Mit den Mathemädels durch die Welt

Mit den Mathemädels durch die Welt

Jeanine Daems, Ionica Smeets

Springer Spektrum (3. Januar 2016)
Taschenbuch, 180 Seiten, 19,99 €

ISBN-10: 3662480980
ISBN-13: 978-3662480984

Es folgen die Rezensionen von: Gabriela Schranz-Kirlinger und Hartmut Weber


Das aus dem Niederländischen übersetzte Buch hat seinen Ursprung in dem beliebten Blog der Mathemädels, den sie in den Jahren 2006 bis 2010 führten. Aus dem Blog resultierte eine vierzehntägige Kolumne über Mathematik in der Zeitung de Volkskrant und schließlich das vorliegende Buch.

Die beiden Mathemädels sind mittlerweile erwachsen geworden. Jeanine Daems arbeitet in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern an der Hogeschool Utrecht und unterrichtet Mathematikgeschichte an der Universität Utrecht. Ionica Smeets arbeitet sowohl als freie Journalistin als auch als Lehrende für Wissenschaftskommunikation an der Universität Leiden.

Die vorliegende Sammlung bietet einen verständlichen Zugang zu verschiedensten mathematischen Gebieten, die einerseits im Schulunterricht oft zu kurz kommen und andererseits aber auch teilweise weit über den Schulstoff hinausgehen. Es gelingt den beiden Autorinnen ausgezeichnet die Lesenden zu einem spielerischen Verständnis von Themen wie Zahlentheorie, nichteuklidische Geometrie, Symmetrie, Graphentheorie und vieles mehr zu führen und fundamentale Ideen mit Aktivitäten (Abschnitte Do-it-yourself) zu verbinden. Es finden sich zahlreiche originelle Bastelanleitungen, etwa eine Anleitung zum Nähen einer Kleinschen Flasche aus drei Stofftaschentüchern oder die Beschreibung des speziellen Schälens einer Orange als Veranschaulichung des Banach-Tarski-Paradoxons. Sie geben in den acht Kapiteln aber auch viele sehr interessante Empfehlungen zu weiterführender Literatur, zu Webseiten, zu Filmen, zu Rätseln, zu Orten oder Museen. Zahlreiche Themen zur Geschichte der Mathematik und historische Persönlichkeien werden ebenfalls erwähnt, wie etwa Archimedes, Ludolph van Ceulen oder Évariste Galois.

Mit ein, zwei oder drei Chilischoten werden die schärferen also komplizierteren mathematischen Sachverhalte und Probleme bezeichnet, die eventuell auch übersprungen werden können. Das Banach-Tarski-Paradoxon, aber auch das Buffonsche Nadelproblem, normale Zahlen oder der Satz von Ramsey sind übrigens mit zwei Chilischoten gekennzeichnet. Der Beweis des Polyedersatzes hat drei Chilischoten bekommen.

Im ersten Kapitel Zahlenfolgen und Tapeten: Muster wird etwa der Bogen von einfachen Zahlenfolgen über Fraktale (mit Bastelanleitung), Maurits Cornelis Escher und der Keplerschen Vermutung bis zur Frage Warum manchmal zwei Straßenbahnen gleichzeitig kommen? gespannt. Ähnlich in den weiteren Abschnitten über Zahlen (von E bis zu einer Trillion), über Geometrie (von Kugeln und Polyeder), über das Rechnen, über Wahrscheinlichkeiten, Optimierung, Paradoxa und Beweisen. Erwähnenswert – weil doch ungewöhnlich – ist der Abschnitt über Liebe und Freundschaft. Dieses Kapitel ist ein bisschen anders als die anderen, hier werden durchaus interessante Überlegungen zu Geschenken, zur Suche eines Partners oder eine Partnerin, zu sozialen Netze und zu noch viel mehr gegeben. Allerdings bleibt hier auch vieles vage.

Zusammenfassend wird in dem vorliegendem Werk die faszinierende Welt der Mathematik anhand von spannenden Beispielen und kuriosen Geschichten auf einem sehr ansprechenden Niveau vorgestellt. Die einzelnen Geschichten laden ein, alltägliche Erlebnisse mit mathematischen Augen zu betrachten. Es lohnt sich in jedem Fall dieses Buch zu lesen, ob man schon begeistert von der Mathematik ist oder noch nicht.

Rezension: Gabriela Schranz-Kirlinger (Wien)

Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, März 2017, Band 64,
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags



Ein höchst ungewöhnliches Buch haben die „Mathemädels“ geschrieben, zwei niederländische Universitäts-Mathematikerinnen und Autorinnen eines Mathematik-Blogs sowie einer Kolumne in einer holländischen Zeitung.

Ungewöhnlich nicht so sehr die Inhalte, die bewegen sich doch zu gutem Teil im Rahmen populärwissenschaftlicher Darstellungen aus den Bereichen Geometrie, Krypotographie, Zahlen- und Graphentheorie – auch wenn versucht wird, „die Geschichten, die in jedem populärwissenschaftlichen Mathematikbuch stehen, so gut es geht zu vermeiden“ (so im Vorwort).

Ungewöhnlich und anregend ist vielmehr die Präsentation der Inhalte. Man kann sich immer wieder recht kleine Abschnitte von wenigen Seiten heraussuchen und unabhängig von anderen Inhalten lesen. Sehr anschaulich und mit vielen schönen Grafiken werden die Sachverhalte vorgestellt und zwar auf einem fachlichen Niveau, das (meistens) keine großen Vorkenntnisse erfordert.

Ungewöhnlich weiter die im Buch verstreuten und kommentierten Hinweise auf insgesamt 13 Bücher, aber nicht nur auf mathematische Sachbücher, sondern auch auf einen Gedichtband und mehrere Romane, wie etwa den von Apostolis Doxiadis, Onkel Petros und die Goldbachsche Vermutung (auf dieser Website sehr positiv besprochen). Ebenso werden fünf Mathematik-Museen kurz beschrieben, wie auch verschiedene Filme, von denen einige auf youtube zu finden sind.

Neben kleinen Rätseln gibt es neun Mal „Bastel-Anleitungen“, die unter dem Stichwort „do-it-yourself“ angekündigt werden. So kann man z. B. Fraktale kneten, das Buffonsche Nadelparadoxon selbst experimentell erfahren, das „black-path-game“ spielen, Möbius-Band und Kleinsche Flasche herstellen und auf eine ganz besondere Weise Apfelsinen schälen. Und wer nicht selber zu Knete, Papier und Schere greifen will, dem werden Geschenktipps gegeben, mit denen man kleine Accessoirs wie z. B. Servietten oder T-Shirts mit mathematischem Pfiff erwerben kann.

All diese für ein Mathematikbuch doch recht überraschenden Aspekte machen dieses Buch zu einem recht ungewöhnlichen.

Rezension: Hartmut Weber (Kassel)