die riemannsche vermutung

Die Riemannsche Vermutung

Atle Naess
Piper, 2007, 204 Seiten, 19,90 €

ISBN:3-492-05110-1

Der norwegische Autor Atle Naess wurde auch über die Grenzen Norwegens hinaus bekannt durch seine Galileo-Biographie "Als die Welt stillstand. Galileo Galilei - verraten, verkannt, verehrt", für welche er u.a. den wichtigsten norwegischen Literaturpreis "Brageprisen" erhielt. Nun also liegt von ihm auf deutsch der Roman "Die Riemannsche Vermutung" vor, ein laut norwegischer Tageszeitung "... feines Buch, in dem er auf faszinierende Weise den Roman mit der Wissenschaft vereint."
Leider ist dieses Urteil nicht zu bestätigen. Egal von welcher Seite man den Roman betrachtet, als Wissenschaftsroman, als Liegesgeschichte, er bleibt doch eher dröge und langweilig.
Die Handlung ist in Form eines Tagebuchs geschrieben, in welchem die Hauptperson Terje Huuse, welcher selbst Mathematik-Professor ist, von den Anstrengungen schreibt, eine Biographie über den deutschen Mathematiker Bernhard Riemann zu verfassen. Im Zuge dieser Anstrengungen lernt er auf einem Seminar für kreatives Schreiben eine Frau kennen, in die er sich recht schnell verliebt, und sein geregeltes Leben als Ehemann und Vater zweier Kinder im Teenager-Alter gerät, zumindest auf der Gefühlsebene, stark durcheinander.
Was nun folgt, ist eine recht durchschnittliche Geschichte über die Affäre der beiden und die seelischen Zweifel der Hauptperson, gepaart mit immer wieder eingeflochtenen Beiträgen über das Leben Bernhard Riemanns. Insgesamt fehlt es der ganzen Geschichte an Überzeugungskraft, und man fragt sich bei den Tagebuchnotizen immer wieder, warum auf heißblütige romantische Einträge einige Tage gar keine oder nur kalte fachliche Betrachtungen zur Mathematik Riemanns folgen. Zusätzlich bleibt festzuhalten, dass es eine wirkliche Verbindungslinie der Erzählstränge nicht gibt und die Teile, welche sich mit der Mathematik und dem Leben Bernhard Riemanns befassen, kommen über recht oberflächliche Aussagen nicht hinaus. All dies lässt sich auch in jeder Kurzbiographie oder im Internet problemlos nachlesen.
Zum Ende des Romans wird die gesamte Handlung relativiert. Wie bereits zu Beginn des Buches angedeutet, ist der Verfasser dieser Einträge verschwunden und dieses Tagebuch eines der wenigen Anhaltsstücke über sein mögliches Handeln oder seine Motivation. Doch wird die Authentizität dieser Aufzeichnungen angezweifelt, und zum Schluss ist nicht mehr sicher, was nun Wirklichkeit und was Phantasie ist. Hinzu kommt die Nachricht, dass sich der Sohn des Vermissten bei einem Anschlag auf eine Mathematiker-Statue stark verletzt hat und im Krankenhaus liegt. Was diese Information mit der Geschichte zu tun haben soll, wird jedoch in keinem Moment deutlich, da die Geschichte an dieser Stelle abrupt endet.
Das Fazit ist, dass es sich um ein ziemlich langweiliges und zum Ende hin völlig unverständliches Buch handelt, und es bleibt zu hoffen, dass diese Empfindungen nicht auf die darin behandelte Mathematik abfärben.
Armer Riemann, dass sein Name für einen solchen Roman herhalten musste.

(Rezension: Joerg Beyer)