pi und co

π und Co.
Kaleidoskop der Mathematik

E. Behrends, P. Gritzmann, G.M. Ziegler (Hrsg.)
Springer Verlag (2008), 391+ix Seiten, 24,95 €

ISBN: 978-3-540-77888-2

Das Jahr der Mathematik hat einiges hervorgebracht – unter vielem anderen auch dieses Buch. Die Herausgeber wollen, dass das Buch „Schlaglichter“ wirft auf die Mathematik, „nicht als Monographie, nicht als Lehrbuch, sondern als eine ganz bunte Collage.“ Dazu haben die drei Herausgeber 39 Artikel und Buchbeiträge ausgewählt und in Gruppen präsentiert. Unter der Überschrift „Prolog“ finden wir einleitende Aufsätze von Gero von Randow, Albrecht Beutelspacher, Martin Aigner, Günter M. Ziegler und Ian Stewart, bei denen es um die Plätze geht, an denen Mathematik entsteht, um die Frage nach der Eleganz der Mathematik, und schließlich werden die Fragen „Wieviel Mathematik gibt es?“ und, noch viel fundamentaler: „Warum Mathematik?“ gestellt. Dann geht es eigentlich erst richtig los.

In der Rubrik „Dauerbrenner“ finden sich Aufsätze über Primzahlen, Unendlichkeiten, Dimensionen und Wahrscheinlicheiten. Dabei gibt es neben echten Klassikern wie Auszügen aus den Büchern von Richard Courant auch Beiträge moderner Autoren. In der Rubrik „Harte Nüsse“ treffen wir den großen Fermatschen Satz, das „P=NP“-Problem, die Riemannsche Zetafunktion und einen Bericht über die Verleihung der Fields-Medaillen auf dem IMU-Kongress in Madrid. Unter dem Titel „Heiße Themen“ findet sich die Diskrete Optimierung, Google und sein Suchalgorithmus, Finanzmathematik, Kryptographie und Spieltheorie. Unter „Mathematik ohne Grenzen“ lesen wir etwas über das Zaubern, die Mathematik in Kunst, Architektur und Musik, Die Rolle der Mathematik bei Wahlen und schließlich in der Medizin. Die Rubrik „Zugaben: Kurioses aus dem Alltag“ beschließt das Buch mit Auszügen aus Zieglers hervorragender Kolumne „Mathematik im Alltag“ aus den DMV-Mitteilungen.

Die Artikel in diesem Buch sind aus allen möglichen Quellen zusammengetragen worden und waren in den meisten Fällen bereits publiziert. Daraus resultiert ein etwas „buntes“ Erscheinungsbild – verschiedenste Schriftarten und -größen wechseln einander ab und auch stilistisch geht es munter zu. Da werden Passagen aus Büchern wie Was ist Mathematik? von Courant und Robbins, In Mathe war ich immer schlecht ... von Beutelspacher und zahlreichen anderen neben Artikeln aus „Spektrum der Wissenschaft“ oder der Tageszeitung „Die Welt“ oder dem „Computeralgebra Rundbrief“ der Fachgruppe Computeralgebra der GI, DMV und GAMM gestellt. Als Randeffekt dieses Buches lässt sich dabei auch der veränderte Anspruch an graphische Darstellungen erkennen. Kommen Courant und Robbins (4. Auflage 1962) noch mit (wunderschön gestalteten!) Schwarz-Weiß-Bildern aus, so reizen die heutigen, eher populärwissenschaftlich gehaltenen Beiträge schon fast das Auge mit ihrer Unzahl von Photographien oder papageienbunten Computerbildern. Vielleicht geriet der Rezensent wegen dieser großen Breite und Fülle ab und zu in Verwirrung – manchmal vermisst man eine gewisse, etwas strengere Ordnung in diesem Buch.

Das vorliegende Buch lädt förmlich zum Stöbern ein. Es ist bunt, großformatig und abwechslungsreich. Als Geschenk für alle, die sich für die Mathematik und ihre Bedeutung in der Gesellschaft interessieren, eignet sich das Buch ganz hervorragend. Der mathematische Anspruch der Beiträge variiert ebenso wie die behandelten Themen; für offene und lernbegierige Geister ist das Niveau aber nirgendwo zu hoch, so dass sich auch Schülerinnen und Schüler durchaus angesprochen fühlen sollten. Für Lehrerinnen und Lehrer sollte dieses Buch Pflichtlektüre werden!

Rezension: Thomas Sonar, Braunschweig

Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, September 2009, Band 56, Heft 1, S. 255
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags