Zum Jahreswechsel sei auf Hinweis des Kollegen Andreas Loos an diese schöne Geschichte erinnert:

Im Jahre 1611 veröffentlichte Johannes Kepler ein Büchlein, das er als Neujahrsgeschenk seinem Freund und Gönner, Johannes Matthäus Wacker von Wackenfels, überreichte. Das Buch wurde von Kepler mit „Neujahrsgabe oder Über den sechseckigen Schnee“ (Strena seu de Nive Sexangula) betitelt. In der Vorrede deutet Kepler an, dass das Geschenk auf ein Wortspiel zurückgeht: nix heißt auf lateinisch Schnee, und so überreichte Kepler ein sehr kleines Geschenk - praktisch nix.

Das Buch umfasst gerade mal 24 Seiten, es geht um die Form von Kristallen in der Natur. In seinem Miniopus kommt Kepler auch auf das Stapeln von Kanonenkugeln zu sprechen. Nebenbei äußert er hier die Vermutung, dass man Kanonenkugeln so stapeln muss, wie Markthändler Melonen: Die nächste Lage immer in die Lücken der darunterliegenden. So packe man die Kugeln am dichtesten. Damit entdeckt er eine der Fragen, an der fast 400 Jahre lang geknobelt werden sollte - die Keplersche Vermutung. Bekanntlich wurde sie erst um das Jahr 2000 von Tom Hales und anderen geknackt, mit einem Computerbeweis, der bis jetzt zwar als akzeptiert, aber nicht als vollständig geprüft gilt. Keplers Originalschrift kann - mittlerweile digitalisiert - hier eingesehen werden.

Thomas Vogt, 2011