Music and Mathematics
From Pythagoras to Fractals
John Fauvel, Raymond Flood, Robin Wilson (Hrsg.)
Oxford University Press (2006), 200 Seiten, 28,99 €
ISBN: 13978-0199298938
Am diesjährigen Ostermontag holte ich wieder einmal – nach langer Zeit – meine alte Gitarre aus der Wohnzimmerecke und begann sie zaghaft zu bespielen. Doch etwas unterschied sich von den Malen zuvor. Zwei Approximationsprobleme, der ich mir im Zusammenhang mit der Gitarre nie offensichtlich bewusst war, lagen plötzlich vor mir, real in meinen Händen: Wie lässt sich die Funktion
Mit der vor kurzem bei Oxford University Press erschienenen Paperback-Auflage von „Music and Mathematics: From Pythagoras to Fractals“ gelang es John Fauvel, Raymond Flood und Robin Wilson, ihreszeichens allesamt Mathematiker, eine äußerst lesenswert kurzweilige Sammlung über das Wesen der Verbindung von Musik und Mathematik zusammen zu bringen. Steckt Musik hinter Mathematik und Mathematik hinter Musik? Fauvel, Flood und Wilson schufen kein fundamentales Lehrwerk zu dieser Thematik, vielmehr riefen sie neben weiteren Musikern, Mathematikern, Physikern und Historikern eine facettenreiche Sammlung von zehn Artikeln ins Leben, die sich im Kleinen jeder einzelne aus der Sichtweise seines Autors mit der Materie Mathematik und Musik beschäftigt und auf äußerst gelungene Weise im Großen zu einem Gesamtwerk zusammenfindet.
Nach einer kurzen Tour d’Histoire von Susan Wollenberg findet sich der Leser in der von Neil Bibby zusammengestellen – auch für musiktheoretisch interessierte Laien gut lesbaren – Entwicklungsgeschichte „Tuning and temperament: closing the spiral“ der Skalen von den Pythagoräern bis in die heutige Zeit und erfährt indirekt, warum die Pythagoräer mit den heutigen Klavieren sicherlich ihre Probleme gehabt hätten. Entourant wird man von J.V. Field in sein mit vielen historischen Skizzen versehenes „Musical cosmology: Kepler and his readers“ begleitet, findet sich in Keplers Welt der Planeten wieder und erfährt von deren kosmischer Kompositionskraft. An dieser Stelle sei angemerkt, dass es mit diesem Buch gelungen ist, die informativen Texte visuell mit einer ausgewogenen Anzahl von Abbildungen in jeder Hinsicht zu bereichern. In Charles Taylors „The science of musical sound“ werden Fragen vom Entstehen der Töne, über den Unterschied von Musik und Lärm bis hin zur Wahrnehmung elektronischer Töne, beispielweise der der Hammond-Orgel, beantwortet. Schon aus der Einleitung dieser Rezension können Sie schließen, dass „Faggot’s fretful fiasco“ von Ian Steward zu meinem Lieblingskapitel avancierte. Stewart führt den Leser in amüsanter Manier durch die Geschichte des (uns schon bekannten) Daniel Strähle sowie dem ebenfalls aus Schweden stammenden Geometer und (in die heutige Zeit übertragen) Betriebswirtschaftler Jacob Faggot, einem Gründungsmitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Möchte man auf einer Gitarre eine gleichtemperierte 12-Ton-Notenskala spielen, lässt sich die rationale Annäherung von \(\sqrt [12]{2}\)
Mit Music and Mathematics: From Pythagoras to Fractals ist den Herausgebern der Versuch einer ganzheitlichen Betrachtungsweise des Gebildes „Musik und Mathematik“ hervorragend gelungen. Sicherlich nicht nur Musiker und Mathematiker werden beim Lesen dieses Werkes einen wahren Genuss empfinden.
Rezension: Oliver Novak, Braunschweig
Quelle: Springer Verlag, Mathematische Semesterberichte, Oktober 2007, Band 54, Heft 2, S. 241
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags