Nach seinem Referendariat 2013 an einem Gymnasium in Wolfenbüttel hat Pascal Wiemerslage seine erste Stelle als Lehrer für Mathematik, Naturwissenschaften und AWT (Arbeit Wirtschaft Technik) an der Integrierten Gesamtschule Gifhorn in Niedersachsen angetreten. Er hat großen Spaß daran, die neue IGS mit aufzubauen und als junger Kollege sogleich die Leitung des Fachbereichs Mathematik und Naturwissenschaften kommissarisch übernommen. Er unterstützt zudem den IT-Bereich seiner Schule als Administrator. Stephanie Schiemann vom DMV-Netzwerkbüro sprach mit ihm.

PascalWiemerslage
(Foto: Privat)

Mit 207 Schüler*innen und 10 Klassen haben Sie sich bei „Mathe im Advent 2014" beteiligt. Damit sind Sie einer der aktivsten Lehrer bei „Mathe im Advent". Herzlichen Glückwunsch! Wie kam es dazu und wie wurde es aufgenommen?

Bereits im letzten Jahr hat unsere Schule – die IGS Gifhorn – bei „Mathe im Advent" teilgenommen. Die Erfahrungen aus dem Vorjahr waren so positiv, dass wir uns in der Fachgruppe darauf geeinigt haben, mit allen Klassen und möglichst allen Schülern an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Alle Kollegen waren begeistert und haben sich die Zeit genommen, sich gemeinsam mit den Schülern für den Wettbewerb anzumelden und einige Aufgaben auch im Unterricht zu thematisieren.
Aufmerksam auf „Mathe im Advent" wurde ich 2013 durch eine meiner Kolleginnen, die ganz zufällig auf diesen Wettbewerb gestoßen war und mich darüber informiert hat. Das Feedback der Schüler ist als äußerst positiv zu bezeichnen. Viele Schüler haben auch die Zeit in den Pausen genutzt, um sich auszutauschen und gemeinsam an den Tagesaufgaben zu knobeln.

Alle zehn Klassen stammen aus der Klassenstufe 5 und 6. Gibt es keine älteren Schüler bei Ihnen?

Wir sind eine Schule im Neuaufbau und befinden uns derzeit im zweiten Jahr. Daher haben wir bislang nur Schüler aus den Jahrgängen 5 und 6. Im nächsten Jahr werden wir sicherlich auch mit den Schüler aus dem siebten Jahrgang teilnehmen.

Wie haben Sie in Ihrer Schule „Mathe im Advent" in den Unterrichtsalltag einfließen lassen?

Die Schüler hatten die Wahl, zwischen der jeweiligen „Mathe im Advent"-Tagesaufgabe oder den „normalen" Aufgaben aus den individuellen Arbeitsplänen. Um allen Schülern die Möglichkeit zu geben, die Aufgaben auch in der Schule zu bearbeiten, hat die Fachgruppe darüber hinaus eine so genannte „Mathe-im-Advent"-Station aufgebaut. Diese bestand aus zwei mit Laptops ausgestatteten Arbeitsplätzen, ausgedruckten Tagesaufgaben und einem Ordner mit den Lösungen der Vortage. Ein gemeinsames Lösen der Aufgaben im Unterricht hat aber selbstverständlich nicht stattgefunden. Die eine oder andere Aufgabe wurde im Rahmen des Mathematikunterrichts thematisiert bzw. im Nachgang die Lösung besprochen.

Eines unserer Ziele mit „Mathe im Advent" ist es, die Vielfalt der Mathematik zu verdeutlichen. Hatten Sie Gelegenheit mit den Schüler*innen auch über solche Dinge zu sprechen?

Die Aufgaben aus dem Mathekalender haben Anlass geboten, mit einzelnen Schülern auch über die Bedeutung und die Vielfalt der Mathematik zu sprechen. Besonders die Aufgaben, in denen bekannte Verfahren aus dem Unterricht für die Lösung hilfreich waren, haben sich hierzu angeboten.

... sie immer und überall ist.                                Pascal Wiemerslage


Nun sind Sie Lehrer einer integrierten Gesamtschule mit einem breiten Spektrum an Schüler*innen. Gibt es bei Ihnen spezielle Konzepte für den Mathematikunterricht? Wie schaffen Sie es, alle Schüler*innen gleichermaßen für die Mathematik zu gewinnen?

Das Spektrum unserer Schüler ist sehr breit. Doch gerade diese Vielfalt sehen wir als Chance für Lernprozesse. So wird Mathematik binnendifferenziert unterrichtet, d.h. alle Schüler lernen gemeinsam im Klassenverband an individuellen Arbeitsplänen. Die Schüler werden nicht in unterschiedliche Kurse eingeteilt. Jeder Schüler kann in seinem Tempo und auf seinem Niveau arbeiten. Besonders bewährt hat sich hier unter anderem das Chef-System: Jeder Schüler ist der Chef für eine bestimmte Aufgabe. Hat jemand eine Frage zu dieser Aufgabe oder möchte jemand wissen, ob er die Aufgabe korrekt bearbeitet hat, muss er sich an den Chef wenden. Somit übernehmen die Schüler Verantwortung im Lernprozess, für sich selbst und für die Mitschüler.
Ein weiterer wichtiger Teil unseres Konzepts ist das Lernbüro Mathematik: Hier arbeiten die Schüler (auch unabhängig vom Thema der aktuellen Unterrichtseinheit) an individuellen Schwerpunkten: Defizite werden aufgearbeitet und vorhandene Stärken werden noch weiter ausgebaut.

Gibt es in Ihrer Schule weitere Beispiele aus anderen Wettbewerben, fachübergreifenden oder projektartigen mathematischen Unterricht?

Zum ersten Mal haben wir in diesem Jahr auch am „Informatik-Biber" teilgenommen. Auch hier waren die Schüler vom Aufgabenformat, den schülernahen Kontexten und der Arbeit am Laptop begeistert. Weiterhin haben wir im letzten Jahr am Pangea-Wettbewerb teilgenommen, an dem wir auch in diesem Jahr teilnehmen werden.
Darüber hinaus ist angedacht, ein schulinternes „Problem der Woche bzw. des Monats" einzuführen, um auch über den Unterricht hinaus mathematisch interessierte Schüler zu fordern. Projekte im Rahmen des Mathematikunterrichts sind für die Zukunft geplant.

Nun war 2014 „Mathe im Advent" ein Projekt im Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft und aus diesem Grunde hatten wir etliche informatikhaltige Aufgaben dabei. Wie wurde es aufgenommen?

Den Informatikgehalt innerhalb der Aufgaben habe ich festgestellt und ich fand ihn gut. Ich habe mit einzelnen Schülern darüber gesprochen und diesen Schülern wurde bewusst, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Mathematik und Informatik gibt. Ähnliche Erfahrungen haben die Schüler bei der Teilnahme am Informatik-Biber gemacht. Auch hier waren die Schüler vom Aufgabenformat und den Inhalten beeindruckt. Dadurch waren die Schüler natürlich sehr motiviert und haben sich besonders viel Mühe bei der Teilnahme gegeben.

Wie sind Sie selbst zur Mathematik gekommen? Gab es da ein besonderes Ereignis oder vielleicht einen besonderen Mathematikunterricht?

Nein, es gab kein besonderes Ereignis. Der Mathematikunterricht in der Schule hat mir immer viel Spaß gemacht. Ich hatte nie Schwierigkeiten und immer gerne mathematische Rätsel gelöst. Später im Studium begeisterte mich vor allem der Bereich Algebra. Schließlich habe ich hier dann auch meine Bachelorarbeit zum Thema „Pseudozufallszahlengeneratoren" verfasst, einem sehr interessanten Thema, das auch im Alltag von großer Bedeutung ist.