Zwei Wochen nach dieser Entdeckung, am 6. September, hat Hans-Michael Elvenichs Rechner die zweite Primzahl gefunden; sie hat 11.185.272 Stellen. Sein Computer prüft seit Februar dieses Jahres, ob die Zahl 237.156.667-1 eine Primzahl ist. „Am 6. September um 21:45 Uhr wusste ich, dass ich eine Primzahl mit über 10 Millionen Stellen gefunden habe. Eigentlich hätte mein Computer das schneller berechnen können, aber er lief wegen der gestiegenen Stromkosten nicht mehr ununterbrochen, sondern nur 6 bis 8 Stunden am Tag", sagt der Elektroingenieur und Hobby-Mathematiker Hans-Michael Elvenich. Dass seine Primzahl nur die zweitgrößte ist und als zweite gefunden wurde, und deshalb der Rekord und das Preisgeld nach Los Angeles gehen, davon ist er nicht enttäuscht: „Ich gönne das Preisgeld dem Team in Los Angeles."

Hans-Michael Elvenich hegt seit seinem 16. Lebensjahr ein ganz besonderes Interesse für Primzahlen. Seit 1996 gehört er zu den etwa 100.000 Menschen weltweit, die sich über das GIMPS-Projekt (Great Internet Mersenne Prime Search) an der Primzahlensuche beteiligen. Seit einigen Jahren betreibt er die Website www.primzahlen.de, um Primzahlbegeisterten ein Forum zu bieten.

„Mathematik ist auch ein Sport, und die Primzahlsuche ist die Königsdisziplin", sagt Professor Günter M. Ziegler, Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Primzahlen sind ein Menschheitsthema, das uns aus den Urzeiten bis zur Hochtechnologie begleitet. Die neuen Weltrekorde zeigen eindrucksvoll, was mathematische Technologie heute kann. Dass sie während der Jahrestagung der DMV in Erlangen verkündet werden, ist Zufall - aber passend!"

Die Electronic Frontier Foundation möchte die Verbreitung und das Wachstum des Internets befördern und mit dem Preis möglichst viele Menschen auf der ganzen Welt dazu bewegen, ihre Rechner für die Primzahlsuche einzusetzen. Tatsächlich läuft die Suche nach Mersenne-Zahlen auf zahlreichen Einzelrechnern. Hinter den Berechnungen für die neu entdeckten größten Primzahlen stehen deshalb nicht Einzelpersonen sondern Gruppen: Die Ehre für die beiden größten, neu entdeckten Primzahlen gebührt nach Informationen von Mersenne Research Inc. neben Hans-Michael Elvenich und Edson Smith, den Computer-Betreibern, und George Woltman und Scott Kurowski als Initiatoren des GIMPS-Projekts den 100.000 Beteiligten auf der ganzen Welt, die ihre Rechnerkapazitäten für die Suche nach den höchsten Primzahlen zur Verfügung stellen.

Jeder kennt sie aus der Schule: die Primzahlen, also Zahlen, die nur durch sich selbst oder 1 teilbar sind. Die Primzahlen unter 20 lauten: 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19. Was kaum einer weiß: sehr große Primzahlen sind sehr schwierig zu bestimmen. Die einfache Frage „Primzahl oder nicht?" bringt die derzeit leistungsfähigsten Computer an ihre Grenzen. Denn sie müssen mühsam prüfen, ob sich eine Zahl in Faktoren zerlegen lässt oder nicht. Ein einfaches Beispiel: 3 x 3 = 9. 9 ist außer durch sich selbst und durch 1 auch durch 3 teilbar - die Zahl ist also „nicht prim", wie Mathematiker sagen. Großen Zahlen sieht man ihre Teiler nicht so einfach an. Tatsächlich entwickeln Mathematiker seit Jahrzehnten Methoden, um Zahlen schnell daraufhin zu prüfen, ob sie weitere Teiler als sich selbst und 1 haben, und welche dies sind; gibt es keine weiteren Teiler, so handelt es sich um eine Primzahl. Gewisse Primzahlen lassen sich mit vergleichsweise wenig Aufwand bestimmen, etwa die Mersennschen Primzahlen (der Form Mn= 2n - 1).