Serlo ist ein junges kostenloses Lernportal für Schüler, das sich in kurzer Zeit enorm entwickelt hat. Die Website bietet derzeit erklärende Artikel, thematisch sortierte Beispiele, Aufgaben, Lösungen und Videos zu den verschiedenen Themen der Schulmathematik. Inzwischen verzeichnet Serlo monatlich über 240.000 Besucher. Getragen wird das Projekt von einem gemeinnützigen Verein und ehrenamtlichen Mitarbeitern, vorwiegend Studierenden der Mathematik der beiden Münchner Universitäten. Einer der verantwortlichen Mathematikredakteure ist Felix Zölls – ein Masterstudent der TU München, der über sein Berufspraktikum vor eineinhalb Jahren an dem Projekt Feuer gefangen hat. Stephanie Schiemann vom Netzwerkbüro Schule-Hochschule sprach mit ihm.

Team Serlo 2013

(Foto: obere Reihe v.l.n.r.: Jakob Pfab, NN., Simon Köhl, Julia Richter, David Eibl, Renate Schmeidler, Hannes Ferber, Katharina Winner, Julia Röhrich, Felix Zölls, Hengrui Jiang, Jacob Rohm, Bernd Feldmayer, Julian Kempff; unterer Reihe v.l.n.r.: Stephanie Müller, Laura Pinter, Sophia Grundner-Culemann, Aeneas Rekkas, Tinsaye Abye/Stephanie Müller)

An wen richtet sich Serlo und was bietet es? Nennen Sie gerne auch konkrete Beispiele.

Serlo richtet sich grundsätzlich an alle, die Unterstützung in Mathematik suchen. Damit sind leistungsschwache SchülerInnen genauso gemeint wie Interessierte, die ihr Wissen vertiefen wollen.
Ein typischer Besuch auf Serlo sieht z.B. so aus, dass der Nutzer einen erklärenden Artikel zu einem für ihn relevanten Thema aufruft. Die zahlreich enthaltenen Verlinkungen führen ihn entweder zu weiteren Artikeln oder zu Übungsaufgaben. Die in den zugehörigen Lösungen enthaltenen Hinweise leiten ihn dann wieder zu Artikeln, in denen er Antworten auf sich ergebende Fragen finden kann.

Woher kam die Idee für das Lernportal? Gab es Vorbilder?

Serlo wurde unter anderem deshalb ins Leben gerufen, um der durch kommerzielle Nachhilfe verursachten sozialen Ungerechtigkeit im Bildungswesen entgegenzuwirken. Als Vorbild dient dabei z.B. Wikipedia, da auch hier durch die Zusammenarbeit einer großen Gemeinschaft Wissen zusammengetragen und jederzeit kostenfrei verfügbar gemacht wird.

Wie hat Serlo bislang seine Mitarbeiter gewonnen und die Inhalte generiert und wie soll dies in Zukunft geschehen?

Bislang haben die meisten Mitarbeiter der verhältnismäßig kleinen Redaktion über Praktika in ihren Studiengängen zu Serlo gefunden und zusammen bei der Arbeit an den Inhalten mitgewirkt. In Zukunft soll jedoch eine geographisch unbegrenzte Community entstehen, die nach dem Schwarm-Prinzip die Inhalte immer weiter ergänzt und verbessert. Wir freuen uns über jeden Interessierten, der mitmachen möchte. Auf dieser Seite sind die unterschiedlichen Möglichkeiten detailliert beschrieben. In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf unsere Release-Party für die kommende Version von Serlo hinweisen, zu der natürlich jeder herzlich eingeladen ist.

... sie als grundlegender Baustein der Bildung in jeder Hinsicht keine Grenzen kennt. Serlo-Team


Die Struktur der Website wird gerade komplett überarbeitet. Was soll die neue Struktur an Mehrwert bieten?

Dem Nutzer wird zunächst das neue Design der Seite ins Auge springen. Aus technischer Sicht wird durch die Verwendung eines neuen Textsatzsystems die Kompatibilität zu weiteren Plattformen realisiert. So wird Serlo in Zukunft auch auf Tablets und Smartphones verfügbar sein. Durch eine neue Datenbankstruktur wird die Portierung der Inhalte in weitere Sprachen ermöglicht und die Kommunikation innerhalb der Community vereinfacht. Es wird beispielsweise die Möglichkeit geben, am Ende von Artikeln über Fragen/Anregungen der Nutzer zu diskutieren. Um zu gewährleisten, dass sich dabei keine falschen Aussagen etablieren, werden diese Diskussionen wiederum von qualifizierten Nutzern mit besonderen Rechten betreut.

Wie ich gehört habe, wird auch das Rechtesystem neu aufgesetzt. Wie soll die inhaltliche Qualität damit gesichert werden?

Jeder interessierte Nutzer kann sich durch seine Beiträge auf Serlo für verschiedene Rollen mit entsprechenden Rechten qualifizieren. So wird ein Nutzer, der bereits viele sinnvolle Anregungen eingebracht hat, die Berechtigung bekommen, Inhalte zu ändern. Wer jedoch regelmäßig unpassende oder falsche Beiträge liefert, wird auch keine entscheidenden Rechte erlangen können. Auf diese Weise wird die Qualität der Inhalte zumindest grundlegend abgesichert.

Die Zugriffszahlen steigen stetig. Im September 2011 startete Serlo mit etwa 500 Besuchern, ein Jahr später waren es gut 20.000 monatlich und ein weiteres Jahr später fast 100.000. Jetzt im Januar 2014 gab es bereits über 240.000 Besucher! Wie sehen die Expansionspläne von Serlo aus? Sollen auch andere Fächer hinzukommen? Soll es auch festangestellte Mitarbeiter geben? Nennen Sie gerne Ihre Visionen.

Zum einen werden in Zukunft weitere Fächer auf Serlo angeboten. Außerdem sollen bestehende Inhalte bald in weitere Sprachen übersetzt werden.
Die personelle Entwicklung hängt unter anderem von finanziellen Kriterien ab. In diesem Zusammenhang sind wir auf der Suche nach Förderern sowie nach Lehrstühlen, die Absolventen aus der Mathematik/Didaktik die Möglichkeit bieten, im Rahmen einer wissenschaftlichen Tätigkeit auch weiterhin bei Serlo mitwirken zu können und sich gleichzeitig wissenschaftlich weiterzuentwickeln.

Nun möchte ich noch auf Ihre persönliche Beziehung zur Mathematik zu sprechen kommen. Warum haben Sie Mathematik studiert? Wann ist der Funken für das Fach auf Sie übergesprungen?

Mich fasziniert an der Mathematik, dass sie keine ethnischen Unterschiede oder geographischen Grenzen kennt. Die Sprache der Mathematik, Zahlen und Rechenzeichen, sind auf der ganzen Welt mehr oder weniger identisch.
Auf die Idee, Mathematik zu studieren, bin ich in meinem vorangegangenen Studium gekommen. Dort habe ich festgestellt, dass mich mein damaliges Nebenfach Mathematik so in seinen Bann gezogen hat, dass ich aus diesem Grund den Studiengang wechselte.