Matthias Ludwig, Professor für Mathematik und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten, befasst sich nicht nur in seiner Freizeit mit Sport. In seinem aktuellen Buch „Mathematik und Sport: Olympische Disziplinen im mathematischen Blick" geht er auf heitere Weise mathematischen Fragen im Sport nach: Wie sieht der perfekte Stoß beim Kugelstoßen aus? Wie berechnet man die Punkte beim Zehnkampf? Werden Frauen irgendwann schneller laufen als Männer? Die Leichtathletik WM in Berlin erwartet Matthias Ludwig mit Spannung: Wird der 100-m-Weltrekord von Usain Bolt geknackt werden? Das Netzwerkbüro der DMV sprach mit ihm über sein Verhältnis zur Mathematik.
 

 

ludwig img 260a

(Foto: privat)

Was war Ihr erstes mathematisches Erlebnis?
Mein erstes bewusstes mathematisches Erlebnis hatte ich, als ich in Klasse 12 eine Arbeit über Kugeldreiecke schreiben musste. Mir gelang es, Pseudoanalogien zu ebenen Dreiecken aufzuzeigen. Das beeindruckte meinen Lehrer von damals und dann irgendwie auch mich.

Wodurch ist Ihre Begeisterung für das Fach geweckt worden?
Durch die Differentialrechnung in der Schule. Dieser Kalkül war so einleuchtend und mächtig, dass mich die Differentialrechnung voll in ihren Bann zog. Später erkannte ich, dass ich eine gewisse Begabung im Vermitteln von Mathematik hatte und so studierte ich Mathematik und Physik für das Lehramt.

Worin besteht für Sie heute die Faszination Mathematik?
Viele Menschen behaupten, dass sie ohne Mathematik ganz gut in der Welt zurecht kommen. Das können Sie aber nur behaupten, weil andere Menschen (Mathematiker) für sie diese Mathematik schon in der Welt implementiert haben: bei GPS, Fahrplänen, elektronischem Geld etc. Völlig unsichtbar hilft Mathematik den Menschen in der heutigen Zeit besser zurecht zu kommen. Das ist faszinierend.

... du damit fast alles erklären kannst, vielleicht sogar deine gute Note in Sport. Matthias Ludwig


In welcher Weise vermitteln Sie Mathematik?

Derzeit arbeite ich als Professor für Mathematik und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten und versuche einerseits durch meine Forschung einen Beitrag dazu zu leisten, dass der Mathematikunterricht interessant und lebensnah gestaltet werden kann. Andererseits versuche ich durch Publikationen der Öffentlichkeit die Mathematik im Sport zu zeigen.

Mit welchem Argument können Sie jungen Leuten empfehlen, Mathematik zu studieren?
Zunächst ist Mathematik krisenfest, ob in der Wirtschaft oder im Schuldienst: Mathematiker werden immer gebraucht. Neben diesen recht profanen Erwägungen war es für mich aber das Gefühl in etwas einzutauchen, was der eigene Geist erschaffen hat. Diese Ideen weiterzuentwickeln und mit anderen international auszutauschen ist mindestens genauso wichtig.

Gibt es Familienmitglieder, die Ihre Leidenschaft für die Mathematik teilen?
Mathematik ist das Lieblingsfach meiner Tochter, aber leider erst seit sie in der 10. Klasse ist. Na ja, bei mir hat es ja auch lange gedauert bis ich Spaß daran hatte.

Welche Interessen haben Sie neben der Mathematik?
Ich liebe den Sport. Derzeit darf ich noch beim Studierendensport Fußball spielen, oder ich mache eine schöne Radtour durch Oberschwaben oder das Frankenland. Außerdem bin ich als Fußballvater an den Seitenauslinien während der Spiele meines Sohnes Moritz aktiv. Zudem bin ich ein großer Fan des 1. FC Nürnberg, der dieses Jahr wieder den Aufstieg in den 1. Bundesliga geschafft hat.

Zur Internetseite von Matthias Ludwig geht es hier.