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Verschlingungszahl
Wie definiert man die Verschlingungszahl (engl.: linking number) zweier Knoten? Am einfachsten ist die Verschlingungszahl mit einem unverknoteten Kreis: man denkt sich den unverknoteten Kreis als Rand einer Kreisscheibe und zählt, wie oft der zweite Knoten diese Kreisscheibe schneidet:
linking number 1 |
linking number 2 |
linking number 3 |
(Warum muß man diese Schnitte negativ zählen? Man kann den zweiten Knoten verformen, ohne seinen topologischen Typ zu ändern, so daß z.B. zwei neue Schnitte mit der Fläche dazukommen, ein positiver und ein negativer. Die Anzahl der ohne Vorzeichen gezählten Schnittpunkte würde also nicht vom topologischen Typ der Knoten abhängen, siehe das Tafelbild weiter unten.)
Langer Rede kurzer Sinn:
der unverknotete Knoten ist Rand einer Fläche, die zwei Seiten ('oben' und 'unten') hat.
Die Verschlingungszahl mit einem zweiten Knoten ist definiert als
+ plus die Anzahl von dessen Schnittpunkten von 'unten' nach 'oben' - minus die Anzahl von dessen Schnitpunkten von 'oben' nach 'unten' mit dieser Fläche.
Seifert-Flächen
Um das zu verallgemeinern auf verknotete Knoten, benutzt man das man in jeden Knoten eine Fläche einspannen kann, die sogenannte Seifert-Fläche. Daß es eine solche Fläche gibt, suggerieren die folgenden Bilder von Knoten mit eingespannten Flächen![]() | ![]() |
Konstruktion von Seifert-Flächen
| dann nimmt man (z.B.) die schwarzen Flächen und klebt sie an den Überkreuzungen mit einem getwisteten Band zusammen.
(Die getwisteten Bänder kann man im Bild rechts besonders gut erkennen.)
Man muß ein bißchen vorsichtig sein, weil dieses Konstruktionsverfahren evtl. eine einseitige Fläche liefern kann, z.B. ein Möbiusband, und dann läßt sich positive/negative Richtung nicht definieren. Tatsächlich kann man aber das Konstruktionsverfahren noch ein wenig verbessern und immer eine zweiseitige Fläche bekommen, womit sich die Verschlingungszahl dann definieren läßt. | ![]() |
Wohldefiniertheit
Nachdem man in einen Knoten eine Seifert-Fläche eingespannt, kann man seine Verschlingungszahl mit einem zweiten Knoten definieren: die Verschlingungszahl ist die Anzahl der (je nach Richtung positiv resp. negativ gezählten) Schnittpunkte der Seifert-Fläche mit dem zweiten Knoten. Diese Definition hängt zunächst von einigen 'Wahlen' ab: wir haben eine Seifert-Fläche gewählt (es gibt aber auch andere) und wir haben den zweiten Knoten fest gewählt (man könnte ihn auch verschieben oder irgendwie verformen). Tatsächlich hängt der Wert der Verschlingungszahl aber nicht von diesen beiden 'Wahlen' ab, die Verschlingungszahl ist also "wohldefiniert". Das sieht man am folgenden Bild. Eine Verformung des zweiten Knotens führt entweder zu keinen neuen Schnittpunkten oder (wie im Bild rechts) zu Paaren neuer Schnittpunkte, von denen der eine positiv, der andere negativ gezählt wird. (In der Summe heben sie sich also auf.) Das Anhängen von Henkeln (Bild mitte) and die Fläche ändert die Verschlingungszahl ebenfalls nicht - man kann den zweiten Knoten ja so verschieben, daß er die neuen Henkel gar nicht trifft:






