Die Musik der Primzahlen
Auf den Spuren des größten Rätsels der Mathematik
Marcus du Sautoy
C.H. Beck Verlag, 398 Seiten, 4. Aufl., 23,23 €
Taschenbuch, DTV, 398 Seiten, 15,20 €
ISBN: 3-406-52320-X
ISBN: 3-423-342999-4
Dieses Buch ist ein Bestseller unter den populären Büchern zur Mathematik. Es geht - natürlich - um Primzahlen, doch findet man viel mehr: Primzahlen bilden an vielen Stellen nur den Stichpunktgeber, um die verschiedensten Themen quer durch die (für Laien zugängliche) zeitgenössische Mathematik darzustellen. Auch kommen so gut wie alle bedeutenden Mathematiker der letzten Jahrhunderte vor, sie werden durch die Schilderung ihrer Lebensumstände und durch Anekdoten lebendig.
Das Themenspektrum ist wirklich beeindruckend. Es geht los mit den einfachen Eigenschaften von Primzahlen, den "Atomen" im Reich der Zahlen, bald werden die Zetafunktion und der Stellenwert der Riemannschen Vermutung erläutert, der Zusammenhang zur Kryptographie wird erklärt, ... Quasi zwischendurch kann man etwas über den Gödelschen Unvollständigkeitssatz, das Vierfarbenproblem und viele andere Fragestellungen lernen, die mit Primzahlen zunächst nichts zu tun haben.
Das Buch kann allen empfohlen werden, die schon Grundkenntnisse in Mathematik haben. Insbesondere sollten Mathematikstudenten - ganz besonders die angehenden Lehrerinnen und Lehrer - hineinschauen, denn einen vergleichbaren Überblick findet man nur ganz selten. Auch ohne Vorkenntnisse kann man das Buch mit Gewinn lesen, doch dürfte dann das Wesentliche oft im Dunkeln bleiben.
Der Stil des Autors ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, denn er ist oft etwas reißerisch. Möchte oder muss man gar wissen, dass es "ein heißer, schwüler Augustmorgen" war, an dem Hilbert seine berühmte Rede auf dem Weltkongress in Paris 1900 gehalten hat (Seite 9)? Und woher weiß Sautoy das? Auch werden häufig blumige Vergleiche bemüht, die man nur als gewagt bezeichnen kann. Was zum Beispiel ist mit dem Satz gemeint, dass sich "mit einer Lösung der Riemannschen Vermutung vielleicht Karten von den riesigen, heute noch im Nebel verborgenen Zahlenmeeren anfertigen lassen" (Seite 30)?
Das ist legitim, wenn es die Aufmerksamkeit der Leser länger wachhält. Keiner sollte jedoch frustriert sein, wenn man bei solchen Vergleichen nicht versteht, was eigentlich genau gemeint ist.
(Rezension: Ehrhard Behrends)