Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten beschreiben die 6 zusätzlichen Dimensionen in der Stringtheorie. Ein am Mittwoch auf dem ArXiv erschienener Preprint konstruiert nun die 'kleinst-möglichen' Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten.
Bekanntlich geht man in der (supersymmetrischen) Stringtheorie von 10 Dimensionen aus: die 4-dimensionale Raum-Zeit und eine 6-dimensionale kompakte Calabi-Yau-Mannigfaltigkeit (das ist eine
Kähler-Mannigfaltigkeit mit
c1=0).
Es gibt viele Beispiele von Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten, zum Beispiel die Lösungsmenge der Gleichung (in komplexen homogenen Koordinaten, d.h. im
P4(C))
z15+z25+z35+z45+z55=0:

Eine wichtige Invariante von Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten sind ihre Hodge-Zahlen
hp,q.
(Nach deRham-Theorie kann man ja die Kohomologie einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit mittels Differentialformen berechnen, nach dem Satz von Hodge werden Kohomologieklassen durch eindeutige harmonische Formen repräsentiert, wobei Klassen in der k-ten Kohomologie durch harmonische k-Formen repräsentiert werden. Für Kähler-Mannigfaltigkeiten hat man noch eine zusätzliche Gradierung für harmonische k-Formen: wenn eine Form in pVariablen holomorph und in q Variablen antiholomorph ist (mit p+q=k), dann bezeichnet man sie als (p,q)-Form. Entsprechend kann man die k-te Kohomologie zerlegen in die Summe der (p,q)-Kohomologien mit p+q=k. Die Dimension der (p,q)-Kohomologie heißt die (p,q)-Hodgezahl hp,q.)
Einige Beispiele von Hodge-Zahlen verschiedener Kähler-Mannigfaltigkeiten finden sich in
diesem Wikipedia-Artikel (für 4-dimensionale Calabi-Yaus) oder in
diesem (für die Quintik).
Für die oben abgebildete
Quintik sieht der "Hodge-Diamant" so aus:
also
h1,1=1 und
h2,1=101.
Alle bekannten Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten erfüllen
h1,1+
h2,1≤502. Eine Liste der jetzt bekannten Beispiele für die Werte von
h1,1 und
h2,1 zeigt das Bild unten aus
motls.blogspot.com/2011/02/hodge-minimal-calabi-yau-three-fold.html:

Die Frage, ob es Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten mit den minimal möglichen Hodge-Zahlen
h1,1=
h2,1=1 gibt, war bisher offen und sie scheint jetzt gelöst zu sein.
Am Mittwoch erschien auf dem ArXiv der Preprint
The 24-Cell and Calabi-Yau Threefolds with Hodge Numbers (1,1) von
Volker Braun (Dublin), in dem drei verschiedene Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten mit jeweils
h1,1=
h2,1=1 konstruiert werden.
Die Konstruktion benutzt eine Wirkung von SL(2,Z/3Z) auf dem 24-Zell (einem 4-dimensionalen Polytop, Bild oben) und die entsprechende Wirkung auf einer torischen Varietät. Ein Schnitt des antikanonischen Bündels über der torischen Varietät ist eine Calabi-Yau-Mannigfaltigkeit und deren Quotient bzgl. der SL(2,Z/3Z)-Wirkung hat die gewünschten minimalen Hodge-Zahlen.
Sonntag, 27. Februar 2011