die frau für computer erfand

Die Frau, für die ich den Computer erfand

Friedrich Christian Delius
Rowohlt, Berlin, 2. Auflage (17. Juli 2009), 288 Seiten, 19,90 €

ISBN-13: 978-3871346422

Suchen Sie im Zuse-Jahr 2010 noch ein Weihnachtsgeschenk? Dann kann ich Ihnen das Buch „Die Frau, für die ich den Computer erfand“ von Friedrich Christian Delius empfehlen.

Das Buch dokumentiert ein fiktives Gespräch des Autors mit dem Erfinder des Computers Konrad Zuse. Selbst, wer Zuse schon kannte, lernt diese Person der Zeitgeschichte viel besser kennen. Wer wenig über Zuse wusste, dem wird das Leben und Arbeiten des berühmten Erfinders auf eindrucksvolle Weise nahegebracht. Man lernt die schwierigen Zeiten kennen, in denen Konrad Zuse seine Idee umsetzte. Ein Erfinder, der seine gutbezahlte Stelle einer Idee opferte, deren Umsetzung von der Familie finanziert wurde (eine eindrucksvolle Stelle: „Plötzlich sagt meine Schwester: Aber du wirst unglücklich, wenn wir nein sagen! Du sollst nicht unglücklich werden! Und bietet ihre Ersparnisse an, vierhundert Mark und jeden Monat will sie abzweigen, was sie kann, sie hat gearbeitet als Stenotypistin. … Ohne die Klugheit einer Stenotypistin hätte es den Durchbruch zum Universal-Rechner wahrscheinlich nicht gegeben, jedenfalls nicht in Berlin, so viel steht fest.“). Dessen Idee vom Krieg zerbombt wurde und der dennoch nicht aufgab. Und der vor allem erst im Alter die Anerkennung bekam, die ihm zustand, da nach dem Krieg der Computer mit großem finanziellen Erfolg in den USA wieder- und weiterentwickelt wurde.

Die Idee, den Computer mit Nullen und Einsen zu füttern, also das binäre System zu nutzen, wurde aber zuerst von Zuse umgesetzt. Dass er sich im Buch in Ada Lovelace verliebt, die im 19. Jahrhundert lebte, wie grandios ausgedacht! Aber eben durchaus plausibel, hatte doch Ada Augusta Countess of Lovelace weit vor Zuses Zeit in Gedanken (zusammen mit Charles Babbage) auch bereits den Computer erfunden und ist so eine direkte Vorgängerin. Wikipedia schreibt über Charles Babbage: „Die von ihm entworfene mechanische Rechenmaschine Analytical Engine gilt als Vorläufer des modernen Computers. Untrennbar damit verbunden ist seine enge Mitarbeiterin Ada Lovelace, die unter anderem die Programmierung der Maschine in der Theorie beschrieb und daher als erste Programmiererin gilt (die Programmiersprache Ada wurde nach ihr benannt).“ Die „erste Programmiererin“ schrieb 1842 über das Gedankenexperiment der Analytischen Maschine

“Many persons imagine that the business of the engine is to give results in numerical notations, the nature of its processes must consequently be arithmetical and numerical rather than algebraical and analytical. This is an error. The engine can arrange and combine its numerical quantities exactly as if they were letters or other general symbols; and in fact might bring out its results in algebraical notation were provisions made accordingly.”

und war Zuse damit sogar voraus, denn sie machte beim automatisierten Rechnen mit Zahlen nicht Halt, sondern stellte sich automatisiertes Rechnen mit Formeln vor. Eine Utopie, die durch heutige Computeralgebrasysteme Wirklichkeit und für jedermann verfügbar geworden ist.

Die Erzählweise von Friedrich Christian Delius ist vielleicht etwas langatmig, aber sehr geschickt, eigentlich spricht er und Zuse parliert. Und dennoch hält Zuse das Heft des Gesprächs immer in der Hand.

Eine wirklich interessante Geschichte!

F.C. Delius las einen Auszug aus seinem Roman auf der Feier zum 100. Geburtstag Konrad Zuses im Deutschen Technikmuseum Berlin.

Rezension: Wolfram Koepf (Kassel)