Percival Everett
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 19. August 2025; 4. Auflage, 320 Seiten; 26 €
ISBN-10: 3446284176
ISBN-13: 978-3446284173
Der Ich-Erzähler des Romans ist Mathematik-Professor in Providence (USA), der auf Grund seiner Expertise von einem schwarzen US-Milliardär gegen Zahlung von drei Millionen Dollar für eine ganz besondere Aufgabe engagiert wird. Der Professor beschreibt seine Karriere wie folgt: „Ich habe ...[sie]... damit zugebracht, über nichts nachzudenken und danach zu suchen. Ich habe es nicht gefunden.“ Der Milliardär erwartet von ihm Beratung bei der Suche nach einer Schachtel in Fort Knox (das als Lager für die Goldreserven der USA bekannt ist), die Nichts enthält.
Warum die Suche erst nach einer langen Reise endet, bleibt mir verborgen. Sie führt jedenfalls quer durch die Staaten nach Miami, macht einem kurzen Abstecher nach Korsika und dann wieder in die USA zurück, wo auch noch mehrere Stationen besucht werden. Dabei wird der Professor von einer befreundeten Mathematikerin und seinem Hund, einer Bulldogge, begleitet. Dieser hat nur noch ein Bein, kann aber sprechen – mit Vorliebe über mathematische Fragen. Auf dieser Odyssee treffen sie auf merkwürdige Gestalten: eine Roboterfrau, die dem Professor immer wieder Sex anbietet, Regierungsbeamte, die sie offensichtlich verfolgen und verhaften, die aber immer wieder abgeschüttelt werden. Es passieren ein paar Morde, aber die Protagonisten erreichen am Ende Fort Knox.
Soweit zum Inhalt. Auf dem hinteren Buchdeckel wird das Buch vom Verlag als „hinreißender Spionageroman“ charakterisiert. Der Verlag bewirbt es mit „SPIEGEL-Bestseller-Autor“, der SPIEGEL selbst urteilt „Einer der elegantesten Autoren seiner Generation … große philosophische Fragen mit Humor beantwortet.“ Humorvolle Passagen finde ich auch. Dazu gehören Wortspiele mit „nichts“, dem „Forschungsgebiet“ des Professors, die in vielen Variationen das Buch durchziehen. Oder Dialoge zwischen dem Professor und seinem Hund, einmal über leere Mengen, in dem der Professor mit spitzfindigen Argumenten seinen Hund in die Enge treibt.
Über seine befreundete Mathematikerin urteilt er „Wie die meisten Mathematiker, mich eingeschlossen, litt sie an einer Autismus-Spektrum-Störung, und man musste jederzeit damit rechnen, dass sie die abwegigsten Sachen sagte.“ Das erklärt vielleicht viele Passagen des Buches, die ich teils als intelligenten Blödsinn oder logischen Nonsens bezeichnen möchte und die ich zum Teil mit Schmunzeln gelesen habe. Kurze Absätze philosophischer Art wechseln mit mir unverständlichen Dialogen, in denen nur sinnlos aneinander vorbeigeredet wird.
Auch werden immer wieder mathematische Begriffe oder Aussagen in den Text eingebaut, mir bekannte wie z. B. die Collatz-Vermutung, aber auch mir unbekannte. In Dialogen tauchen berühmte Namen auf wie Frege oder Peano – aber für mich werden damit keine sinnvollen Bezüge erkennbar.
So bleibt mir ziemlich rätselhaft, warum ein solches Buch der DMV zur Rezension angeboten wird, damit diese in der „Leseecke“ auf der Website der DMV erscheinen soll.
Rezension: Hartmut Weber (Kassel)