In den Mitteilungen der DMV haben wir einen langen Artikel über Open Access und Mathematik veröffentlicht - ein Jahr nach Timothy Gowers' Protest gegen die Preispolitik bei Elsevier-Reed.

Dazu noch ein, zwei Updates: Vor zwei Wochen beschloss der Bundestag eine Reform des Urheberrechts, in der Wissenschaftlern ein Zweitverwertungsrecht für ihre Arbeiten eingeräumt wird, unabhängig davon, ob man einem Verlag die ausschließlichen Nutzungsrechte übertragen hat. Voraussetzungen sind, dass die Arbeit

"im Rahmen einer mindestens zur Hälfte mit öffentlichen Mitteln geförderten Forschungstätigkeit entstanden und in einer periodisch mindestens zweimal jährlich erscheinenden Sammlung erschienen ist".

Unter diesen Umständen darf die Arbeit zwölf Monate nach Erscheinen "in der akzeptierten Manuskriptversion öffentlich zugänglich\" gemacht werden, "soweit dies keinem gewerblichen Zweck dient". Mehr zu diesem Thema und der Diskussion darüber findet man zum Beispiel im detaillierten Blog von unter anderem Heinz Pampel, der am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ im Open Access Koordinationsbüro der Helmholtz-Gemeinschaft arbeitet.

Lesenswert sind auch einige Papiere des Projektes IUWIS (Infrastruktur Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft), ein ehemals DFG-gefördertes Projekt an der Uni unter der Leitung von Rainer Kuhlen.

Hier noch ein Bericht von der Sendung "nano" vom 12.November 2012 zu dem Thema Elsevier-Boycott; zu Wort kommen darin u.a. Helmut Voigt, Leiter der Bibliothek der Humboldt-Universität, und Günter M. Ziegler.

Auch Tim Gowers selbst zieht in einem Blog-Beitrag vom 28.01.2013 eine positive Zwischenbilanz

Vor allem aber sei die Diskussion über Alternativen zum bisherigen wissenschaftlichen Publizieren weit gediehen, schreibt Gowers: für die Mathematik sei ein neues open access-Journal, das „Forum of Mathematics“, gegründet worden; und mit dem „Episcience Project“ werde eine neue Plattform für den peer reviewing-Prozess erprobt. Auch Elsevier habe gewisse Zugeständnisse gemacht: die Unterstützung des Research Works Act eingestellt, alte Ausgaben zahlreicher Zeitschriften verfügbar gemacht, Autoren die Erlaubnis für elektronische Vorabveröffentlichungen im arXiv gegeben und geringfügige Preisreduktionen vorgenommen.

Die grundlegenden Probleme bestünden allerdings weiter: der Druck auf Bibliotheken über so genannte Bündelverträge, die intransparente Preisgestaltung, etc. Deshalb müsse der Boykott auch aufrecht erhalten bleiben. Der Druck, den Elsevier auf Bibliotheken ausübe, könne nur dadurch gebrochen werden, dass noch mehr Bibliotheken davon Abstand nähmen, Knebelverträge von Elsevier zu akzeptieren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler könnten auch dadurch helfen, dass sie ihre Artikel frei verfügbar machten. Last but not least dürfe der Boykott nicht bei Elsevier halt machen, sondern betreffe auch andere Verlage mit ähnlichen Praktiken.

Hintergründe und Details sind auf www.gowers.wordpress.com in Englisch nachzulesen.

Zum Unterzeichnen geht's hier lang: www.thecostofknowledge.com

Andreas Loos

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