Schon seit 1986 hält der dynamische 65-jährige, noch immer sehr aktive Mathematik-Professor der FU Berlin, Prof. Dr. Ehrhard Behrends populäre Mathematik-Vorträge für jedermann. Er gründete im Mathe-ist-top-Jahr 2000 das Webportal mathematik.de und moderierte es neun Jahre. Sein jetziges Projekt mathematics-in-europe.eu ist bereits in 14 verschiedene Sprachen übersetzt und umfasst ca. 700 Seiten. Ebenso war er sehr intensiv an den Berliner Mathematik-Aktivitäten zum Jahr der Mathematik 2008 beteiligt, z. B. bei der Mathema-Ausstellung im Deutschen Technikmuseum. Er hielt unzählige populäre Mathematik-Vorträge in der Berliner URANIA, schrieb wöchentliche Mathe-Kolumnen in der „Welt", veröffentlichte Artikel in Zeitschriften wie „Die Zeit" gab Interviews für Stern-TV und verfasste ein Mathematik-Sonderheft für Spektrum der Wissenschaft. Zudem war er Mit-Herausgeber des jetzigen DMV-Abiturpreisbuches „Pi&Co. Kaleidoskop der Mathematik", „Alles Mathematik - von Pythagoras zum CD-Player" und schrieb das populäre Buch „Fünf Minuten Mathematik" - eine Zusammenfassung der schönsten Welt-Kolumnen. Umfangreiche Informationen über Prof. Behrends findet man auf seiner Webseite. Stephanie Schiemann vom DMV-Netzwerkbüro Schule-Hochschule sprach mit Herrn Behrends.

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(Foto: privat)


Wie ist die Begeisterung für die Mathematik bei Ihnen entstanden?
Übergesprungen ist bei mir der mathematische Funke durch meinen Mathematiklehrer in der 8./9. Klasse. Er hat mir persönlich spannende Geometrieaufgaben gegeben, die mich besonders inspirierten und faszinierten und mich letztlich auch zum Mathematikstudium motivierten. In meiner Familie hatte ich diesbezüglich keine Vorbilder.

Seit 2009 sind Sie Vorsitzender des „rpa committee" (rpa = raising public awareness of mathematics) der „European Mathematical Society" (EMS) und in dieser Funktion zuständig für den Aufbau des Webportals mathematics-in-europe.eu. Erzählen Sie doch bitte etwas über Ihr aktuelles Projekt.
Gefördert wird das umfangreiche Projekt, wie auch schon mathematik.de, von der Münchener Rückversicherung Munich RE. Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich, denn zahlreiche Hilfskräfte, die Informationen sammeln und übersetzen, stehen mit helfend zur Seite.
Besonders interessant ist unser 14-sprachiges mathematisches Begriffslexikon und das Lexikon mathematischer Zeichen, in dem bereits 600 Worte und Zeichen Platz gefunden haben. Manches ist in den verschiedenen Sprachen sehr ähnlich, andere wie z. B. das Wort „Menge" sehr verschieden: engl. „set", franz. „ensemble", span. „conjunto", bask. „multzo", ital. „insieme", russ. „množestvo", türk. „küme", ungar. „halmaz", poln. „zbiór" und griech. „synolo".
Wir suchen übrigens noch Leute, die Lust haben mitzumachen. Also jeder Helfer und jede Idee ist herzlich willkommen! Man möge sich bei mir melden.

... sie für viele Anwendungen wichtig, faszinierend und für das Verständnis unserer Welt unerlässlich ist. Ehrhard Behrends


Hatte Ihrer Meinung nach das Jahr der Mathematik eine durchschlagende Wirkung? Was sollte noch vertieft werden?

Ich finde, dass das Jahr sehr erfolgreich war. Wichtig wäre, dass das Engagement anhält, unser Fach für die Öffentlichkeit darzustellen.

Was spielt in Ihrem Leben neben der Mathematik noch eine Rolle?
Neben der Mathematik gilt mein Hauptinteresse der Musik. Beginnend mit der Gitarre habe ich meine musikalische Leidenschaft auch auf dem Klavier ausgelebt und später mit Blasinstrumenten, wie der Querflöte und dem Saxophon. In Vorträgen habe ich dann auch immer wieder die Mathematik und die Musik in Beziehung gesetzt. Dieses Jahr werde ich z. B. in Finnland noch einen Vortrag über Euler und Musik halten.
Man sagt ja, dass mathematische und musikalische Neigungen häufig zusammenfallen. Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne nur wenige Mathematiker, die auch musikalisch talentiert sind.