die zukunft ist fuzzy

Die Zukunft is fuzzy
Unscharfe Logik verändert die Welt

Bart Kosko
Piper, 1999, 24,90 €

ISBN: 3492041876

Auf über vierhundert Seiten sollen wir in die Welt der Unschärfe ("fuzz") eingeführt werden. Dazu gibt es guten Grund! Schon zu Beginn wird uns vor Augen geführt, dass die Menschheit über zwei Jahrtausende auf dem Holzweg war. Das Problem ist nichts weniger als unsere binäre Logik (also wahr oder falsch) - die Grundlage unseres wissenschaftlichen Denkens.

Bart Kosko ist es nun gelungen, diese "aristotelische Haarspalterei" (S. 21) zu entlarven: "Die binäre Logik ist von jeher die Logik der Macht gewesen" (S. 12). (Und die Amerikaner waren nicht auf dem Mond, möchte man ergänzen.) Vielmehr bedarf es einer Theorie des Ungefähren, der Unschärfe, deshalb kommen ja auch Ying und Yang (S. 22) vor. Sinnfällige Beispiele unterlegen das, der Himmel ist eben nie völlig blau, die Erdumlaufbahn um die Sonne keine perfekte Ellipse.

Die Fuzzy-Logik versucht, solchen Tatsachen durch Wahrheitswerte gerecht zu werden, die nicht nur 0 und 1 (falsch und wahr) sondern auch Werte dazwischen annehmen können. So könnte man die Aussage "Der Himmel ist blau" unter Umständen zu 80% wahr nennen. Das ist die Fuzzy-Logik. Dass nun die "Mathematik der Fuzzy-Logik selbst nicht unscharf ist" (S. 27) wird als bloße Fuzzy-Ironie abgetan. Hat der Autor schon vergessen, dass er nur fünf Seiten zuvor mit eben dieser formalen Logik gründlich "aufgeräumt" hatte?

Schade, dass einem durch solche populistischen Entgleisungen die Lust genommen wird, das ganze wirklich ernstzunehmen. Und das muss man. Die Fuzzy-Technik findet man heute überall - von der Waschmaschine bis zur Steürung von Fahrstühlen, von Spamfiltern bis zur Fahrplanoptimierung. Vor allem enthält das Buch eine Menge Geschichtchen. Fuzzy in Wirtschaft, Politik, Kultur und überall. Alles bleibt ein bisschen unscharf. (Wie man ein Coase-Theorem lieber nicht beweist: s. Kapitel 6, wir lernen woher "links" und "rechts" in der Politik kommen, dank Fuzzy kann man sich überlappende Trapeze zeichnen (S. 60) und politische Gesinnungen von sozialistisch bis faschistisch unscharf (klar) klassifizieren.)

Und doch werde ich den Verdacht nicht los, dass diese nebulöse Masche am Ende Prinzip ist: fuzzy ist nicht was drinsteht sondern wie.

(Rezension: Bernd Schmidt)