Mathemacher des Monats Dezember 2015 ist Dittmar Heinritz. Nach einer 20-jährigen Tätigkeit im Kreditgewerbe begann Dittmar Heinritz im Jahr 2004 mit dem Lehramtsstudium. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung zum Lehrer für Grund-, Haupt- und Realschule ist er 2011 in den Schuldienst an der IGS Bad Salzdetfurth eingetreten. Die Integrierte Gesamtschule (IGS) Bad Salzdetfurth wurde 2009 gegründet und befindet sich noch im Aufbau. Aktuell geht es um den Aufbau der Oberstufe. Neben Mathematik unterrichtet Heinritz auch das Fach Gesellschaft, bei dem er momentan kommissarischer Fachbereichsleiter ist. Im Dezember 2012 nahm die Schule zum ersten Mal am Wettbewerb „Mathe-im-Advent“ teil. Mit dem engagierten Lehrer sprach Stephanie Schiemann.

dittmar

(Foto: privat)

Sie sind Lehrer einer Integrierten Gesamtschule. Bitte beschreiben Sie kurz die Besonderheiten Ihrer Schule. Was bietet das Kurssystem für Chancen?

Das Besondere an unserer IGS in Bad Salzdetfurth ist, dass wir eine junge Schule sind, die sich noch im Aufbau befindet. Das bedeutet für alle Beteiligten, also Kollegium, Schüler und Eltern, dass wir uns laufend neuen Fragen und Aufgaben stellen müssen. „Schule im Aufbau“ bedeutet für alle viel Arbeit, bietet aber auch einen entscheidenden Vorteil: Wir setzen uns intensiv mit allen Bereichen unserer Schule auseinander. Nichts kann aus alten Zeiten übernommen werden, sondern alles wird grundlegend durchdacht, hinterfragt, evaluiert und aktualisiert. Laufend überprüfen wir die Qualität unseres Unterrichts. Und das geschieht verstärkt in den differenzierenden Fächer. Das Kurssystem bietet den Schülern die Möglichkeit, sich entsprechend ihrer Fähigkeiten zu bilden. Für uns als Lehrer ist das Kurssystem hilfreich, da wir die Schüler gezielter fördern und beraten können. Hier eröffnet sich die Chance, die zukünftigen Erwachsenen optimal auf ihren angestrebten Schulabschluss vorzubereiten.

Das Kurssystem hat dabei einen entscheidenden Vorteil: Es löst an sich schon eine hohe Motivation zum Lernen aus. Schüler können ihre Stärken und Schwächen sehr gut einschätzen. Sie kennen die Anforderungen, um z. B. in den E-Kurs aufzusteigen oder in ihm zu verbleiben. Sie sind in der Lage, sich selbst realistische Ziele zu setzen. Und sie lernen, was sie selbst dafür tun können. Somit übernimmt der Schüler selbst Verantwortung für sich und seine Leistungen. Das ist m.E. ein ganz wichtiger Schritt hin zu einem mündigen Bürger.

Seit Jahren motivieren Sie Ihre Schüler*innen und Kolleg*innen, bei „Mathe im Advent“ mitzuspielen. Wie schaffen Sie das?

2012 wurden wir zum ersten Mal auf den Wettbewerb aufmerksam. Die Idee und die Art und Weise des Wettbewerbs hat uns begeistert. Als Schule im Aufbau waren wir mit vier Jahrgängen noch sehr jung, waren offen für neue Ideen und haben uns mit großer Akzeptanz im Kollegium für die Teilnahme entschlossen. Ein Gesichtspunkt dabei war sicherlich die einfache Handhabung. Die Organisation wurde mir damals übertragen und ich habe mich bemüht, den Aufwand für die Kollegen niedrig zu halten. Werbung, Auswertung und Preisverleihung habe ich zentral organisiert. Damals haben ca. 220 Schüler teilgenommen. Das hat uns selbst überrascht, denn das war rund ein Drittel aller Schüler. Zu verdanken ist der Erfolg in jedem Fall den Mathe-Kollegen, die die Aufgaben mit ihren Schülern auch im Unterricht besprechen. Als weitere Motivation haben wir auch schulinterne Preise für die aktivsten und besten Klassen bzw. Schüler ausgelobt. Das hat alle Teilnehmer zusätzlich beflügelt, gerade auch in Hinblick auf unsere Klassenpreise. Seit dem nehmen wir jedes Jahr am Wettbewerb teil. Als wir 2013 den Preis für die engagierteste Gesamtschule erhalten haben, konnten wir es erst gar nicht glauben. Die Auszeichnung hat uns sehr berührt – war es doch eine Anerkennung für unseren Einsatz. Und als wir 2014 auch noch die Auszeichnung als Drittbeste Gesamtschule erhielten, war uns klar, dass der Wettbewerb von nun an ein fester Bestandteil unseres Schullebens sein würde.

Wie läuft der Wettbewerb bei Ihnen in der Schule ab? Werden die Aufgaben öffentlich ausgehängt? Sprechen Sie über die Aufgaben und Lösungen im Unterricht?

Wir informieren alle Schüler und Eltern über den Wettbewerb und motivieren sie, bei „Mathe-im-Advent“ teilzunehmen. Die Aufgaben werden nach Bedarf auch im Unterricht besprochen. Einzelne Schüler stellen dabei ihren Lösungsweg vor und wir diskutieren verschiedene Lösungsstrategien. Zusätzlich „stacheln“ wir unsere Schüler an, auch ihre Eltern bei der Lösung der Aufgaben mit einzubeziehen. Und tatsächlich melden uns immer wieder Eltern, dass der Mathe-Adventskalender bei ihnen inzwischen eine Familienangelegenheit geworden ist. Innerhalb der Schule haben wir eine weihnachtliche Wettbewerbswand dekoriert, an der die Aufgaben jeden Tag ausgehängt werden. So ist der Wettbewerb in der Vorweihnachtszeit zu einem täglichen Gesprächsthema geworden.

… sie uns hilft, diese schöne und spannende Welt zu verstehen und mitzugestalten. Dittmar Heinritz


Was macht Ihnen persönlich an diesem Wettbewerb Spaß? Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an „Mathe im Advent“?

Mir gefallen vor allem die Aufgabenstellungen. Die Einbindung der Aufgaben in eine vorweihnachtliche Geschichte ist motivierend. Die mathematischen Inhalte werden spannend und vielschichtig präsentiert. Die Auseinandersetzung mit den Aufgaben fördert das logische Denken. Und ein großer Vorteil ist die Verknüpfung mit den neuen Medien. Die Aufgaben werden online gelöst – ein wichtiger Aspekt für die heutige Jugend. Doch am besten gefällt mir, wenn ich sehe, wie der Wettbewerb die Kommunikation anregt. In dieser hektischen vorweihnachtlichen Zeit nehmen sich Schüler, Lehrer und auch die Eltern Zeit, um sich gemeinsam mit den Aufgaben zu beschäftigen. Das ist einfach toll.

Lassen sich auch Kinder von diesen Wettbewerb begeistern, die sonst weniger mit Mathematik am Hut haben?

Mir ist es wichtig, dass so viele Schüler wie möglich teilnehmen und sich so mit den Aufgaben beschäftigen. Ich motiviere meine Schüler getreu dem Motto „Dabei sein ist alles“. Es kommt nicht immer darauf an, der Beste zu sein. Das kann sonst bei den leistungsschwächeren Schülern zu Frustration führen. Ich finde es viel beachtenswerter, wenn die Kinder es schaffen, in dieser turbulenten Zeit über einen Zeitraum von 24 Tagen regelmäßig – also täglich – eine Aufgabe zu lösen. Und dies versuche ich meinen Schülern zu verdeutlichen. Und wenn sie das auch beherzigen, bin ich begeistert und zeige es ihnen auch. „Wertschätzung“ ist hier wohl der richtige Begriff.

Gibt es noch andere interessante Mathematikangebote an Ihrer Schule? Wenn ja, welche?

Ein fester Bestandteil ist der jährliche Känguru-Wettbewerb. Hier sind auch stets viele Schüler beteiligt. Für die höheren Klassen bieten wir gerade in Hinblick auf die bevorstehenden Abschlussprüfungen Workshops zur Vorbereitung an. Die Schüler sind davon sehr angetan und fordern inzwischen schon selbst diese Angebote ein. Das motiviert uns dann auch, diesen Weg weiter zu gehen.

Wie haben Sie selbst zur Mathematik gefunden?

Schon als Kind fand ich Zahlen spannend. Ich erinnere mich daran, dass ich schon früh mit den Zahlen auf den Nummernschildern der Autos gespielt habe: „Gibt es dort Regelmäßigkeiten?“ oder „ Wie lautet die Quersumme?“ waren Fragen, die mich beschäftigt haben. In der Schule war ich zu Beginn wohl das, was man als „Naturtalent“ bezeichnet. Mathe fiel mir stets leicht und ich musste wenig üben. In der Oberstufe sah das dann allerdings anders aus. Aber ich hab es geschafft. Die ersten 20 Jahre meines Erwerbslebens habe ich mich dann als Bankangestellter auch viel mit Zahlen beschäftigen müssen. Das war mit ein Grund, warum ich mich für Mathematik als Studienfach entschieden habe. Und bis heute macht mir Mathe Spaß. Hoffentlich bleibt das so.