Presseinformation der Deutschen Mathematiker-Vereinigung

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Friedrich Hirzebruch (Foto: Thomas Vogt)

Berlin, 30. Mai 2012. Der große deutsche Mathematiker Friedrich Hirzebruch starb am 27.5.2012 in Bonn. Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung trauert um ihr Ehrenmitglied und ihren zweifachen Präsidenten. Prof. Hirzebruch hat die Mathematik nachhaltig geprägt und gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker Deutschlands.

Am Pfingstsonntag, dem 27. Mai 2012, starb Prof. Friedrich Hirzebruch in Bonn. „Die DMV trauert um einen herausragenden Mathematiker und einen großartigen Menschen", sagt Christian Bär, Professor für Mathematik an der Universität Potsdam und amtierender Präsident der DMV. „Die Mathematik verliert mit Friedrich Hirzebruch einen großen Protagonisten seines Fachs - und viele Mathematiker verlieren mit ihm einen wegweisenden Lehrer und wertvollen Ratgeber."

Hirzebruch hat die Mathematik des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt und gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker Deutschlands. Er erhielt zehnmal die Ehrendoktorwürde, war Mitglied in der deutschen Nationalakademie Leopoldina und in sechs von acht deutschen Landesakademien - ein Gigant seines Fachs. Friedrich Hirzebruch war Ehrenmitglied der DMV und gleich zweimal ihr Präsident (damals "Vorsitzender"), 1961 und 1990; als solcher verband er Mathematiker*innen in Ost und West zu Zeiten der Teilung und gestaltete die Wiedervereinigung der Mathematik in Deutschland.

Unvergessen ist auch seine Eröffnungsrede auf dem Internationalen Mathematiker-Kongress (ICM) in Berlin, welcher 1998 nach 94 Jahren das erste Mal wieder in Deutschland stattfand. Damals erinnerte Hirzebruch an die Verfolgung jüdischer Mathematiker im Deutschland der 1930er und 1940er Jahren und rief dazu auf, jene Vorgänge niemals zu vergessen.

Zur Biografie Friedrich Hirzebruchs:
Nach seinem Studium an der Universität Münster und an der ETH Zürich promovierte er mit 22 Jahren bei Heinrich Behnke und Heinz Hopf über mehrdeutige komplex-analytische Funktionen. Von 1952 bis 1954 arbeitete Hirzebruch am Institute for Advanced Study in Princeton - in diese Zeit fällt sein Beweis einer Verallgemeinerung des Riemann-Roch-Theorems. Die Basis für seine Habilitation hatte Hirzebruch bis zum Dezember 1953 in Princeton gelegt. Anfang 1955 habilitierte er sich in Münster mit gerade mal 27 Jahren.

1956 wurde Hirzebruch nach Bonn berufen, wo er fortfuhr, Beziehungen zwischen Algebraischer Geometrie und Topologie zu entwickeln. 1969 rief er den Sonderforschungsbereich „Theoretische Mathematik" ins Leben. 1980 entstand das Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn, das Hirzebruch initiiert hatte und bis 1995 leitete. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Wolf-Preis für Mathematik (1988), die Aufnahme in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste (1991), das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern (1993) und die Cantor-Medaille (2004).

Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) wurde 1890 gegründet und hat 5.000 Mitglieder aus den verschiedensten Berufszweigen: von der DMV-Abiturpreisträgerin bis zum Lehrer, vom Versicherungsdirektor bis zur Mathematik-Professorin. Im Gedenken an ihren ersten Vorsitzenden verleiht die DMV alle zwei Jahre die Georg Cantor-Medaille für herausragende wissenschaftliche Leistungen in der Mathematik.

Ansprechpartner:
Deutsche Mathematiker-Vereinigung
Medienbüro Mathematik

Prof. Günter M. Ziegler
Freie Universität Berlin
Institut für Mathematik
Tel.: 030 / 838 75668
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Thomas Vogt
Freie Universität Berlin
Institut für Mathematik
Tel.: 030 / 838 75657
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Die komplette Presseinformation als PDF finden Sie hier.