Nach der Relotius-Affäre des SPIEGEL hatten wir im Dezember hier und bspw. bei WeiterGen darüber diskutiert, inwieweit Geschichtenerzählen in der Wissenschaft(skommunikation) doch sinnvoll sein kann. In Bayern werden aktuell Unterschriften für ein Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ gesammelt. Es geht vor allem darum, Biotope im ländlichen Raum zu erhalten bzw. anzulegen und so die Artenvielfalt zu sichern. Das Volksbegehren scheint ein großer Erfolg zu werden: am Samstag - immerhin schon dem zehnten Tag - stand die Schlange bis weit auf den Rathausplatz, obwohl der Raum für die Eintragung weit hinten in einer entgegengesetzten Ecke des Rathauses lag und es in Augsburg noch vier andere Bürgerbüros in den verschiedenen Stadtteilen gibt. Nun wird ja gerade das Symbolthema „Bienensterben“ gerne in den Bereich der Fake-News einzusortieren versucht. So empörte sich etwa die vom Landwirtschaftsverlag betriebene Seite topagrar im letzten Wahlkampf das gelegentlich Einstein zugeschriebene Zitat über die Folgen des Bienensterbens stamme gar nicht von diesem, außerdem steige die Zahl der Bienenvölker und die für den Menschen wirklich wichtigen Pflanzen (Getreide) würden nicht von Bienen bestäubt. Die Freie Welt spricht von der „Lüge vom Bienensterben“ und vorsätzlich falschem Alarm: nicht 50% der Bienen, sondern nur 6% der Bienenarten seien vom Aussterben bedroht. Auf der Achse des Guten wird das dann sehr detailliert aufgelistet, mit zehn verschiedenen Abstufungen des Gefährdetseins. Den meisten Abstimmenden dürften solche „Feinheiten“ - unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt - ziemlich egal sein. Man will mehr Hecken und Bäume, Kleingewässer und Blühwiesen. Die Biene ist dafür nicht mehr als ein griffiger Slogan. Eigentlich ein ungeschickt gewählter, ist doch die Artenabnahme bei Tagfaltern oder Fluginsekten deutlich größer als bei den Honigbienen. Aber Biene Maja ist eben doch beliebter als Raupe Nimmersatt und das Ergebnis scheint den Initiatoren recht zu geben. Links: die Ziele des Volksbegehrens und eine Stellungnahme der Leopoldina zum Artenrückgang in der Agrargesellschaft. Bilder von Anna Nagy