jahnke

A History of Analysis

Hans Niels Jahnke (Hrsg.)
AMS, LMS (2003), 422 Seiten, 76,99 €

ISBN: 0-8218-2623-9

Im Jahr 1999 erschien bei Spektrum Akademischer Verlag ein kleines, dickes Paperback mit dem Titel Geschichte der Analysis, dass von Hans Niels Jahnke herausgegeben wurde. Es enthielt dreizehn Beiträge zum Thema von der Geburt der Analysis in der Antike bis hin zur Entwicklung der Funktionalanalysis; jeder Beitrag von je einem fachkundigen Autor verfasst. Ich hatte an dem Band große Freude und habe zwei Seminare daraus „gefüttert“. Natürlich litt das 564-seitige Paperback an den üblichen Problemen: Nach einem Semester fielen mir einige Seiten entgegen und inzwischen wird mein Exemplar durch ein Gummiband zusammengehalten, um Seitenverlust zu begegnen. Das Buch ist immer noch in dieser Form erhältlich.

Um so erfreulicher, dass es seit 2003 eine englische Neuauflage bei der AMS gibt; diesmal, den Qualitätsansprüchen der AMS gemäß, sauber gebunden und vollständig in TEX gesetzt, was zur Lesbarkeit (nicht nur) der Formeln im Vergleich zu dem wohl in Word gesetzten deutschen Original erheblich beigetragen hat. Die AMS hat dabei einen weiteren Begutachtungsprozess eingeschaltet, was einigen Beiträgen, die doch zahlreiche Druckfehler enthielten, ebenfalls positiv bekommen ist. Lediglich die Abbildungen, die in der Mehrzahl wohl von den Autoren angefertigt wurden, hat man unverändert übernommen, obwohl man auch dabei manches hätte verändern können. So hat die Abbildung 3.1 in Guicciardinis ansonsten hervorragendem Beitrag Newton’s Method and Leibniz’s Calculus im ersten meiner Seminare für heftige Diskussionen gesorgt, da sie nicht nur unübersichtlich und mit Symbolen überfrachtet ist, sondern weil sogar noch einige wichtige Bezeichnungen fehlen, die im Text Verwendung finden. Aber das ist eher ein nebensächlicher Kritikpunkt an einem sonst äußerst lobenswerten Buch.

Sämtliche Beiträge erfordern eine gute mathematische Grundbildung und gehen zu Zeiten recht tief. Gleichzeitig wird ein hervorragender Überblick über die Entwicklung der Analysis gegeben. Dadurch eignet sich das Buch hervorragend zum Einsatz in der universitären Lehre oder kann dazu dienen, allzu geschichtsvergessene Mathematikkollegen mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass auch die Beschäftigung mit der Geschichte der Mathematik ein hartes Geschäft ist, das in die Hände von Mathematikern gehört und in den Händen von mathematischen Dilettanten nichts zu suchen hat. Der AMS ist die Aufnahme des Buches als Band 24 in ihre Reihe „History of Mathematics“ zu danken (was ganz nebenbei für die Qualität der Beiträge spricht). Dieses Buch gehört in jede Bibliothek, allerdings ist der Preis von ca. 80 € abschreckend hoch.

Rezension: Thomas Sonar, Braunschweig

Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, März 2008, Band 55, Heft 1, S. 104
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags