Lob des Fünfecks
Mathematisch angehauchte Gedichte
Alfred Schreiber (Hrsg.)
Springer Spektrum 2012, xii + 213 Seiten, 9,99 €
ISBN-10: 3834819549
ISBN-13: 978-3834819543
Leser dieser Rubrik werden sich verdutzt fragen: „Schon wieder? Das Lob des Fünfecks wurde doch bereits im Jahr der Mathematik besprochen?“ Klare Antwort: „Jein!“ Es gab bereits eine Buchbesprechung an dieser Stelle von einem Buch mit gleichem Titel und von demselben Herausgeber, das neue erscheint nun allerdings mit erweitertem Inhalt! Das Büchlein aus dem Jahr 2008 kann inzwischen nicht mehr bezogen werden und so entschied sich Alfred Schreiber, ein neues Buch mit gleichem Titel neben sein inzwischen erschienenes Buch Die Leier des Pythagoras (auch hier besprochen!) zu stellen. im vorliegenden Buch sind 120 Gedichte liebevoll zusammengestellt worden, von denen sich etwa nur die Hälfte im Vorgänger mit gleichem Titel befanden. Selbst den Besitzern des alten „Lobs“ ist also anzuraten, sich das neue Buch zuzulegen, jedenfalls wenn sie, wie ich, eine Liebe zu mathematisch angehauchten Gedichten – um den Untertitel zu zitieren – haben. In fünf Teilen sind die Gedichte angeordnet: Vita mathematica, Nach Küssen gerechnet, Die Zauberschachtel, Euklidische Figuren, Sternenzeit.
Aus der ersten Abteilung lesen Sie bitte „Heut noch zuckt mein Hirn“ von Carl Mikael Bellmann:
Heut’ noch zuckt mein Hirn, mein müdes,
Denkt’s, o Schrecken, an Euklides,
An die Geometrica A B C und C D A,
Denk’ ich jenes alten Liedes,
Leide ich ein Golgatha!
Oder aus der dritten Abteilung ein anonymer Limerick zum Thema „Unsicherheit“, wobei man sich zur Belebung der Phantasie einen Schüler vorstellen kann, dessen Taschenrechner ausgefallen ist:
Ein Bursch fragt: „Wieviel mag’s wohl sein,
wenn die Summe ich bild’ aus zwei Zwein,
Ich vermut’ immer mehr,
es sind vier ungefähr –
doch ich fürcht’ fast, der Wert ist zu klein.“
Wieder einmal ist Alfred Schreiber ein wunderbarer kleiner Gedichtband gelungen, der sich gut an der Seite seiner „Leier des Pythagoras“ macht und sich vor den Klassikern wie Cremers „Carmina Mathematica“ nicht zu verstecken braucht. Sehr empfehlenswert!
Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, Oktober 2012, Band 59, Heft 2
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags
Rezension: Thomas Sonar, TU Braunschweig