Zeitreise der Mathematik

Zeitreise Mathematik

Richard Mankiewicz
Vgs Verlagsgesellschaft, 2000, 3,99 €

ISBN: 3802514408

"Zeitreise Mathematik" ist ein reich illustriertes Buch über die Geschichte der Mathematik, das in 24 kurzen Kapiteln den Bogen von den Anfängen bis zur Gegenwart spannt.
Aber es bietet viel mehr als nur die Geschichte der Mathematik. Es geht dem Autor nämlich darum, nicht einfach die bloßen Fakten zu präsentieren, sondern sie in ihren kulturellen und historischen Hintergrund einzubetten. So gibt es Kapitel über die Rolle der Mathematik in der bildenden Kunst von der Entwicklung des perspektivischen Zeichnens bis zum Kubismus. Ferner findet man viele Kurzbiographien bedeutender Wissenschaftler, die die Darstellung im wahrsten Sinne des Wortes lebendig machen: Wir erfahren etwa, dass Cauchy ein eher schwieriger Zeitgenosse war (Abel nannte ihn "schlicht verrückt") und Galois äußerst launenhaft.
Von der Mathematik des 20. Jahrhunderts hat der Autor drei Themen ausgewählt: Spieltheorie, den Gödelschen Unvollständigkeitssatz und die wohl unvermeidlichen Fraktale, deren Bedeutung im Text m.E. etwas überschätzt wird.
Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und kommt praktisch ohne Formeln aus. Die hervorragend reproduzierten Abbildungen machen einen weiteren Reiz aus. Einige einfache Skizzen hätten jedoch nicht geschadet, um den Text anschaulicher zu machen; so heißt es lapidar auf Seite 20: "... wobei c den Kreis um den Mittelpunkt M in den Punkten A und B schneidet und x der c gegenüberliegende Winkel im Dreieck MAB ist." Ein Bild sagt doch mehr als tausend Worte...
Über weite Strecken ist es ein Vergnügen, die deutsche Übersetzung zu lesen, auch wenn von Textbüchern die Rede ist (text book heißt auf deutsch Lehrbuch), von Kopien (a copy of a book ist ein Exemplar), Herleitungen (derivative of a function heißt auf deutsch Ableitung) etc. Die drei Dutzend Fehler dieser Art sollten den Gesamteindruck dieses interessanten und gut geschriebenen Buches von Richard Mankiewicz jedoch nicht trüben.
PS1: Liebe Übersetzer, wenn Sie beim nächsten Mathematikbuch wieder über Dinge wie continuous functions without tangents stolpern, schreiben Sie bitte nicht wie auf Seite 180 kontinuierliche Funktionen ohne Tangens, sondern stetige Funktionen ohne Tangenten. Im Zweifel fragen Sie doch einfach kurz bei mathematik.de nach, wie solche Fachbegriffe im Deutschen wiedergegeben werden.
PS2: Liebe Verlage, noch besser wäre es, wenn Sie ein paar Euros darin investieren würden, einen ins Deutsche übersetzten mathematischen Text von Fachleuten gegenlesen zu lassen. Auch hier hilft Ihnen mathematik.de sicher gern weiter.

(Rezension: Dirk Werner)