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John Conway
26.12.1937 - 11.04.2020 | Gruppentheorie, Spieltheorie, Topologie

Portrait John ConwayJohn Conway war ein Mathematiker mit außergewöhnlich breiten und doch tief reichenden Interessen. Seine Arbeiten erstreckten sich von der klassischen Geometrie über die von ihm gefundene 196.884-dimensionale Monstergruppe bis ins Unendliche und darüber hinaus. Ende der 1960er Jahre entdeckte er neue sporadische endliche einfache Gruppen, die Conwaygruppen. Bei den surrealen Zahlen, die Conway 1970 entdeckte, handelt es sich um ein Zahlenkontinuum, bestehend aus reellen Zahlen, aber auch unendlich kleinen (infinitesimalen) und unendlich großen Zahlen. Conway hatte aber auch ein andere Seite. Er generierte am laufendenden Band neue Ideen für mathematische Spiele, darunter „Conway’s Game of Life“, eine „bis heute populäre Umsetzung der Automaten-Theorie von Stanisław Ulam.“ (wikipedia) Conway hielt zahlreiche populäre Vorträge, galt als virtuoser, mitreißender Redner, sein Charisma wurde bewundert und verehrt. John Horton Conway, geboren am 26. Dezember 1937 im englischen Liverpool, interessierte sich schon als Kind für Mathematik, wie seine Mutter erzählte. Im Alter von vier Jahren rezitierte er bereits Zweierpotenzen. Auch konnte er schon früh den Wochentag zu jedem beliebigen Datum berechnen, ein Prinzip, das er und Martin Gardner später in den „Doomsday-Algorithmus“ überführten. Als ihn der Schuldirektor fragte, was er später werden wolle, soll er geantwortet haben: „Ich möchte Mathematik in Cambridge lehren.“ So ähnlich kam es dann auch. Zunächst studierte er in Cambridge, wurde dort promoviert (1964) und blieb bis 1986, bis er eine Professur in Princeton bekam (1986). Conway hinterlässt der Nachwelt herausragende Arbeiten auf zahlreichen Gebieten der Mathematik, von Algebra und Geometrie über Gruppentheorie, Spieltheorie und Topologie bis zur Zahlentheorie. Für Viele bleibt er durch sein „Game of Life“ im Gedächtnis. Conway verlor sein game of life gegen das COVID-19-Virus am 12. April 2020. Tipps: Der Autor Siobhan Roberts ließ schon 2015 Conway’s Leben in “Genius At Play: The Curious Mind of John Horton Conway” Revue passieren.

Richard Phillips Feynman
11.05.1918 - 15.05.1988 | Quantenphysik

Portrait Richard Phillips FeynmanEr gilt als einer der großen Physiker des 20. Jahrhunderts und erhielt für seine Arbeit zur Quantenelektrodynamik gemeinsam mit den Physikern Shinichirō Tomonaga und Julian Schwinger 1965 den Nobelpreis. Allgemein hat Feynman wesentlich zum Verständnis der Quantenfeldtheorien beigetragen, wie die anschauliche Darstellung subatomarer Wechselwirkungen durch Feynman-Diagramme. Er hatte eine unkonventionelle und nonkonformistische Art und praktizierte zeitlebens einen unmittelbaren, praxisnahen und anschaulichen Zugang zur Physik. In dieser Hinsicht ähnelte sein Verhalten dem von Wolfgang Pauli, dem Physik-Nobelpreisträger von 1945, dessen Motto lautete: „Ich kann es mir leisten, nicht zitiert zu werden“. Richard („Dick“) Feynman und seine jüngere Schwester Joan (später: Astrophysikerin, welche wesentliche Beiträge zur Wechselwirkung zwischen Erde und Sonnenwind lieferte) waren die 3. Generation von russisch-polnischen Einwanderern und wuchsen in einem jüdisch-atheistischen Haushalt auf. Da ihrem Vater ein Studium verwehrt war, wurden beide schon früh in wissenschaftlichem Denken trainiert und zeigten dementsprechend bereits in jungen Jahren Talente in Technik und in den naturwissenschaftlichen Schulfächern. Ab 1935 studierte Richard Feynman Physik am MIT, wo er nach vier Jahren seinen Bachelor mit der Abschlussarbeit des Hellmann-Feynman-Theorems erhielt. In den folgenden vier Jahren studierte er mittels Stipendium an der Universität von Princeton inklusive einer Assistentenstelle bei John Archibald Wheeler. Bei diesem dissertierte Feynman 1942 mit der Ausarbeitung seiner Pfadintegralformulierung der Quantenphysik. Nach seiner Dissertation heiratete er seine Jugendliebe Arline Greenbaum. Diese erkrankte aber an einer Form der Tuberkulose, die zu jener Zeit lebensbedrohlich war, weshalb regelmäßige Krankenhausaufenthalte Alltag waren. Gleichwohl waren die beiden bei seinen Kollegen als humorvolles Paar bekannt, was einer der Gründe für Matthew Broderick war, diese Liebesgeschichte zu verfilmen. Arline Greenbaum starb bereits 1945. Während des Zweiten Weltkrieges beteiligte Feynman sich am Manhattan-Projekt, dem Bau der ersten Atombombe, durch Organisation der notwendigen umfangreichen numerischen Rechnungen. Sein unmittelbarer Chef, der Nobelpreisträger Hans Bethe, berief ihn zu seinem ersten Lehrauftrag an die Cornell University. Danach war er Professor für Theoretische Physik am Caltech in Pasadena und blieb dort für den Rest seiner akademischen Laufbahn. Er widmete sich intensiv der Lehre, womit die bekannten Feynman Lectures on Physics entstanden. Für seine Leistungen in der Vermittlung der Physik erhielt er 1972 die Oersted Medal der American Association of Physics Teachers. Der Stringtheorie gegenüber blieb er bis zu seinem Tod skeptisch eingestellt, da sie sich seiner Meinung nach zu weit von experimentellen Vorhersagen entfernt bewege. 1981 stellte Feynman die Theorie des Quantencomputers auf, einem heute sehr aktuellen Forschungsgebiet. Er starb 1988 an einer schon länger bestehenden Krebserkrankung.

Edmond Halley
1656 - 1742 | Astronomie, Geometrie

Portrait Edmond HalleyEdmond Halley wurde als Sohn eines reichen Seifenfabrikanten in der Nähe Londons geboren. Obwohl der Vater einen großen Teil seines Vermögens durch den verheerenden Brand im Jahr 1666 verlor, konnte er seinem Sohn eine gute Ausbildung finanzieren. Dieser baute mit 15 Jahren bereits Sonnenuhren und beschäftigte sich mit den Schwankungen des magnetischen Erdfeldes. Mit 17 Jahren tritt Halley in das Queen’s College in Oxford ein. Als er 20 Jahre ist, veröffentlicht er einen Beitrag über eine Mars-Bedeckung durch den Mond. Seine Studien in Oxford unterbricht er, als sich die Gelegenheit bietet, nach St. Helena zu reisen, dem südlichsten britischen Territorium im Atlantik. Dort erstellt er den ersten Katalog der Sterne des südlichen Sternhimmels. Auch führt er als erster Astronom Messungen zum Transit des Planeten Merkur vor der Sonne durch und bestimmt die Entfernung der Erde zur Sonne. Nach Oxford zurückgekehrt, wird Halley ohne Prüfungen graduiert und mit 22 Jahren jüngstes Mitglied der Royal Society. 1684 zeigt Halley, dass aus dem 3. Keplerschen Gesetz folgt, dass die zwischen den Himmelskörpern auftretenden Kräfte umgekehrt proportional zum Quadrat der Entfernung sind. Obwohl es ihm nicht gelingt, ein akademisches Amt zu erlangen, erregt Halley weiter Aufsehen durch seine innovativen Veröffentlichungen: 1686 entwickelt er eine Formel zur Höhenmessung mithilfe eines Barometers. 1693 veröffentlicht er 'An Estimate of the Degrees of Mortality of Mankind', in der er als Erster Sterbetafeln aufstellt. Auch begründet er aus seiner Sterbetafel eine Produktregel für Wahrscheinlichkeiten. Ab 1695 beschäftigt er sich intensiv mit den Bahnen der Kometen; im Unterschied zu Newton, der Parabelbahnen vermutet, glaubt er fest daran, dass sich auch Kometen auf elliptischen Bahnen bewegen. Später, als seine Voraussage eintrifft, dass ein von ihm 1982 beobachteter Komet Ende des Jahres 1758 wieder zu sehen sein wird, gibt man diesem den Namen Halley’scher Komet. Endlich wird er im Jahr 1704 Nachfolger von John Wallis (1616 – 1703) auf dem Lehrstuhl für Geometrie an der Universität von Oxford. Sein Forschungsdrang lässt bis zu seinem Lebensende nicht nach; er verfasst Abhandlungen über Lösungsverfahren für Gleichungen höheren Grades und entwickelt eine Methode, wie man auf See durch Beobachtungen des Mondes den Längengrad des Ortes bestimmen kann. Durch Vergleich mit antiken Sternentafeln entdeckt er auch, dass Sterne eine Eigenbewegung haben.

Paul Richard Halmos
03.03.1916 - 02.10.2006 | Analysis, Wahrscheinlichkeitstheorie

Portrait Paul Richard HalmosMit seinem Vater, einem Arzt, war Paul Richard Halmos mit acht Jahren aus Ungarn nach Chicago emigriert. Durch ein bisschen Mogeln ersparte er sich einige Jahre Highschool und kam mit 15 an die Universität, wo er sich für älter ausgab als er war. Halmos war ein Lerntyp, der nur mit den richtigen Lehrern richtig aufblühen konnte - ein Grund dafür, dass er später Lehrer wie Joe Doob, John von Neumann und Robert Lee Moore so pries. Halmos, der sich selbst vor allem als Lehrer sah (seine Autobiographie trägt den Titel 'I want to be a mathematician', in Abrenzung zu John von Neumanns Autobiographie 'I am a mathematician'), unterrichtete Jahre lang seine Studenten nach Moores Methode im sokratischen Frage-Antwort-Spiel; zu seinen Spezialgebieten gehörten Funktionalanalysis, Maßtheorie und Ergoden-Theorie. Er lehrte und forschte nach seiner Promotion 1938 an der University of Illinois unter anderem in Princeton, an der Syracuse University in New York, an der University von Michigan, und schließlich - angeblich des guten Wetters wegen - in Santa Clara.

Fritz John
14.06.1910 - 10.02.1994 | Konvexgeometrie, Numerische Analysis, Analysis

Portrait Fritz JohnJohn wurde in Berlin geboren und studierte bis 1933 in Göttingen unter anderem unter Richard Courant. Nach Hitlers Machtergreifung sah er für sich keine Zukunft mehr in Nazi-Deutschland und wanderte nach England aus. 1934 veröffentlichte er seine erste Arbeit über Morse-Theorie und wurde an der Universität Göttingen bei Courant promoviert zum Thema „Bestimmung einer Funktion aus ihren Integralen über gewisse Mannigfaltigkeiten“ wodurch er für ein Jahr nach Cambridge gehen konnte. Im Jahr darauf wurde John zum Assistenz-Professor an der University of Kentucky berufen und emigrierte direkt in die Vereinigten Staaten. Er blieb in Kentucky bis 1946, wobei er dort von seiner Arbeit für Forschungen am Ballistikforschungszentrum des Aberdeen Proving Ground, Maryland freigestellt war. Hiernach wurde er in die National Academy of Sciences gewählt und erhielt eine Festanstellung „Associate Professorship“ bzw. ab 1978 den Lehrstuhl am Courant Institute of Mathematical Sciences an der New York Universität, den er bis zu seiner Emeritierung 1981 innehatte. Zwar beendete er seine Tätigkeit, setzte aber seine Arbeiten an nicht-linearen Wellengleichungen fort. Im Laufe seiner Karriere erhielt er viele Preise, Auszeichnungen und mehrere Reisestipendien. Er erhielt eine Fulbright Dozentur an der Universität Göttingen, den Birkhoff-Preis für Angewandte Mathematik, den Leroy P. Steele Prize der American Mathematical Society und die Radon-Medaille der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Zusätzlich war er MacArthur Fellow 1984 und 1966 Invited Speaker auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Moskau.

Stephen Cole Kleene
05.01.1909 - 25.01.1994 | Automatentheorie, Logiker, theoretischen Informatik

Portrait Stephen Cole KleeneKleene wuchs auf der Farm seines Großvaters in Maine auf, studierte am Amherst College und erhielt 1930 seinen Abschluss mit „summa cum laude“. 1934 wurde er an der Princeton University bei Alonzo Church promoviert. Der Titel seiner Promotion lautete „A Theory of Positive Integers in Formal Logic“. An der University of Wisconsin in Madison wurde er 1937 Assistenzprofessor und 1948 ordentlicher Professor, was er es bis zu seiner Emeritierung 1979 blieb, untrbrochen nur durch seine Offizierszeit in der US Navy von 1942-46. Kleene trug wie sein Lehrer Church zur Entwicklung der Theorie der rekursiven Funktionen bei. Seit einem Aufenthalt bei der Rand Corporation zeigte er großes Interesse für Automaten und verfasste einen einflussreichen Bericht, in dem er Ideen von John von Neumann über Rechenmaschinen mit denen über neuronale Netzwerke von Warren McCulloch und Walter Pitts verband. Kleene war in den USA auch ein führender Vertreter intuitionistischer Mathematik, die aus Ideen von Luitzen Egbertus Jan Brouwer entstand. Er schrieb zwei vielzitierte Lehrbücher über mathematische Logik und Metamathematik, in denen er auch eine klare Formulierung von Gödels Theorem angab. Kleene erhielt neben dem Leroy P. Steele Prize die National Medal of Science und wurde Mitglied der National Academy of Sciences, der American Academy of Arts and Sciences. 1958 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Edinburgh, 1950 war er Invited Speaker auf dem ICM in Cambridge.

John Leech
21.7.1926 - 28.09.1992 | Algebra, Informatik

Portrait John LeechJohn Leech wurde am 21.7.1926 in Weybridge, Surrey, in England geboren und besuchte das Trent College in Derbyshire und das Kings College in Cambridge. Dort erhielt er 1950 seinen Bachelor-Abschluss in Mathematik, wonach er anschließend bei Ferranti in Manchester an der Entwicklung früher Computer. Arbeitete. 1954 kehrte er als Research Student nach Cambridge zurück. Fünf Jahre später wurde er Lecturer im Computing Laboratory der Universität Glasgow. Leech wandte frühzeitig Computer in der numerischen Algebra an. Allerdings wurde er berühmt für seine Entdeckung des Leech-Gitters 1964, das Gitter einer dichten Kugelpackung in 24 Dimensionen, wozu John Conway drei neue sporadische Gruppen als Symmetriegruppen des Leech-Gitters ableitete. 1956 hat er in einer eher skizzenhaften Note einen neuen und eleganten Beweis des Kusszahl-Problems in drei Dimensionen gezeigt, welches sogar von Aigner und Ziegler im Buch Proofs from THE BOOK aufgenommen wurde. 1967 war er für 2 Jahre Research Fellow am Atlas Computer Laboratory bei Harwell und ging anschließend an die neu gegründete Universität Stirling. Er unterrichtete in einem persönlich für ihn eingerichteten Lehrstuhl für Informatik und wurde zwei Jahre später. Aus gesundheitlichen Gründen ging er 1980 vorzeitig in den Ruhestand, nachdem er bereits in den vorangegangenen Jahren nur noch halbtags gearbeitet hatte. Am 28.09.1992 erlitt Leech an Bord des historischen Schaufelraddampfers „Waverley“, dessen Unterstützergruppe er angehörte, einen Herzanfall, als dieser in der letzten Fahrt der Saison zwischen Rothesay und Largs unterwegs war. Verheitet war er mit der britischen Physikerin Jenifer Haselgrove.

John Napier
1550 - 1617 | Analysis, Astronomie

Portrait John NapierJohn Napier wächst in einer vermögenden und einflussreichen schottischen Adelsfamilie auf. Sein Vater, Archibald Napier, wird von dessen Eltern bereits im Alter von 15 Jahren verheiratet; der erste Sohn, John, wird geboren, als Archibald 16 Jahre alt ist. Mit 13 Jahren wird Napier an die Schule geschickt, die der St. Andrews University angeschlossen ist; der Rektor kümmert sich persönlich um den Jungen, insbesondere, als dessen Mutter stirbt. Es ist nicht bekannt, wann Napier die Schule verlassen hat, um seine Studien auf dem Kontinent fortzusetzen (Frankreich, Niederlande, evtl. auch Italien). Erst 1571 kehrt er wieder nach Schottland zurück, heiratet, hat mit der ersten Ehefrau zwei, mit der zweiten zehn Kinder, beschäftigt sich intensiv mit der Bewirtschaftung seiner Ländereien, entwickelt Methoden zur Verbesserung des Ertrags der Felder durch Salz-Düngungen und vertieft sich intensiv in Fragen theologischen Inhalts. Fanatisch vertritt er die Seite des Protestantismus und verfasst im Jahr 1593 die Schrift „Plaine Discovery of the Whole Revelation of St. John“ (Enthüllungen über die Offenbarung des Heiligen Johannes), in der er nachzuweisen versucht, dass der Papst in Rom der eigentliche Antichrist ist. Das Buch findet große Verbreitung, auch in Übersetzungen für die Niederlande, Frankreich und Deutschland (insgesamt 21 Auflagen); Napier hält es für seine bedeutendste Leistung. Um der drohenden Invasion durch die spanische Armada in Schottland vorzubeugen, entwirft er neuartige Waffensysteme, wie z. B. gepanzerte Fahrzeuge, und untersucht, wie sich die Idee des Archimedes realisieren lässt, Segelschiffe mithilfe von Brennspiegeln in Brand zu setzen. Es ist nicht klar, wann und wodurch Napiers besonderes Interesse für die Mathematik geweckt wird; aber er betreibt dieses „Hobby“ mit großer Intensität. Insbesondere ist er daran interessiert, Methoden zu entwickeln, durch die der Rechenaufwand vermindert werden kann. Zwanzig Jahre lange arbeitet er an dem Problem, dann erscheint 1614 seine Schrift „Mirifici Logarithmorum Canonis Descriptio“, in der er die Vorzüge des logarithmischen Rechnens beschreibt und erste Tabellen anhängt. Diese erste systematische Beschreibung der Logarithmen und des logarithmischen Rechnens gehört zu den bedeutendsten und folgenreichsten Innovationen der Wissenschaftsgeschichte, welche sämtliche Teilbereiche der modernen Naturwissenschaften von der Mathematik bis zur Biologie durchzieht.

John von Neumann
28.12.1903 - 08.02.1957 | Algebra, Analysis, Geometrie, Informatik, Ingenieurwesen, Logik, Physik, Wahrscheinlichkeitstheorie

Portrait John von NeumannJohn von Neumann gilt weithin als der brillanteste Mathematiker des 20. Jahrhunderts. Sein Vater war ein reicher jüdischer Bankier, der sich 1913 den Adelstitel „Baron von“ kaufte, aber diesen nicht benutzte; der Sohn legte später jedoch Wert auf das „von“. Mehrsprachig erzogen, soll sich Neumann mit sechs Jahren in Altgriechisch unterhalten haben; es wird berichtet, dass er 8-stellige Zahlen im Kopf dividieren konnte und nach kurzem Ansehen einer Seite im Telefonbuch Namen und Telefonnummern auswendig wusste. Mit acht Jahren beschäftigte er sich mit Differentialrechnung, las aber auch regelmäßig in einer Geschichtsenzyklopädie. Bereits mit 17 Jahren, also noch während seiner Schulzeit, veröffentlicht er seinen ersten Beitrag in einer mathematischen Fachzeitschrift. Sein Vater wünscht jedoch nicht, dass er Mathematik studiert, da man hiermit keinen Reichtum erwerben könne; er einigt sich dann schließlich mit ihm auf ein Studium der Chemie - in Berlin, weil nach dem Ende des 1. Weltkriegs die antijüdische Stimmung in Budapest bedrohlich geworden ist. Neumann leistet Folge, legt jedoch parallel in Budapest – obwohl er die Universität nicht regelmäßig besuchen kann – die Prüfung in Mathematik mit Auszeichnung ab. In seiner Doktorarbeit gelingt von Neumann im Jahr 1925 der widerspruchsfreie, axiomatische Aufbau der Mengenlehre. Er wird Rockefeller-Stipendiat bei David Hilbert(1862-1943) in Göttingen, arbeitet als jüngster Privatdozent an den Universitäten in Berlin und Hamburg. Ab 1930 nimmt er parallel zu seinen Tätigkeiten in Europa eine Tätigkeit als Gastdozent an der Universität von Princeton auf; sein Ruf als mathematisches Genie verbreitet sich weltweit. 1933 gehört er mit Albert Einstein (1879-1955) zu den fünf ersten Professoren, die an das neu geschaffene „Institute for Advanced Study“ in Princeton berufen werden. 1937 nimmt er die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1932 erscheint das für Quantenphysik und Funktionalanalysis maßgebliche Werk „Mathematische Grundlagen der Quantenmechanik“. Neumann gilt als Begründer der mathematischen Spieltheorie. Seine Forschungen hierzu arbeitet er u.A. in das ökonomische Standardwerk „Theory of Games and Economic Behaviour“ ein. Von Alan Turings Besuch in Princeton zur Beschäftigung mit der Informatik angeregt, entwickelt er die noch heute in den meisten Computern verwirklichte Von-Neumann-Architektur. Er gehört zu den führenden Mitarbeitern des Manhattan-Projekts (Herstellung der ersten Atombombe) wie auch des Teams, das die erste Wasserstoffbombe entwickelte. In diesem Zusammenhang entwickelt er Simulationsmethoden (Monte-Carlo-Methode) und entwirft ein Verfahren zur Erzeugung von Pseudozufallszahlen. Ende 1956 entdeckt man bei ihm Bauchspeicheldrüsen- und Knochenkrebs, Folgen seiner Anwesenheit bei den Nukleartests im Pazifik und der Arbeit in den Laboratorien von Los Alamos. Als John von Neumann stirbt, hat er 150 wissenschaftliche Schriften in so verschiedenen Feldern wie Logik, Stochastik, Algebra, Evolutionsbiologie oder Chemie verfasst, der Großteil davon prägend oder gar revolutionär für das jeweilige Gebiet.

Bertrand Russell
18.05.1872 - 02.02.1970 | Logik

Portrait Bertrand RussellBertrand Arthur William Russell wird als zweiter Sohn in einer einflussreichen britischen Adelsfamilie geboren.Der Großvater John Russel, erster Earl Russel, war viele Jahre lang Regierungsmitglied und zeitweise Premierminister unter Queen Victoria. Mit 20 Jahren nimmt Bertrand Russell ein Studium der Mathematik und der Philosophie am berühmten Trinity College in Cambridge auf und schließt nach vier Jahren in beiden Fächern mit Bestnoten ab. 1903 veröffentlicht Russel ‘The Principles of Mathematics’ und versucht – in Zusammenarbeit mit Alfred North Whitehead - in den drei Bänden der Principia Mathematica (1910 – 1913) ein Programm umzusetzen: Alle mathematischen Begriffsbildungen und Definitionen sollen auf logische zurückgeführt werden, und zur Herleitung mathematischer Sätze, die nicht Axiome sind, sollen nur logische Schlüsse verwendet werden. Von 1910 an wird Russell als Dozent für Mathematik und Logik am Trinity College tätig; die Universität entzieht ihm jedoch diese Stelle, als er sich – entsetzt über die allgemeine Kriegsbegeisterung und Barbarei des 1. Weltkriegs – öffentlich für Kriegsdienstverweigerung einsetzt. 1918 wird er wegen seiner Aktivitäten zu einer 6-monatigen Haftstrafe verurteilt. Während der Haft verfasst er mehrere Bücher, darunter ‘Roads to Freedom: Socialism, Anarchism, and Syndicalism.’ Eine anfängliche Sympathie für das sozialistische Experiment in der Sowjetunion endet, nachdem er 1920 die Sowjetunion besucht und mit Lenin Gespräche geführt hat. Aufsehen erregen die Bücher ‘Why I Am Not a Christian’ (1927), in dem sich der Atheist Russell kritisch mit der Religion und insbesondere dem Christentum auseinandersetzt, sowie ‘Marriage and Morals’ (1929), ein Plädoyer für eine freie Sexualmoral. Zusammen mit anderen berühmten Persönlichkeiten verfasst Russell 1955 ein Manifest zu den Folgen des Einsatzes von Nuklearwaffen und begründet die seitdem regelmäßig tagende Pugwash- Konferenz zu Abrüstungsfragen und zur Verantwortung der Naturwissenschaftler (die Einrichtung erhielt 1995 den Friedensnobelpreis). In seiner Biographie blickt er auf ein ereignisreiches Leben zurück – vielfach wurden ihm Ehrungen zuteil, selten verhielt er sich konform, aber stets getreu zu seinen 10 Geboten, wie er sie im Jahr 1951 formulierte, z. B. ‘Fürchte dich nicht davor, exzentrische Meinungen zu vertreten; jede heutige Meinung war einmal exzentrisch.’

James Joseph Sylvester
1814 - 1897 | Algebra, Physik

Portrait James Joseph SylvesterJames Sylvester besucht zunächst zwei Schulen in London, bevor ihn der Vater an dem neu gegründeten University College anmeldet, der ersten nicht-konfessionellen Schule Englands. Sein Mathematiklehrer ist Auguste de Morgan, der die mathematische Begabung des Jungen schnell erkennt. Doch Sylvester kann nicht lange auf dem College bleiben: Als er bei einem Streit einen Mitschüler mit einem Messer bedroht, meldet ihn der Vater vorsorglich von der Schule ab. Nach dem erfolgreichen Besuch eines Colleges in Liverpool immatrikuliert sich Sylvester als Student am St. John’s College in Cambridge. Das Studium der Mathematik schließt er – trotz krankheitsbedingter Unterbrechungen – mit dem zweitbesten Examen des Jahrgangs ab. Allerdings wird ihm dieser Abschluss nicht durch eine Urkunde bestätigt, da er sich als gläubiger Jude weigert, einen Eid auf die 39 Glaubensgrundsätze der Anglikanischen Kirche abzulegen. In den Jahren 1838 bis 1841 kann Sylvester als Physiklehrer am University College arbeiten; in dieser Zeit veröffentlicht er 15 Beiträge zur Strömungslehre und zur Lösung algebraischer Gleichungen. Er übernimmt schließlich einen Lehrstuhl an der University of Virginia (USA), kehrt jedoch, frustriert über den Mangel an fähigen Studenten und akademischer Kultur, nach kurzer Zeit wieder zurück und Arbeitet zunächst bei einer Versicherungsgesellschaft. Dann beschließt er, Anwalt zu werden, und absolviert eine Ausbildung bei der Anwaltskammer in London. Der Tätigkeit als Anwalt überdrüssig, bewirbt er sich 1854 an verschiedenen Universitäten um eine Mathematikprofessur – zunächst ohne Erfolg. Als ein Kandidat, dem er zunächst unterlegen war, plötzlich stirbt, kann er endlich eine Stelle an einer Hochschule antreten – wenn auch nur an der Royal Military Academy in Woolwich. Nachdem Sylvester im Jahr 1870 – wie alle Angehörigen des Militärs – im Alter von 55 Jahren zwangsweise pensioniert wird, verbringt er die meiste Zeit im Londoner Athenaeum Club. Er vertieft sich in die Gesetzmäßigkeiten der Verslehre und übersetzt Gedichte aus dem Französischen, Deutschen, Italienischen, Lateinischen und Griechischen. Mit eigenen Gedichten ist er weniger erfolgreich. 1877 nimmt er einen Ruf der neu gegründeten Johns Hopkins University in Baltimore an, wo er auch endlich Studenten vorfindet, die an mathematischer Forschung interessiert sind. Im Alter von 68 Jahren kehrt er nach England zurück und übernimmt eine Professur in Oxford. Als seine geistige und körperliche Verfassung nachlässt, wird für ihn ein Vertreter am Lehrstuhl eingesetzt. Die letzten Jahre verbringt er wieder in seinem Club in London.

Clifford Ambrose Truesdell III
18.02.1919 v.Chr. - 14.01.2000 n.Chr. | Nichtlineare Systeme, Historiker

Portrait Clifford Ambrose Truesdell IIITruesdell studierte am Caltech, wo er 1941 seinen Bachelor of Science und 1942 den Master in Mathematik und Physik machte. Zusätzlich machte er einen Abschluss in Mechanik an der Brown University und erhielt den Doktor (Ph.D.) in Mathematik in Princeton. Von 1944 bis 1946 arbeitete er am Radiation Laboratory des M.I.T. und anschließend bis 1950 am Naval Research Laboratory in Washington. 1950 wurde er Ordentlicher Professor für Mechanik an der Indiana University. In Baltimore wurde er 1961 Professor für „Rational Mechanics“ an der Johns Hopkins University und blieb dort bis zu seiner Pensionierung. 1963 wurde die Bingham Medal für Verdienste um die Rheologie an Truesdell vergeben. Der Theodore Von Karman Award wurde ihm 1996 verliehen und 1978 der Birkhoff-Preis. 1974 war er Invited Speaker auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Vancouver. 1991 wurde Truesdell in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

John Wallis
23.11.1616 - 28.10.1703 | Algebra, Analysis, Geometrie

Portrait John WallisJohn Wallis (23.11.1616 – 28.10.1703) wird als drittes von fünf Kindern eines Pfarrers in Ashford (Kent) geboren. Da trotz des frühen Tods des Vaters die finanzielle Situation der Familie gesichert ist, kann John eine Schule besuchen, zunächst in der Nähe, dann in Essex. Hier wird besonderer Wert auf das Erlernen der alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch gelegt, Mathematik spielt keine Rolle. Von 1642 bis 1649 tobt in England ein Bürgerkrieg zwischen Anhängern des absolutistisch regierenden Königs Karl I. und den Anhängern Oliver Cromwells. Nach einer Schlacht desselben wird ein Bote der königstreuen Truppen mit einer verschlüsselten Nachricht aufgegriffen. John Wallis schaut sich die Folge von Schriftzeichen an, erkennt Muster, und keine zwei Stunden später hat er die in dem Brief enthaltene Nachricht entziffert. Von da an nutzen die Parlamentaristen seine Fähigkeit, abgefangene Botschaften der gegnerischen Partei zu entschlüsseln. Als Dank für seine Unterstützung im Kampf gegen die schließlich unterlegenen Royalisten ernennt Cromwell Walliszum Professor für Geometrie an der Universität Oxford, nachdem er den bisherigen (königstreuen) Lehrstuhlinhaber Peter Turnerentlassen hat. Wallis nimmt die Aufgaben des neuen Amtes bis zu seinem Tod wahr, also über 50 Jahre lang. Auch wenn seine Einsetzung in das Amt vielleicht nicht gerechtfertigt war, so erweist er sich doch als überaus würdiger Inhaber des Lehrstuhls. Mit großem Interesse studiert Wallis die mathematischen Werke von Kepler, Torricelli und Descartes und entwickelt deren Ideen weiter. 1652 verfasst er ‘De sectionibus conicis’, in der er Parabeln, Ellipsen und Hyperbeln nicht geometrisch, sondern mithilfe von Koordinatengleichungen beschreibt. Auch verwendet er in diesem Werk als Erster das Symbol ‘?’ (möglicherweise von ihm ausgewählt, weil man die geschlossene Kurve unendlich oft durchlaufen kann). Als seine bedeutendste Leistung muss sicherlich die Entdeckung des Wallis’schen Produktes zur näherungsweisen Berechnung der Kreiszahl Pi gelten.

Frank Yates
12.05.1902 - 17.06.1994 | Statistik

Portrait Frank YatesFrank Yates war einer der Pioniere der Statistik des 20. Jahrhunderts und trug zur anfänglichen Entwicklung der statistischen Datenverarbeitung bei. Yates wurde in Manchester geboren, als ältestes von fünf Kindern. Nach dem Besuch einer Privatschule erhielt er 1916 und 1920 Stipendien am Clifton College und am St John's College, Cambridge und vier Jahre später schloss er mit einem First Class Honours Degree ab. Er verbachte als mathematischer Berater einige Zeit in Afrika bevor er krankheitsbedingt nach England zurückkehren musste. 1931 wurde Yates von R. A. Fisher zum stellvertretenden Statistiker an der Rothamsted Experimental Station ernannt. 1933 wurde er Leiter der Statistik. Während des 2. Weltkriegs beschäftigte er sich mit dem, was später als Operations Research bezeichnet wurde. Nach dem Krieg arbeitete er an der Konzeption und Analyse von Stichprobenerhebungen. Er wurde ein Enthusiast von elektronischen Computern und erhielt einen Elliott 401 für Rothamsted. Yates erhielt 1960 die Guy-Medaille in Gold der Royal Statistical Society. Sechs Jahre später erhielt er die Royal Medal der Royal Society und zog sich aus Rothamsted zurück, um Senior Research Fellow am Imperial College London zu