roulette

Roulette
Glück und Geschick

Basieux, Pierre
Springer Spektrum; Auflage: 2013 (6. November 2012), 69,95 €

ISBN-10: 3827429927
ISBN-13: 978-3827429926

Auf ca. 470 Seiten entwickelt der Autor seine Erkenntnisse über das Roulette-Glücksspiel und fasst seine  jahrzehntelangen Erfahrungen darin zusammen. Große Teile des Buches sind schon in früheren Publikationen veröffentlicht worden.

Das Buch gliedert sich in vier große Abschnitte.

Im ersten Teil (ca. 130 Seiten) wird das (laut Autor) „klassische“ Roulette, d. h. das mathematisch ideale Roulette behandelt, bei dem also die Wahrscheinlichkeit für jede der 37 Zahlen von 0 bis 36 exakt gleich ist. Mit der Erklärung des Spiels und seiner Regeln werden nach und nach die elementaren Gesetze der Wahrscheinlichkeitsrechnung und beschreibenden Statistik hergeleitet und auf das Spiel und seine Gewinnchancen angewendet. Zur Sprache kommen dabei Binomial- und Normalverteilung, Sigma-Umgebungen, Verteilungsfunktion, Gesetz der großen Zahlen, zentraler Grenzwertsatz. Die Wahrscheinlichkeitsbegriffe von Laplace und Kolmogoroff, Zufallszahlengeneratoren und Pseudozufallszahlen werden vorgestellt. Angewendet auf Fragen des Roulettes werden das Geburtstagsproblem und das St. Petersburger Paradoxon diskutiert. Bekannte Spielsysteme und Spielstrategien werden vorgestellt und mathematisch untersucht.

Auf den weiteren Seiten wird – gegliedert in drei Kapitel – das real existierende Roulette-Spiel sehr ausführlich diskutiert. Abweichungen vom mathematisch idealen Konstrukt teilt der Verfasser in drei Kategorien ein, die entsprechend in den drei Kapiteln dargestellt werden.

Die erste Sorte von Abweichungen entsteht durch mechanische Fehler im Roulette-Kessel (dem „Glücksrad“, in dem die vom Croupier geworfene Kugel nach einer Reihe von Drehungen schließlich in einem Zahlen-Fach  zum Liegen kommt). Diese Fehler können geringe (mit dem bloßen Auge oft nicht sichtbare) Unterschiede in der Größe oder Begrenzung des Zahlenfachs, eine gewellte Zahlenscheibe o. ä. sein. Sie führen dazu, dass die Wahrscheinlichkeiten für die 37 Zahlen nicht gleich sind. „Kesselgucker“ können diese unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten für ihr Setzen ausnutzen und dadurch die durchschnittliche Gewinnerwartung ins positive wenden. Der Autor gibt praktische Tipps zum systematischen Analysieren solcher Kessel und berichtet dazu von eigenen Erlebnissen. Aus der Mathematik wird in diesem Abschnitt das Thema „Hypothesen-Test“ besprochen und der sog. Ausreißer-Test nach Nalimov vorgestellt.

Die zweite Sorte von Abweichungen entsteht durch die Gewohnheiten des Croupiers beim Werfen der Kugel und dem Drehen der Scheibe, die als Folge haben, dass „jedes Einzelergebnis bis zu gewissem Grad vom vorangegangenen abhängig“ ist – und damit keine Gleichverteilung und keine Bernoulli-Kette mehr vorliegt.

Die dritte Sorte hat ihre Ursache in den physikalischen, ballistischen Grundlagen des Kugellaufs im Kessel. Drehrichtung, Scheiben- und Kugelumlaufzeiten kommen hier ins Spiel. Kenntnisse darüber ermöglichen es dem Spieler, in den wenigen Sekunden, die zwischen dem Abwurf der Kugel und dem Ansagen des „rien ne va plus“ durch den Croupier verbleiben, auf Zahlen und andere Chancen zu setzen, die mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einem Gewinn führen können. Der Autor beschreibt ausführlich, wie man diese Abweichungen durch Beobachtung und sorgfältige statistische Analyse feststellen und daraus erfolgreich und gewinnbringend Konsequenzen für das eigene Spiel ableiten kann.

Die Untersuchungen zu diesen beiden Aspekte machen die fast 300 restlichen Seiten des Buches aus. Eine ausführlichere fachmännische Rezension dieses Teiles kann ich nicht geben, sie ist meiner Ansicht nach nur von einem professionellen Roulette-Spieler zu leisten. Unter amazon.de findet man zu diesem Buch drei Kunden-Rezensionen, die offensichtlich von solchen Profis stammen und die den Anleitungen einen hohen Gebrauchswert zusprechen.

Rezension: Hartmut Weber (Uni Kassel)