gesetze des Chaos

Die Gesetze des Chaos

Ilya Prigogine
Insel Taschenbuch 1998, 113 Seiten, 6.50 €

ISBN: 3458338853

Dieses Buch entstand aus einer Vortragsreihe, die der Nobelpreisträger Ilya Prigogine 1993 in Mailand gehalten hat. Der prominente Autor und das Modewort "Chaos" im Titel dürften hohe Verkaufszahlen garantieren, insbesondere, da der Klappentext eine leicht verständliche Zusammenfassung verspricht.
Es ist dem Rezensenten allerdings nur schwer vorstellbar, dass irgendein Laie dieses Buch mit Gewinn lesen kann. Der für Nicht-Spezialisten verständliche Anteil ist recht vage gehalten, da, wo es etwas präziser wird, werden mehrere Semester eines Mathematik- oder Physik-Studiums ohne weitere Erklärung vorausgesetzt. Nach solchen Passagen heißt es dann oft "wir haben nun eingesehen, dass...": Allen frustrierten Lesern sei versichert, dass sie in zahlreicher Gesellschaft sind, wenn das für sie nicht zutrifft.

Und wo bleibt das Positive? Das Buch ist für eine spezielle Zielgruppe wirklich empfehlenswert, nämlich für Studierende der Mathematik und der Naturwissenschaften, die die ersten Semester erfolgreich absolviert haben. Für die kann es so etwas wie ein Appetitanreger sein, eine wunderbare Gelegenheit, sich über einige aktuelle Ideen an der Schnittstelle Mathematik/Physik zu informieren und zu sehen, wo die verschiedenen im Studium gelernten Begriffe aus Wahrscheinlichkeitstheorie, Theorie der Differentialgleichungen und Funktionalanalysis eine Rolle spielen: Zusammenhang zwischen deterministischer und stochastischer Beschreibung des Chaos, Eigenfunktionen, der Perron-Frobenius-Operator, ...

Achtung: Wie viele andere Naturwissenschaftler auch liebt Prigogine suggestive Bilder, die in der Mathematik eigentlich schon lange nicht mehr zeitgemäß sind. Die "Diracfunktion" ist nun einmal keine Funktion, die außer bei Null überall verschwindet, sie ist eine Distribution. Einige Semester Mathematikstudium sollten es aber potenziellen Leserinnen und Lesern ermöglichen, an den entsprechenden Stellen die notwendigen Präzisierungen selbst vorzunehmen.

Zum Schluss noch eine Bitte an den Verlag: Lasst doch Bücher dieses Typs vor Drucklegung noch einmal von einem Fachmann/einer Fachfrau durchsehen, um Übersetzungsfehler zu vermeiden. Es ist - als Beispiel - schon ein bisschen verwirrend, wenn von "Prüffunktionen" die Rede ist, wo doch alle "Testfunktionen" sagen.

(Rezension: E. Behrends)