the proof and the pudding

The Proof and the Pudding.
What Mathematicians, Cooks and You Have in Common

Jim Henle
Princeton University Press (April 27, 2015), 176 Seiten, 24,25 $
Sprache: Englisch

ISBN-10: 069116486X
ISBN-13: 978-069116486

Das vorliegende Buch ist weder ein Mathematikbuch noch ein Kochbuch. Es ist ein Buch über Mathematik und über Kochen. Der Autor Jim Henle zeigt uns, dass Kochen und Mathematik erstaunlicherweise sehr viele Gemeinsamkeiten haben. Das Herangehen an ein mathematisches Problem ist aus seiner Sicht sehr ähnlich dem Kochen einer Speise. Auch der Titel angelehnt an das Sprichwort The proof of the pudding is in the eating oder Probieren geht über Studieren wurde bestimmt nicht zufällig gewählt. Daraus resultiert eine weitere Parallele: Die Schönheit der Mathematik oder die Freuden des Kochens erschließen sich nur durch Probieren, Tun oder Kosten.

Henle hat Spaß, sehr viel Spaß, er betreibt Kochen und Mathematik mit grosser Leidenschaft, das scheint ihm auch extrem wichtig zu sein. Nur was wir gerne tun, tun wir auch und wenn wir dabei bleiben etwas zu tun, werden wir darin immer besser. Spaß ist produktiv. Viele seiner mathematischen Einsichten und Ergebnisse beginnen mit doodling – vielleicht am besten mit Kritzeln, Skizzieren zu übersetzen, ein Spielen und Ausprobieren mit Papier und Stift. Ist das ernstzunehmende Mathematik? Henle gibt eine zwei geteilte Antwort, einerseits ist er selbst einfach keine ernste Person. Andererseits ist dieses Tun aber doch sehr ernst, da seiner Ansicht nach wirkliche Mathematik oft auch genau mit der in seinem Buch beschriebenen Art und Weise beginnt. Seriöse Mathematikbücher gibt es genug. Es ist faszinierend wie das Thema doodles und noodles im ersten Kapitel ineinander übergreifend bearbeitet wird.

Auch die beiden häufig gehörten Bekenntnisse Ich kann nicht Brot backen, Ich kann nicht Mathematik sind Parallelitäten zwischen den beiden Gebieten. Beides stimmt übrigens nicht, glaubt man dem Buch, jeder Mensch kann Mathematik betreiben und auch Brot backen. Auch die notwendige Problemlösungsstrategie wird mitgeliefert, nämlich zunächst Vertrauen ein Problem lösen zu können aber dann auch Zweifel, ob die erhaltene Lösung gut, richtig oder passend ist. Danach findet sich in diesem Kapitel ein sehr einfaches Brotrezept, genau genommen zwei Rezepte, deren Nachahmung ich hier sehr empfehlen kann. Schließlich sind wir wieder bei Mathematik, um ein Rätsel mit einer wichtigen Ingredienz nämlich Arroganz oder großem Selbstbewußtsein zu lösen. Wie sich diese Eigenschaft dabei auswirkt, ist sehr vergnüglich im Buch nachzulesen. Auch die Ästhetik ein wichtiger Bestandteil beim Kochen und Mathematik betreiben wird beschrieben.

Ein wichtiges Ziel in The Proof and the Pudding ist es zu zeigen, dass Mathematik und Gastronomie eigentlich dasselbe sind. Hier einige Begründungen:

  • Wir betreiben Mathematik und Kochen aus mehr oder weniger denselben Gründen.
  • Wir lösen mathematische Probleme auf die gleiche Art und Weise wie wir Probleme in der Küche lösen.
  • Wir beurteilen Mathematik und Speisen mit denselben Kriterien.
  • Das Leben mit Mathematik und das Leben in der Gastronomie sind bemerkenswert ähnlich.

Wer sich davon überzeugen will, neugierig geworden ist oder einfach nur Spaß haben will mit Mathematik und/oder Kochen dem sei das Buch wärmstens ans Herz gelegt. Auch zahlreiche Rezepte laden zum Ausprobieren ein.

Übrigens, dass Mathematik und Kochen in diesem Buch in Beziehung gesetzt werden – wie der Autor gegen Ende des Buches gesteht – ist ganz zufällig. Eine wichtige Botschaft in diesem Buch ist nämlich, dass Mathematik nicht irgendwie speziell ist, sondern fundamental ähnlich zu zahlreichen anderen Aufgabenfeldern. Jim Henle fasst das in einem der letzten Kapiteln folgendermaßen zusammen: If you can do math, you can do anything.

Insgesamt ist The Proof and the Pudding ein vergnügliches Fest für Geist und Gaumen. Die Leidenschaft, Freude und der Spaß des Autors sowohl für Mathematik als auch für das Kochen sind ansteckend und man kann sich kaum entziehen.

Rezension: Gabriela Schranz-Kirlinger

Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, Oktober 2016, Band 62, Heft 2, S. 313
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags