alex bellos

Alex im Wunderland der Zahlen
Eine Reise durch die aufregende Welt der Mathematik

Alex Bellos
Berlin-Verlag, Berlin 2011, 512 Seiten, 24,00 €

ISBN-10: 3827008387
ISBN-13: 978-3827008381

Eine Reise durch die Welt der Zahlen! Mit der Mathematik ist es so eine Sache. Die Königin der Wissenschaften steht im Ruf, trocken und kompliziert zu sein. Ihre Reize stellt sie nicht öffentlich zur Schau. Diese erschliessen sich in der Regel nur dem, der bereit ist, sich auf das Abenteuer des abstrakten Denkens einzulassen. Mathematik kann aber auch ganz anders sein. Sie kann unterhalten, uns zum Staunen bringen und sogar den Laien begeistern. Wer es nicht glaubt, der sollte sich von Alex Bellos eines Besseren belehren lassen. In seinem Buch „Alex im Wunderland der Zahlen“ tritt der britische Journalist den Beweis an, dass eine Reise durch die Welt der Mathematik eine aufregende Sache sein kann.

Die Reise beginnt – wie sollte es anders sein – mit dem Ursprung der Mathematik, den Zahlen. Bellos geht der Frage nach, wie diese entstanden sind und wie sich daraus das heutige Dezimalsystem entwickelt hat. Dabei macht der Leser Bekanntschaft mit „rechnenden“ Pferden, zählenden Schimpansen und einem im Amazonasgebiet lebenden Naturvolk, das bis heute keine Namen für Zahlen grösser als 5 kennt. Der Leser lernt auch den Vorsitzenden einer Gesellschaft kennen, die seit Jahrzehnten gegen das Dezimalsystem kämpft und es durch ein System auf der Basis der Zahl 12 ersetzen will.

Dieses Faible fürs Anekdotische zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Egal ob Bello über die Erfindung der Null, die Chancen beim Glücksspiel, die verschiedenen Grade der Unendlichkeit oder die mathematischen Aspekte des Origamis referiert. Stets findet er einen Dreh, sein Thema in eine Geschichte zu verpacken. Was bei manchen Autoren arg bemüht wirkt, kommt bei Bellos ganz natürlich daher.

Zur Lebendigkeit des Buches tragen auch die vielen Personen bei, die Bellos auf seiner Reise durch die Welt der Mathematik getroffen hat. Die wenigsten entsprechen dem Bild, das man sich gemeinhin von Mathematikern macht. Und doch ist ihr Leben von der Mathematik durchdrungen. Da ist zum Beispiel der Zahnarzt, der im goldenen Schnitt das Geheimnis schöner Zähne entdeckt hat, oder die Dozentin, die in ihrer Freizeit Gebilde mit einer hyperbolischen Geometrie häkelt, oder der Mathematiker, dessen Hobby im Sammeln von Zahlenfolgen besteht. Das klingt skurril und ist es zum Teil auch. Das Schöne ist aber, dass es Bellos nicht beim Skurrilen belässt. Immer wieder erlaubt er sich Exkursionen zu den „wahren“ Problemen der Mathematik. Auf diese Weise gelingt ihm das kleine Wunder, dem Leser fast beiläufig einen Eindruck von der Schönheit der Mathematik zu vermitteln.

(Rezension: Christian Speicher)
Erschienen in der "Neuen Zürcher Zeitung" am 26.10.2011
Mit freundlicher Genehmigung der Neuen Zürcher Zeitung