Pierre Basieux WirtschaftAusbildung zum Mathematiker:
Univ. München 1965-67; Univ. Graz 1970-75 inkl. Dr.-Arbeit (Operations Research); Nebenfächer Theoretische Physik und Philosophie (Philosophicum).Jetzige berufliche Position:
Selbständiger Unternehmensberater (z.B. für Casinos) und Buchautor (Themen: Roulette; Mathematik-Essays, populärwissenschaftliche)

Frühere berufliche Positionen:
Lehrer & Abiturprüfer (dt. Gymn. & frz. Lycée; nur 3 Jahre); Informatik-Projektleiter (PPC / Production Planning & Control) und dann leitender Manager in Schweizer Konzernen (Logistik-Vorstand). Dann leitender Koordinator bei der Schweizer CIM (Computer Integrated Manufacturing), verantwortlich für Technologietransfer zwischen Industrie und Hochschulen (Betreuung von Dozenten/Assistenzprofessoren zahlreicher Hochschulen/Universitäten inkl. ETHZ & EPFL)

Wie haben Sie Ihre jetzige Stelle gefunden? Wie lange mussten Sie suchen?
Selbst bestimmt (1995; innerhalb von 3 Monaten).

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Welche Rolle spielt die Mathematik dabei?
Spaziergänge, Lesen, Schreiben; Mathematik spielt heute eine untergeordnete Rolle. Mathe-Nachhilfe; kleiner Lehrauftrag (Französisch) in Graz.

Sind Sie mit Ihrem Beruf zufrieden?
Aber klar doch – ich führe ja ein selbst bestimmtes Leben ...

Finden Sie die Mathematik-Ausbildung an der Universität angemessen in Hinblick auf die beruflichen Herausforderungen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Als Basis angemessen; im Beruf müssen weitere Interessen hinzukommen: Sprachen, Anwendungen, Interdisziplinarität, soziale Kompetenz, etc., um Erfolg zu haben.

Wenn Sie noch einmal Abiturient wären, würden Sie dann wieder Mathematik studieren?
Ja; es ist vermutlich die optimale wissenschaftliche Ausbildung, die ein Maximum an Autarkie erlaubt (Unabhängigkeit von teuren Geräten/Laborplätzen, von Denkschulen und Idealismen – vor allem ökonomischen –, usw.)

Was bedeutet Ihnen persönlich die Mathematik?
Vieles – vor allem die Möglichkeit, durch strukturiertes Durchdenken aller möglichen interessierenden Probleme zu Erkenntnissen zu kommen. Es ist die Basis für eine optimale rational-wissenschaftliche Allgemeinbildung auf höherem Niveau.

Haben Sie Zeit (und Lust), sich neben dem Beruf über (für Sie) neue und aktuelle Bereiche der Mathematik zu informieren?
Ja – aber auch über neue Bereiche der Evolution, Bionik, Ökonomie, Ethik usw.

Interessieren Sie sich für philosophische Fragen im Zusammenhang mit der Mathematik?
Ja; philosophische Fragen tangiere ich auch immer wieder in meinen Essays. Zum Beispiel: Die Frage, ob denn die Welt mathematisch sei, habe ich (für mich) zufrieden stellend gelöst: sie ist es nämlich aus völlig trivialen Gründen! (Die Top Seven der mathematischen Vermutungen, 3. Aufl. 2009, Fußnote Seite 168); und der letzte Satz des Essays lautet: „Als sozio-kulturelle Erweiterung und Bereicherung unserer natürlichen Sprache scheint mir die Mathematik in weit höherem Maße weltlich zu sein, als die Welt mathematisch ist.“ Na, wenn das kein guter Grund für eine Rezension in mathematik.de ist ...

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass die Mathematik in der Öffentlichkeit häufig negativ bewertet wird?
Den Hauptgrund sehe ich in einem obsoleten, hoffnungslos veralteten, abstoßenden Mathematikprogramm und -unterricht in den Schulen und Gymnasien.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen genommen haben!