der Datenerhebung in den Fachbereichen oder Einflussnahme auf die relevanten Entscheidungsträger.

Fußnoten:

(1) Unter einem Hochschul-Ranking verstehen wir eine Reihung von Hochschulen nach einem durch die Autoren festgelegten Bewertungsmaßstab. Wir wenden uns explizit nicht gegen die Erhebung oder die Präsentation unbewerteter studienrelevanter Daten, anhand derer Studieninteressierte die Hochschulen nach persönlichen Maßstäben sortieren können.

(2) DGS (Deutsche Gesellschaft für Soziologie), DGPuK (Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommikationswissenschaften), DGfP (Deutsche Gesellschaft für Politikwissenschaften), DMV (Deutsche Mathematiker-Vereinigung), DVPW (Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft), DGfE (Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft)

(3) BuFaTa GeoWiss (Bundesfachschaftentagung der Geowissenschaftlichen Studiengänge in Deutschland), ZaPF (Zusammenkunft aller deutschsprachigen Physik-Fachschaften), PsyFaKo (Psychologie Fachschaften Konferenz), BuFaK WiSo (Bundes-Fachschaften-Konferenz WiSo und WiWi), BuFaTa-ET (Bundesfachschaftentagung Elektrotechnik)

Ergänzung anlässlich des CHE-Rankings vom 5. Mai 2015:

Die DMV koordiniert ihre Haltung und ihr Auftreten dem CHE gegenüber mit der Konferenz der mathematischen Fachbereiche (KMathF), den anderen naturwissenschatlichen Verbänden DPG, GDCh, VBio und DGGV sowie auch mit der GI. Zusammen mit KMathF und GI ist die DMV gemeinsam im Fachbeirat Mathematik/Informatik des CHE vertreten und hat in drei Sitzungen zwischen Mai 2014 und Januar 2015 das neue Ranking mit beeinflusst.

Viele Parameter werden auf Wirken der DMV bzw. obiger Allianz hin in veränderter Form oder gar nicht mehr erhoben. Beispielsweise basiert die Erhebung der Publikationstätigkeiten der Institutionen auf den Daten des MathSciNet der AMS, das als
Publikationsreferenzsystem zusammen mit dem Zentralblatt unbestritten den Spitzenplatz einnimmt.

Nach dieser grundlegenden Überarbeitung wird die DMV und die anderen o. g. Verbände nun die Entwicklung des CHE-Rankings in den kommenden Jahren kritisch verfolgen. In einigen Jahren wird das CHE-Ranking abermals der kritischen Bewertung der Fachbeiräte
unterzogen. Wenn bis dahin begründete Änderungswünsche der bundesdeutschen mathematischen Community die DMV erreichen, wird die DMV im Fachbeirat auf eine entsprechende Änderung des Verfahrens hinwirken.

Dass dies ggf. gelingt, scheint der DMV sicher, denn das CHE ist mit der in den Fachbeiräten geäußerten Kritik und Wünschen sehr konstruktiv und entgegenkommend umgegangen. An ein Boykottaufruf denkt die DMV momentan nicht, ebensowenig die o.g. naturwissenschaftlichen Verbände.

Das DMV-Präsidium im Mai 2015

Thomas Vogt