mathematische detektivgeschichten

Prof. Stewarts Mathematische Detektivgeschichten

Ian Stewart
Rowohlt Taschenbuch Verlag (18. Dezember 2015), 400 Seiten, 12,99 €

ISBN-10: 3499631083
ISBN-13: 978-3499631085

Uneingeschränkt zustimmen kann ich bei diesem Buch dem Verlagstext „Dieser Band der Sammelsurium-Trilogie bietet wieder kurzweiliges mathematisches Infotainment, das kaum ein Autor so gut beherrscht wie Ian Stewart.“

Als roter Faden durchzieht dieses Buch eine Folge von rund 30 „Detektivgeschichten“. In ihnen lösen die beiden Kriminalisten Hemlock Soames und Dr. Watsup die unterschiedlichsten Fälle (meist allerdings nicht kriminalistischer, sondern mathematischer Provenienz) mit Hilfe der meisterhaften Logik und den teilweise hellseherischen Fähigkeiten des ersteren. Die beiden sind – den Namen nach schon zu vermuten – dem klassischen Detektivpaar Sherlock Holmes und Dr. Watson nachgebildet. Nicht nur mit diesen beiden Gestalten, sondern auch mit dem ihres Gegenspielers, des großen Bösewichts Professor Moriarty (hier bei Stewart Professor Mogiarty) sowie mit der Art der Fälle und deren Lösung hat der Autor in wunderbar ironischer Weise Conan Doyles Geschichten parodiert. 

Das Finden der Lösung dieser „Fälle“ wird hier im Buch zunächst dem Leser anheimgestellt – die notwendigen Kenntnisse dafür bewegen sich fast immer auf dem Niveau einfacher Mathematik und elementarer Logik, bekannte Zahlenrätsel werden originell verpackt. Wer nicht selber Spaß am Knobeln hat: Im Anhang werden die Geschichten fortgeführt und aufgelöst.

Zwischen diesen Geschichten entfaltet der Autor ein Sammelsurium an mathematischen Fakten, Anekdoten, Knobelaufgaben, Zahlenkuriositäten, Grundlagenwissen und allerneuesten Entdeckungen. Der mathematische Schwierigkeitsgrad ist hier weit gestreut.
 
Merkwürdige Phänomene mit mathematischen Daten wie der π- oder der Fibonacci-Tag werden aufgezählt. Einfache Zahlenspiele, magische Quadrate, arithmetisches und harmonisches Mittel sowie der Median, Zahlenfolgen und Potenzsummen verlangen nur Kenntnis der Grundrechenarten. Man liest von narzisstischen und von Pfannkuchenzahlen. Kombinatorische Überlegungen werden z.B. am bekannten 15er-Puzzle vorgeführt, der Satz von Ramsay wird in einer hübschen Geschichte demonstriert. Das Rechnen mit Kongruenzen (Modul-Arithmetik), Anwendungen mit dem euklidischen Algorithmus, quadratische Reste und aktuelle kryptografische Methoden stellen ein wenig höhere Anforderungen.

Auch dem, der tiefer in der Materie steckt, werden Informationen sehr unterhaltsam geboten. Fragen rund um die Goldbach-Vermutung, weitere Hypothesen über Primzahlen und Primzahllücken und die ABC-Vermutung sind  einfach zu beschreibende Probleme der Zahlentheorie, die bis heute nicht oder nur teilweise gelöst sind – hier wird der neueste Forschungsstand kurz vorgestellt.

Wie man wirklich riesige, unvorstellbar große Zahlen aufschreiben kann, wird mit der Knuth'schen Schreibweise erläutert und Graham's Zahl präsentiert. Kaum zu glauben, dass solche Ungeheuer dann doch eine Bedeutung in der modernen Physik haben!

Im 70 Seiten umfassenden Lösungsteil werden zusätzlich viele Quellen genannt.

Rezension: Hartmut Weber (Kassel)