Im Sommersemester 2023 fanden wieder vier Vorträge von Berliner Wissenschaftler*innen in der Reihe „Mathematische Forschung verstehen“ statt.

Die Vortragsreihe richtet sich an alle, die Interesse und Freude an Mathematik haben, und bietet die Möglichkeit, Zugang zu mathematischer Forschung zu bekommen. Die Vortragenden sprechen auf verständliche Weise über mathematischen Forschungsthemen, geben einen Einblick in ihre eigene Forschungsarbeit und zeigen auf, welche offenen Fragen in dem jeweiligen Gebiet existieren. Die Vorträge sollen das Publikum zum Mitdenken anregen und insbesondere Studierenden zu ersten eigenen Schritten in Richtung Forschung inspirieren.

Den Anfang machte Prof. Christian Haase (FU) mit einem Vortrag über torische Varietäten, die eine Verbindung zwischen Algebra und Geometrie herstellen. Er erklärte auf anschauliche Weise am Beispiel des Satzes von Bernstein-Kushnirenko, wie bestimmte Polytope bei der Lösung von algebraischen Gleichungen helfen können. Außerdem stellte er eine Verallgemeinerung des Satzes aus seiner eigenen Forschung vor und zeigte auf, wie viele leicht formulierbare und doch ungeklärte Fragen es auf  diesem Gebiet noch gibt.

Den zweiten Vortrag hielt Dr. Anna Maria Hartkopf, Projektleiterin des MIP.labor, einer Ideenwerkstatt für Wissenschaftskommunikation an der FU Berlin. Als eine der ersten, die in diesem Bereich promoviert hat, sprach sie über das Wesen und die Relevanz mathematischer Wissenschaftskommunikation, die aufgrund der besonderen Natur der Mathematik spezielle Hürden mit sich bringt. Sie stellte auch die Arbeit des MIP.labor vor, das zusammen mit Wissenschaftsjournalist*innen kreative Medienformate für eine junge Zielgruppe erstellt und durch die wissenschaftliche Evaluation der Projekte gleichzeitig neue Forschungsergebnisse produziert.

Es folgte Prof. Raman Sanyal (FU, Goethe-Universität Frankfurt), der sich u. A. mit dem Simplexalgorithmus beschäftigt. Dieses ist ein Verfahren zum Lösen linearer Optimierungsprobleme, das auch eine geometrische Interpretation zulässt. Sanyal berichtete über seine Forschungsarbeit an einem bestimmten Problem und erzählte, wie er Schritt für Schritt der Lösung näherkam, und dabei auf erstaunliche Verbindungen zu anderen mathematischen Teilgebieten stieß. Seine Erzählung zeigte, wie aufregend und vielseitig mathematische Forschung sein kann, und dass ein mathematisches Konzept, in unterschiedliche Roben gehüllt, an verschiedenster Stelle Verwendung finden kann.

guenter ziegler mathe verstehenProf. Günter M. Ziegler bei seinem Vortrag. Foto: Manuel Staiger.

Im vierten Vortrag stellte Prof. Günter M. Ziegler (Professor für Mathematik und Präsident der FU Berlin) ein außergewöhnliches mathematisches Objekt vor: das 24-Zell. Dies ist eins der sechs regulären vierdimensionalen Polytope (die sogenannten „platonischen Polychora“), das als einziges keine Entsprechung im Dreidimensionalen besitzt. Ziegler erklärte, wie man das 24-Zell geometrisch, kombinatorisch und algebraisch beschreiben kann, und welche besonderen Eigenschaften es im Vergleich zu anderen regelmäßigen Polytopen hat. Auch hier gibt es noch viele offene Forsxhungsfragen.

Die Vorträge, die auf dem Mathematikcampus der FU Berlin stattfanden, versammelten erneut ein vielfältiges Publikum aus Studierenden und Wissenschaftler*innen verschiedener Fachrichtungen, Lehrkräften, Schüler*innen und weiteren Interessierten aus ganz Berlin. Nach den Vorträgen gab es noch die Möglichkeit zum gemeinsamen Verweilen und zum Austausch bei Speisen und Getränken, ermöglicht durch die gemeinsame Unterstützung der Vortragsreihe durch die Berliner Mathematische Gesellschaft und die Deutsche Mathematiker-Vereinigung.

Im kommenden Wintersemester werden weitere Vorträge stattfinden. Eine vollständige Aufstellung der geplanten und vergangenen Vorträge befindet sich hier. Dort findet sich auch der Zugang zu einer Mailingliste, die über zukünftige Vorträge informiert.