best writing on mathematics 2016

The Best Writing on Mathematics 2016

Mircea Pitici,  Editor
Princeton University Press 2017, xxii+377 Seiten, 27,03 €

ISBN 978-0-691-17529-4
ISBN 978-1-400-88560-2

Dies ist der siebte Band mit nicht-technischen Artikeln über Mathematik und ihre Rolle in der menschlichen Zivilisation, die Mircea Pitici unter dem Titel „The Best Writing on Mathematics“ zusammengestellt hat. Es handelt sich durchweg um schon vorher publizierte Artikel jüngeren Datums.

Im ersten Band „2010“ wurden die Artikel noch unter den Überschriften Mathematics Alive, Mathematicians and the Practice of Mathematics, Mathematics and its Applications, Mathematics Education, History and Philosophy of Mathematics  Mathematics in the Media, gruppiert. Diese Aufteilung hat der Herausgeber schon im zweiten Band aufgegeben, sie vermittelt aber ein guten Eindruck von der Bandbreite der Beiträge. Der aktuelle Band enthält insgesamt 30 Artikel, die hier natürlich nicht im Einzelnen besprochen werden können. Pitici gibt einen kurzen Überblick auf drei Seiten. Außerdem listet er in einem Abschnitt „More writings on Mathematics“ fast 70 Bücher auf, die in den letzten fünf Jahren erschienen sind und vom Stil her zu den ausgewählten Artikeln passen. Am Ende des Buches findet sich ein Abschnitt „Notable Writings“ mit nochmal zwölf Seiten mit Referenzen auf lesenswerte Artikel, die es aber nicht in die Auswahl geschafft haben. Vergleichbare Elemente waren auch in den Vorgängerbänden enthalten.

Die Autorenschaft der Artikel ist so divers wie die behandelten Themen. Über die Jahre findet man Fieldsmedaillisten wie Timothy Gowers, David Mumford und Terence Tao sowie bekannte Popularisierer von Mathematik wie Keith Devlin, Burkhard Polster und Ian Stewart, aber auch ganz junge Autoren und solche, die nicht als Mathematiker oder in der Mathematiklehrerausbildung arbeiten.

Nicht-technische und trotzdem interessante Artikel über Geschichte, Anwendungen oder Philosophie der Mathematik, Zielsetzungen und Formen des Mathematikunterrichts oder Themen der „Recreational Mathematics“ zu schreiben erscheint gut machbar. Sehr viel weniger klar ist, ob so etwas auch für das Thema aktuelle mathematische Forschung denkbar ist. Bei der Durchsicht der bisher erschienenen Bände stellt man fest, dass es in der Tat eine Reihe von sehr schönen Beiträgen über aktuelle Entwicklungen der Mathematik gibt. Sie konzentrieren sich thematisch aber dort, wo zumindest die Fragestellung klare Anknüpfungspunkte in den üblichen Bereichen Kombinatorik, Zahlentheorie, fraktale und simpliziale Geometrie sowie Berechenbarkeit hat. Exemplarisch dafür sind die Beiträge über die abc-Vermutung („The Impenetrable Proof“ von Davide Castelvecchi) und die (Widerlegung der) Triangulierungsvermutung („Some Spaces Can’t Be Cut“ von Kevin Hartnett). Eine Ausnahme im 2016er Band ist der Beitrag „Mathematicians Chase Moonshine’s Shadow“ von Erica Klarreich, in dem es um Gruppentheorie, modulare Funktionen und String-Theorie geht.

Der Herausgeber stellt in der Einleitung zum 2015er Band fest, dass er seine Reihe explizit als serielle Institution sieht, die auch ein Forum für den Austausch von Ideen sein soll. Ganz in diesem Sinne bringt er auch Beiträge, die die üblich gewordenen Sichtweisen in Frage stellen. So kontrastiert „The Reasonable Ineffectiveness of Mathematics“ von Derek Abbott in interessanter Weise das vielzitierte Diktum von der „Unreasonable Effectiveness of Mathematics“ von Eugene Wigner. Bemerkenswert finde ich, wie wenig thematische Wiederholungen sich trotz des seriellen Charakters in den vorliegenden sieben Bänden finden.

Wenn ich hier nicht im Einzelnen auf die Beiträge zu Geschichte, Anwendungen oder Philosophie der Mathematik, zu Zielsetzungen und Formen des Mathematikunterrichts oder zu Themen der „Recreational Mathematics“ eingehe, dann heißt das keineswegs, dass ich sie nicht interessant gefunden habe. Im Gegenteil. Anläßlich dieser Besprechung habe ich jeden einzelnen Artikel des 2016er Bandes gelesen. Im Interesse einer zeitnahen Besprechung habe ich in den Vorgängerbänden jeweils nur eine kleine Auswahl von Beiträgen genauer angeschaut. Aber schon beim Überfliegen der anderen Beiträge wurde vielfach meine Neugier geweckt und so werden diese sieben Bände von „The Best Writing on Mathematics“ noch eine ganze Weile mein Nachtkästchen zieren. Und nächstes Jahr kommt hoffentlich ein neuer Band hinzu.

Rezension: Joachim Hilgert (Uni Paderborn)

Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, Oktober 2017, Band 64, S. 253–254
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags