die zahl die aus der kaelte kam

Die Zahl, die aus der Kälte kam
Wenn Mathematik zum Abenteuer wird

Rudolf Taschner
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG (29. Juli 2013), 19,90 €

ISBN-10: 3446436839
ISBN-13: 978-3446436831

Der Autor Rudolf Taschner ist Mathematiker an der TU Wien und Betreiber des Wiener math.space, einer einzigartigen Einrichtung im Wiener MuseumsQuartier. So finden dort fast jeden Tag mathematische Veranstalttungen für alle Altersklassen, insbesondere jedoch für Schülerinnen und Schüler, statt. Taschner ist es mit dem math.space und vielen anderen Aktivitäten gelungen, Mathematik zu etwas Popularität zu verhelfen, was – wie wir wohl alle wissen – kein einfaches Unterfangen ist.

Taschner ist aber auch ein hervorragender und packender Erzähler, und sein neuestes Buch „Die Zahl, die aus der Kälte kam“ ist wiederum ein Zeugnis dafür. Es ist schon beachtlich, wenn ein mathematisches Buch wochenlang in den Top-10 der Buchbestseller bestehen kann. Die Reise durch insgesamt acht Kapitel beginnt bei den alten Ägyptern, wo die Pharaonen und vor allem ihre Berater allein aus der geheimen Kenntnis des zusätzlichen Tages im Schaltjahr den Kalender beherrschten und so für alle anderen in nicht nachvollziehbarer Weise die jährlichen Nilüberschwemmungen vorhersagen konnten. Ja, wer Zahlen beherrschte, der hatte Macht. Man denke nur an die Vorhersa- ge einer Sonnenfinsternis! Gelegentlich wird diese Macht auch durchbrochen, etwa durch Adam Ries, der nicht nur den arabischen Ziffern zum Durchbruch verhalf, sondern der mit Hilfe seines Buches, das selbst zu seinen Lebzeiten mehr als 100 Auflagen erlebte, jedem Kind das Rechnen lernen ermöglichte. Taschner übertitelt das entsprechende Unterkapitel – fast ohne Understatement – „Mit Mathematik beginnt die Aufklärung“ und verteidigt die wichtige Rolle von Mathematik im Schulunterricht mit den Worten: „Weil Mathematik das erste und das erfolgreichste Projekt der Aufklärung ist.“

Taschner erzählt noch viele weitere Geschichten, über einige großer Mathermatiker wie Archimedes, Newton oder Hilbert, über geheimnisvolle Zahlen und schließlich über das ambitionierte Hilbertsche Programm und dessen Zerstörung durch Gödel.

Taschner gelingt es, mit Hilfe von verschiedenden historischen Bezügen ein spannendes, aber auch unterhaltsames Buch über Mathematik zu verfassen. Das Buch verschleiert nicht, dass Mathematik anspruchsvoll ist. Allerdings, mit einem richtigen und gut motiviertem Zugang ist es möglich, auch komplexere mathematische Ideen zu vermitteln.

Und für alle, die noch ein wenig mehr wissen wollen, gibt das Buch in einem insgesamt 34 Seiten dicken Anhang teilweise sehr detaillierte und durchwegs auch formal anspruchsvolle vertiefende Anmerkungen zum laufenden Text.

Lassen Sie sich auf ein mathematisches Abenteuer ein!

Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, April 2014, Band 61, Heft 1
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags

Rezension: Michael Drmota (TU Wien)