Frau Dr. Cynthia Hog-Angeloni vom Institut für Mathematik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ist Mathemacherin des Monats August 2010.
Neben ihrer mathematischen Forschungsarbeit ist sie auch noch Chefredakteurin der Schülerzeitschrift "MONOID" und engagiert sich bei Schülerakademien in Hessen und Rheinland-Pfalz. Thomas Vogt vom Medienbüro Mathematik der DMV sprach mit Frau Hog-Angeloni über Ihre Leidenschaft für Mathematik und ihre Aktivitäten für Schülerinnen und Schüler.

Cynthia Hog Angeloni 2002 250

(Foto: privat)


Welches war Ihr erstes mathematisches Erlebnis?
Genauer gesagt war es ein naturwissenschaftliches: Ich war erst drei Jahre alt, als ich von meiner Mutter wissen wollte, warum man denn bei Kühlschrank und Herd in beiden Fällen den Stecker in die Steckdose steckt, und der eine daraufhin kalt wird, der andere heiß.

Sagen Sie bitte in wenigen Worten, worin für Sie heute die Faszination der Mathematik besteht?
Nach meiner Überzeugung ist Mathematik das, was die Welt im Innersten zusammenhält; wer Mathematik versteht, der versteht die Welt.

Sie engagieren sich als Chefredakteurin der Schülerzeitschrift "MONOID". Was war, was ist Ihre Motivation dafür?
Ich fände es fatal, Schülerinnen und Schülern, die sich über den Schulstoff hinaus für Mathematik interessieren, auf die Zeit des Studiums zu vertrösten. Deshalb habe ich bei meinem Wechsel von Frankfurt nach Mainz die Chefredaktion von MONOID gern übernommen. MONOID, die bundesweit einzige mathematische Schülerzeitschrift, die sich an Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen 5-13 richtet, erscheint vierteljährlich seit 1980. Behandelt werden Themengebiete der Mathematik an der Nahtstelle zwischen Schule und Hochschule; mathematische Leckerbissen, die in eng gesteckten schulischen Lehrplänen keinen Platz mehr finden. Darüber hinaus bearbeiten die L(o)eserinnen und L(o)eser Aufgaben ganz unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades, von "Mathespielereien" bis hin zu "Wer forscht mit?" Während der Jahresfeier findet eine Preisverleihung statt. Für herausragende Leistungen, etwa wenn ein Schüler neben richtigen Lösungen auch eigene gute Aufgaben einschickt, verleihen wir das Goldene M. Viele ehemalige Preisträger - einige von ihnen sind heute selbst Mathematikprofessoren - halten nach wie vor Kontakt zu den MONOID-Machern.
Herausgegeben wird MONOID vom Institut für Mathematik der Universität Mainz. Die rund 20-köpfige Redaktion besteht aus Lehrern der drei Partnerschulen sowie Professoren der Universität Mainz, aber auch von externen Autoren werden Beiträge eingereicht.

... Mathematik eine elementare Lebensäußerung ist. Cynthia Hog-Angeloni


Was verbirgt sich hinter der „MainzerMatheAkademie"?

Der Verein der Freunde der Mathematik e.V. an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bietet vom 26. bis 29. August 2010 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Mathematik, unterstützt von der Telekom Stiftung, erstmals eine Mainzer Mathe Akademie an. Angesprochen sind mathematisch interessierte Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 13. Ihnen wird die Chance geboten, Gleichgesinnte zu treffen und sich, über den Schulstoff hinaus, mit "richtiger Mathematik" zu beschäftigen sowie sich Erkenntnisse eigenständig in kleinen Gruppen zu erarbeiten. In den drei Gruppen, die jeweils von einem Professor betreut werden, werden die Gebiete Knotentheorie, Invarianten und Platonische Körper im n-dimensionalen Raum bearbeitet.

Was hat es mit den „Hessischen Schülerakademien" auf sich?
Schauplatz des Geschehens ist vom 1. bis 13. August 2010 wie schon in den Jahren seit 2004 eine mittelalterliche Burg, die Hessische Heimvolkshochschule Burg Fürsteneck. Dort treffen sich etwa 40 SchülerInnen, bevorzugt ab der zehnten Klasse, um Referate zu halten, Vorträge anzuhören und intensiv zu diskutieren. Ergänzend dazu entwickeln sie ihre kreativen Fähigkeiten, indem sie zum Beispiel musizieren, englisches Theater spielen oder die Grundfiguren des englischen Kontratanzes erlernen. Betreut werden die SchülerInnen von Lehramtsstudierenden und Professoren der Universität Frankfurt. Das enge Zusammenleben von Lernenden und Lehrenden sowie die Mischung von Wissenschaft und Kreativität ermöglicht nach der Erfahrung der letzten Jahre ein höchst produktives Arbeiten und regen Gedankenaustausch.
In vier Kursen - Mathematik, Physik, Informatik und Geschichtswissenschaft - beschäftigen sich die Schüler selbstständig mit Themen an der Nahtstelle zwischen Schule und Hochschule. Für ihren Kurs erarbeiten sie bereits im Vorfeld der zweiwöchigen Akademie mit Unterstützung von Lehramtsstudierenden ein Referat. So profitieren die Teilnehmer von frischen und teilweise auch unkonventionellen Ideen junger Lehramtsstudenten und Referendare. Den einzelnen BetreuerInnen bietet sich die einmalige Gelegenheit, ihre fachlichen Fähigkeiten gerade in der Begabtenförderung zu erweitern und Unterrichtskonzepte auszuprobieren, für die in der Schule oft der Platz oder die Zeit fehlt.
Hauptsponsoren der Hessischen Schülerakademien sind die Hessische Heimvolkshochschule Burg Fürsteneck, die Universität Frankfurt, das Hessische Kultusministerium und das Amt für Lehrerbildung. Die Akademieleitung und Betreuung des Mathematikkurses erfolgt in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Wolfgang Metzler.

Was war ihr schönstes Erlebnis im Verlauf Ihrer langjährigen Tätigkeit für die hessischen und rheinland-pfälzischen Schülerinnen und Schüler?
Der "Gästetag" einer Akademie, wenn die SchülerInnen ihre Arbeitsergebnisse präsentieren, ist ein alljährliches Highlight. So begeisterte 2009 der Mathekurs Publikum und Presse mit alltagsnaher Mathematik aus dem Land "Mathikan", wo ein neuer König, der "Fibonarch" gesucht wurde. Mit viel Witz, Verstand und natürlich Mathematik gelang es der "Prim-zessin",
die erst unlösbar erscheinenden Aufgaben zu lösen, und sich so die Thronfolge zu sichern. Die Informatiker brachten z.B. Legoautos durch Robotik zum Paartanzen; die Physiker warteten neben anderen Versuchen mit einem mannshohen Feuertornado auf.
Das macht Wissenschaft selbst für "Mathemuffel" spannend und da kann auch ich mich eigentlich jedes Mal so richtig austoben.