Rainer Schwenn ist seit 20 Jahren Aktuar und seit eineinhalb Jahren in Schulen unterwegs, um für seinen Beruf zu werben. Im Versicherungsbereich werden viele Mathematiker*innen gebraucht. Das Tätigkeitsfeld ist spannend und abwechslungsreich. Dies versteht Herr Schwenn auch vortrefflich zu vermitteln. Stephanie Schiemann vom Netzwerkbüro Schule-Hochschule sprach mit Herrn Schwenn.

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(Foto: Rainer Schwenn/privat)

Woher kommt Ihre Motivation an die Schulen zu gehen?
Ich habe Freude daran, junge Menschen für das Mathematik-studium und den Beruf des Aktuars (Versicherungsmathematiker) zu begeistern. Daher nahm ich den Aufruf der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) in Kooperation mit der MINT-Initiative gerne an, als MINT-Botschafter Schüler/innen und Studierende über den Beruf des Aktuars zu informieren. Kurze Zeit später kam bereits die erste Anfrage eines Gymnasiums in St. Leon-Rot, einen Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe "Mathematik im Beruf" zu halten.

Welche Erfahrungen haben Sie in der Schule gesammelt?
Die Schülerinnen und Schüler haben sich gefreut, dass jemand aus der Praxis erzählt und auch anschauliche Beispiele, die nachvollziehbar und verständlich sind, mit ihnen diskutiert. Natürlich waren die Schülerinnen und Schüler zu Beginn des Vortrages etwas zurückhaltend. Ein Dialog hat sich erst richtig ergeben, nachdem ich im Rahmen des Vortrages zu einem Quiz gekommen bin. Hierbei mussten die Schülerinnen und Schüler eine Abschätzung abgeben, welche Kostenmodelle im Rahmen eines Versicherungsvertrages für den Kunden am günstigsten bzw. teuersten sind. Natürlich war hierbei auch die Begründung für die jeweilige Einschätzung ein wesentlicher Punkt der Diskussion.

Was macht ein Aktuar?
Aktuare sind mathematisch ausgebildete Sachverständige, die Fragestellungen aus den Bereichen Versicherung, Bausparwesen, Kapitalanlage und Altersversorgung bearbeiten. In der Lebensversicherung, dem Arbeitsgebiet, in dem ich tätig bin, werden Aktuare in den Bereichen Produktentwicklung, Beitragskalkulation, zur Berechnung von Rückstellungen (insbesondere im Rahmen der Jahresabschlussarbeiten), Berechnung einer angemessenen Überschussbeteiligung sowie zu allen Fragestellungen des Unternehmens, bei welchen versicherungsmathematisches Know-How gefragt ist, eingesetzt. Dies ist z. B. auch in den Abteilungen Rückversicherung, Unternehmensplanung/aktuarielles Controlling, Kapitalanlage (Asset-Liability-Management), Vertriebsunterstützung und Unternehmensbewertung der Fall.
Das Aufgabengebiet des Aktuars ist sehr vielfältig, da Aktuare in vielen Abteilungen eines Lebensversicherungsunternehmens eingesetzt werden können. Es wird nicht nur der "Excel-Spezialist" benötigt, der sich gerne mit Zahlen und Formeln beschäftigt. Man muss auch in der Lage sein, Ergebnisse von Berechnungen in einer für jedermann verständlichen Art und Weise erklären zu können.

... Mathe irgendwie überall drinsteckt und ohne Mathe nichts geht. Ein spannendes Thema für jeden. Rainer Schwenn


Wie wird man Aktuar? Und wie sind Sie persönlich auf die Aktuar-Ausbildung gekommen?

Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) bietet die Ausbildung zum "Aktuar (DAV)" an. Den Abschluss kann man berufsbegleitend erreichen. Hierfür müssen bis zu neun Prüfungen mit vorbereitenden Seminaren absolviert werden. Für eine Aufnahme in die Aktuarausbildung der DAV ist eine mindestens dreijährige Tätigkeit im aktuariellen Arbeitsgebiet nachzuweisen. Während eines Mathematik-Studiums bieten viele Universitäten Vorlesungen an, die später bei der DAV-Prüfung anerkannt werden. Das hat den Vorteil, dass man dadurch die Anzahl der später zu absolvierenden Prüfungen reduzieren kann. Die Kosten für die Fortbildung zum "Aktuar (DAV)" werden üblicherweise von den Unternehmen übernommen. Dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, da für Prüfungs- und Seminargebühren, Reise- und Übernachtungskosten schnell 10.000 € zusammenkommen können. Mein Arbeitgeber hat mir bei meinem Berufsstart sofort angeboten, mich bei dieser Weiterbildung zu fördern.
Nähere Informationen zur Aktuarsausbildung findet man unter www.aktuar.de und dort beim Punkt "Ausbildung".

Wie sehen die Berufsaussichten für Aktuare aus? Was verdient man?
Die Berufsaussichten für Aktuare sind zurzeit sehr gut. Insbesondere durch die Einführung der Solvency-II-Regelungen gibt es eine verstärkte Nachfrage nach Aktuaren. Auch auf längere Sicht werden die Berufsaussichten für Aktuare gut sein. Die Gehälter liegen bei Berufsanfängern in den ersten fünf Jahren im Mittel bei ca. 50.000 € jährlich. Durch Berufserfahrung, Erfolge und Zusatzqualifikationen sind aber deutliche Gehaltssteigerungen im weiteren Berufsleben möglich.

Wie sind Sie persönlich darauf gekommen Mathematik zu studieren? Hat Sie jemand oder etwas Bestimmtes motiviert?
Auf dem Gymnasium hatte ich einen Mathematiklehrer, welcher mich von der 7. Klasse bis zum Abitur begleitete. Er verstand es, Schülerinnen und Schüler für die Mathematik zu interessieren und auch Spaß an der Mathematik zu vermitteln. Er war von Herzen Mathematiker. Bei Beweisen wiederholte er immer überzeugend "Die Mathematik ist messerscharf" und schlug dabei mit der Handkante auf das Lehrerpult - natürlich sehr zur Freude der Schüler. Die jahrelange Motivation blieb bei mir nicht ohne Wirkung. Deshalb entschied ich mich nach dem Abitur mit großem Interesse für ein Mathematikstudium, ohne näher zu wissen, was man damit eigentlich im Berufsleben anfangen kann. Erst später merkte ich, dass für Mathematiker ein sehr breites Berufsspektrum besteht.
Für Anfragen zu Vorträgen an Schulen in der Region Stuttgart/Heidelberg bin ich unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erreichbar.