classpad im mathematikunterricht

ClassPad im Mathematikunterricht
Nach einer Idee von Wolfram Koepf

Matthias Bernhard, Christian Wesselsky
Vieweg+Teubner, Wiesbaden, 2009, 185 Seiten, 22,99 €

ISBN 978-38348-0840-0

Hier erschien ein Klassiker des Computereinsatzes im Mathematikunterricht – Wolfram Koepfs „DERIVE für den Mathematikunterricht“ von 1996 – unter Nutzung eines anderen Werkzeugs teilweise neu. Eingesetzt wurde jetzt der Taschencomputer ClassPad von CASIO. CASIO unterstützt seit Jahren die Herausgabe von Veröffentlichungen, die dem Computereinsatz im Unterricht Impulse geben (wie dies auch Mitbewerber tun). Nach Ansicht des Rezensenten stellt die Bernhard-Wesselsky-Koepf-Veröffentlichung in diesem Kontext eine interessante Bereicherung dar. Manche Anregung kann direkt und unmittelbar im Mathematikunterricht der gymnasialen Oberstufe umgesetzt werden, anderes ist eher in Projektphasen und systematisierenden Wiederholungen einsetzbar und wieder anderes erhöht „nur“ den Weitblick der unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer. All das ist wichtig und lohnenswert. Praktiker vor Ort benötigen Materialien, die auch helfen, ihre Werkzeugkompetenz weiterzuentwickeln und diese nicht umfassend voraussetzen. In der vorliegenden Veröffentlichung sind Erlauterungen und Abbildungen konkret auf den ClassPad zugeschnitten. Es gibt zahlreiche Übungsaufgaben einschließlich Lösungen. Eine beiliegende CD-ROM stellt diverse Programme und elektronische Arbeitsblätter bereit. Damit geht das vorliegende Buch über die Koepf-Veröffentlichung von 1996 hinaus.

Das Buch von 2009 besteht aus sechs Kapiteln. Kapitel 1 (Geometrie) thematisiert Berechnungen an Dreiecken und die näherungsweise Berechnung von . Im Kapitel 2 (Kegelschnitte) geht es erwartungsgemäß um Ellipse, Parabel, Hyperbel sowie um Transformationen und Polarkoordinatendarstellung. Die Autoren machen sich für die (Wieder-)Aufnahme des Themas „Kegelschnitte“ in den schulischen Mathematikunterricht stark (wie auch bereits Koepf 1996), und zwar wegen dessen wissenschaftlicher Bedeutung, und verweisen darauf, dass ClassPad helfen kann, das Thema relativ zügig durchzunehmen. Dem ist einerseits zuzustimmen, andererseits ist dem entgegenzuhalten, dass Schule kollabieren würde, wäre sie in der Pflicht, alles Wichtige zu thematisieren. Schule nimmt immer eine inhaltliche Auswahl vor (über die man sicher streiten kann) und sollte sich ansonsten auf das Gewährleisten eines dauerhaft verfügbaren Wissens und Könnens ihrer Absolventen konzentrieren. Im Kapitel 3 (Flächenberechnung) werden mehrere numerische Integrationsverfahren behandelt und grafisch dargestellt, es geht um das Volumen und den Oberflächeninhalt von Rotationskörpern. Kapitel 4 (Partielle Integration) beschreibt im Grunde genommen, wie gewisse Grenzen des ClassPad beim Bestimmen von Integralen überwunden werden können – und zwar mithilfe des ClassPad selbst. Besonders interessante Schwerpunkte des Kapitels 5 (Lineare Gleichungssysteme und Matrizen) sind die Kondition linearer Gleichungssysteme und die Hilbert-Matrix. Eines der Einstiegsbeispiele in das Kapitel (Preisermittlung von Waschpulver, Bohnen und Milch mit Hilfe eines linearen Gleichungssystems) dürften kritische Schülerinnen und Schüler als für sie persönlich irrelevant erkennen. Im anwendungsorientierten Kapitel 6 (Einfache Differentialgleichungen) geht es um die Methode Trennung der Variablen und um lineare Differentialgleichungen erster Ordnung. Die Schwingungsgleichung wird genauer untersucht; auf Anschaulichkeit wird viel Wert gelegt.

Das Buch stellt einen interessanten Beitrag dar, Computer im Mathematikunterricht intelligent einzusetzen. Vier Themen aus Koepfs Buch von 1996 wurden nicht übernommen. Hierzu muss in der Originalveröffentlichung nachgeschlagen werden.

Rezension: Michael Fothe (Jena) aus Computeralgebra-Rundbrief, Nr. 47 - Oktober 2010