Geometrie des Universums
Von der Göttlichen Komödie zu Riemann und Einstein
Robert Osserman
Vieweg, 1997, 188 Seiten, 27,90 €
ISBN: 3528069023
"Heute, da wir auf das Jahr 2000 zugehen, gibt es nur noch wenige Leute, die an eine flache Erde glauben, aber fast die gesamte Weltbevölkerung lebt in der Vorstellung eines flachen Universums."
Dieser paradoxe Befund im Vorwort des vorliegenden Bandes ist Anlass und Ausgangspunkt für eine faszinierende Reise in die Welt der Geometrie. Er diktiert auch die Ziele und Themen der Reise - von der Berechnung des Durchmessers der Erde als Glanzleistung der ägyptischen Geometrie, über die Entwicklung und Präzisierung der Begriffe "flach" und "Krümmung", bis zu Modellen der modernen Kosmologie.
In der Originalausgabe von 1995 hieß der Band "Poetry of the Universe" - der deutsche Titel von der ,,Geometrie des Universums" klingt weniger esoterisch. So oder so: Der Band löst die Versprechen des Titels ein, sympathisch und ohne Hetze, wohl-informiert und wohltuend nicht-technisch, verständlich und lehrreich, frei von Formelsalat und mathematischem Imponiergehabe.
Die vorliegende deutsche Übesetzung erscheint mir mustergültig, mit einem ansprechenden Vorwort von Prof. Stefan Hildebrandt aus Bonn, einer flüssigen Übersetzung und mit Liebe ausgewählten zusätzlichen Illustrationen. Damit liegt ein Reiseführer in die Geometrie des Universums vor, den man möglichst vielen Leserinnen und Lesern wünscht - auch um dem eingangs zitierten paradoxen Befund abzuhelfen. Ich wünsche mir auch, dass aus dem vorliegenden Band so für viele Leser hinter der Geometrie des Universums doch auch die Poesie durchscheint ...
(Nur als ärgerliches, abschreckendes Gegenbeispiel "zum selben Thema" sei der Band "Das Fenster zum Universum" von Leonard Mlodinow (Campus 2002) erwähnt. Dem Rezensenten fällt zu dem metaphern-überladenen Stil des Bandes nur die Bezeichnung "aufgeblasen" ein. Zum Inhalt sei der legendäre Prof. Robert P. Langlands vom Institute for Advanced Study in Princeton zitiert: Prägnant beginnt er seine Rezension in den Notices of the AMS mit dem Satz "Dies ist ein seichtes Buch über ein tiefes Thema, über das der Autor fast nichts weiß". Mehr ist dazu wohl nicht zu sagen.)
(Rezension: Günter M. Ziegler)