schnellerschlauermacher

Der SchnellerSchlauerMacher für Zufall und Statistik

Christian Hesse
Springer Spektrum (13. Oktober 2015), 288 Seiten, ab 9,00 €

ISBN-10: 3662471191
ISBN-13: 978-3662471197

Christian Hesses SchnellerSchlauerMacher will kein populärwissenschaftliches Sachbuch sein. Es ist aber auch kein einführender Kurs in die Wahrscheinlichkeitstheorie, und erst recht kein Buch, das hülfe, schnell und effizient durch eine Prüfung oder Klassenarbeit zu kommen. Viel eher ist es ein modernes schlaues Buch für ein in erster Linie als jugendlich angenommenes Zielpublikum: eine Sammlung weitgehend unabhängig voneinander lesbarer Kapitel zu leicht verständlichen und repräsentativen Problemen aus der Wahrscheinlichkeitstheorie und verwandten Gebieten.

Begonnen wird mit der Kontraintuivität zufälliger Phänomene, demonstriert an der scheinbar einfachen Aufgabe, eine Folge von fairen Münzwürfen zu imitieren. Weitere Themen sind: Lottowahrscheinlichkeiten, Gleichgewichtsstrategien in Nullsummenspielen (am Beispiel Schere-Stein-Papier und evolutionären Konkurrenzsituationen), Ziegenproblem, Benfordsches Gesetz, Lebenszeitschätzung nach J. Gott, Geburtstagsparadoxon, Simpson-Paradoxon, Testfehler und noch einiges mehr. Das fachliche Vokabular wird dabei durchgehend möglichst gering gehalten. Stattdessen wird zielstrebig vorgerechnet und unterwegs die Intuition des Lesers in die richtige Spur gelenkt. Die Erklärungen sind dennoch zumeist mathematisch sauber und genau. Vielfach werden unterschiedliche Lösungswege für die behandelten Probleme aufgezeigt, die sich auch im Abstraktionsgrad unterscheiden. In eingeschobenen Abschnitten meldet sich die Figur des Erklärbären zu Wort, der sich auf Erklärbares beschränkt. Im Haupttext hingegen bleibt Platz für zahlreiche Anmerkungen über dies und das, und durch die zusätzlichen Auftritte der Mitglieder einer Familie K. bekommt der Text auch ein großes Quäntchen Lebensnähe.

Fazit: ein niederschwelliges, sehr kurzweilig zu lesendes Buch, das sicher bei vielen Menschen ab der 9. Schulstufe Lust und Interesse an der Mathematik abseits rigider Lehrpläne wecken kann. Aber auch überall dort, wo Wahrscheinlichkeitstheorie als lästige Pflichtveranstaltung wahrgenommen wird, könnten Lehrende wie Lernende dem Buch mehr als eine Anregung für eine oft vermisste Illustrierung ihres Fachs entnehmen.

Rezension: Claus Griessler (Wien)

Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, März 2017, Band 64,
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags