die Vermessung der Welt

Die Vermessung der Welt

Daniel Kehlmann
Rowohlt, 2005, 302 Seiten, 19,90 €

ISBN:3-498-03528-2

Daniel Kehlmann ist in seinem neuesten Buch etwas gelungen, was vor ihm nicht allzu vielen geglückt ist. Er hat es geschafft, Mathematik interessant in hervorragende Literatur einzubauen, ohne sie zu trivialisieren oder im anderen Extrem für den Laien absolut unverständlich zu machen.
Er erzählt von einem Treffen zweier großer Naturwissenschaftler, dem Mathematiker und Astronomen Carl Friedrich Gauß (1777-1855) und dem Forscher und Weltreisenden Alexander von Humboldt (1769-1859) im Jahre 1828 bei einem Naturforscherkongress in Berlin. Dieses Treffen hat es tatsächlich gegeben und Gauß weilte auch als persönlicher Gast bei Humboldt in Berlin (14.9.-3.10.1828). Die Geschehnisse während dieses Treffens und vor allem die Gespräche der beiden Wissenschaftsgrößen jedoch, die Kehlmann auf wunderbare und oft komische Weise beschreibt, sind seine Fiktion.
Neben diesem Treffen erzählt Kehlmann anekdotisch vom Leben der beiden, die sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise daran machen die Welt zu erforschen und zu vermessen. Humboldt fährt nach Mittel- und Südamerika, besteigt Vulkane, kriecht in tiefe Höhlen und sucht nach der Verbindung des Orinoko mit dem Amazonas, ja er benutzt oftmals sogar seinen eigenen Körper als Versuchsobjekt, indem er z.B. Gifte trinkt, um deren Wirkung zu untersuchen. Gauß hingegen verlässt seine Heimat so gut wie nie und erarbeitet allein in seinem Kopf ein neues mathematisches Weltbild, indem er beispielsweise widerlegt, dass sich zwei Parallelen nie schneiden können. Humboldts unermüdliche Forschungsmotivation spiegelt sich in seiner Aussage "Wann immer einen die Dinge erschrecken, ist es eine gute Idee, sie zu vermessen." wider, wohingegen Gauß darüber verzweifelt in die falsche Zeit hineingeboren zu sein: "In einer Zeit geboren, verschafft einem einen Vorteil gegenüber der Vergangenheit und macht einen zum Clown der Zukunft."
In einer Rezension von Lyrikwelt steht: "Als federleichten philosophischen Roman kann man Die Vermessung der Welt lesen. Oder als Text, der zur Weiterbeschäftigung einlädt."
Wenn dies von den Lesern tatsächlich umgesetzt wird, ist es Kehlmann neben dem Schreiben eines ganz wundervollen Romans auch gelungen, ein Stück zum Bewahren der mathematischen und naturwissenschaftlichen Geschichte Deutschlands in den Köpfen der Menschen beizutragen, und für beides ist ihm vielmals zu danken.

(Rezension: Joerg Beyer)